Ermöglicht durch

Biotin

Biotin, ein kürzlich entdecktes wasserlösliches B-Vitamin, ist Coenzym für fünf Carboxylasen, Enzyme, die unter anderem in der Glucose- und Fettverbrennung, Fettsäuresynthese, Gluconeogenese und im Aminosäure-Stoffwechsel eine Rolle spielen. Darüber hinaus wird Biotin an Histone gebunden (H2A, H3, H4), wichtige strukturgebende Proteine in Chromosomen, die sicherstellen, dass die DNA kompakt gefaltet wird, und auf diese Weise zur Stabilität des Genoms beitragen. Biotin wirkt unter anderem eng mit Folsäure, Pantothensäure, Vitamin B12 zusammen. Das Vitamin ist wichtig für gesunde Haut, gesundes Haar und gesunde Nägel. Biotin trägt möglicherweise dazu bei, das Grauwerden der Haare zu verhindern, und kann bei Haarausfall helfen (insbesondere bei Männern). Ein geringfügiger Biotinmangel während der Schwangerschaft erhöht wahrscheinlich das Risiko für angeborene Fehlbildungen.

Quellen

Eier, Leber, Vollkorngetreide, Gemüse.

Anzeichen eines möglichen Mangels

Dünner werdendes Haar, Haarausfall, brüchige Nägel, Bindehautentzündung, Hautinfektionen, trockene Haut, Hautausschlag um Augen, Nase und Mund, verminderte Widerstandskraft.

Indikation

  • Biotinmangel (aufgrund einer Biotinidase-Defizienz, einer erblichen Stoffwechselerkrankung)
  • Erhöhter Biotinbedarf (Nierendialyse, hoher Alkohol- oder Kaffeekonsum, Magenerkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen, Schwangerschaft/Stillen, Rauchen, übermäßiger Verzehr von rohen Eiern)
  • Brüchige Nägel
  • Typ-2-Diabetes (Verbesserung der Blutfette und der glykämischen Kontrolle)
  • Diabetische periphere Neuropathie
  • Seborrhoische Dermatitis, Leiner-Krankheit
  • Muskelkrämpfe bei Hämodialysepatienten
  • Unerklärlicher Verlust des Geschmacksinns
  • Multiple Sklerose

Kontraindikation

Nicht bekannt.

Anwendungsempfehlungen

  • Allgemeine therapeutische Dosierung: 0,5-2,5 mg/Tag
  • Brüchige Nägel: 0,5-2,5 mg/Tag
  • Typ-2-Diabetes: 2-2,5 mg/Tag (vorzugsweise in Kombination mit Chrom)
  • Diabetische periphere Neuropathie: bis 10 mg/Tag
  • Seborrhoische Dermatitis, Leiner-Krankheit: 2-5 mg/Tag
  • Muskelkrämpfe bei Hämodialysepatienten 1 mg/Tag
  • Unerklärlicher Verlust des Geschmacksinns: 5-20 mg/Tag
  • Multiple Sklerose: 100 mg/Tag oder mehr (siehe Literaturverweis 6 und 7)

Wechselwirkungen

  • Verschiedene Medikamente können den Biotinbedarf erhöhen: Sulfa-Antibiotika, Antikonvulsiva (Primidon, Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Valproinsäure), Isotretinoin und die Antibabypille. Die zusätzliche Einnahme von Biotin kann dann angebracht sein.
  • Alpha-Liponsäure verringert möglicherweise die intestinale und zelluläre Aufnahme von Biotin. Die Einnahme von zusätzlichem Biotin kann wünschenswert sein (vorzugsweise zu einer anderen Tageszeit wegen der Resorptionskonkurrenz).
  • Eine hohe Tagesdosis Biotin beeinträchtigt mehrere Immunoassays, die auf der Streptavidin-Biotin-Technologie basieren (siehe Literaturverweis 9).

Sicherheit

Die AI (angemessene Zufuhr) von Biotin für Erwachsene wird auf 30 µg/Tag (Schwangerschaft/Stillzeit 35 µg/Tag) geschätzt, aber für eine gute Genomstabilität kann eine höhere Zufuhr erforderlich sein. Biotin ist ein sehr sicherer Nährstoff, selbst in sehr hohen Dosierungen (bis zu 200 mg/Tag bei Biotinidase-Defizienz). Eine hohe Dosis Biotin kann in manchen Fällen (harmlose) gastrointestinale Beschwerden verursachen. Als allgemeine Zufuhrobergrenze werden 2,5 mg (2500 µg) pro Tag vorgeschlagen. In Studien wurden jedoch ohne Probleme höhere Dosen über lange Zeiträume eingesetzt (z. B. 10 mg pro Tag über 4 Jahre bei diabetischer Neuropathie).

Literatur

  1. Zempleni J et al. Biotin. Biofactors. 2009;35(1):36-46.
  2. Biotin. Monograph. Altern Med Rev. 2007;12(1):73-78.
  3. Fernandez-Mejia C. Pharmacological effects of biotin. J Nutr Biochem. 2005;16(7):424-7.
  4. Zempleni J et al. Biotin requirements for DNA damage prevention. Mutat Res. 2012;733(1-2):58-60.
  5. Albarracin C et al. Combination of chromium and biotin improves coronary risk factors in hypercholesterolemic type 2 diabetes mellitus: a placebo-controlled, double-blind randomized clinical trial. J Cardiometab Syndr. 2007;2(2):91-7.
  6. Heidker RM et al. Intersections of pathways involving biotin and iron relative to therapeutic mechanisms for progressive multiple sclerosis. Discov Med. 2016;22(123):381-387.
  7. Sedel F et al. Targeting demyelination and virtual hypoxia with high-dose biotin as a treatment for progressive multiple sclerosis. Neuropharmacology. 2016;110(Pt B):644-653.
  8. Mock DM. Marginal biotin deficiency is common in normal human pregnancy and is highly teratogenic in mice. J Nutr. 2009;139(1):154-7.
  9. Piketty ML et al. High-dose biotin therapy leading to false biochemical endocrine profiles: validation of a simple method to overcome biotin interference. Clin Chem Lab Med. 2017;55(6):817-825.
  10. Fujiwara M et al. Plasma levels of biotin metabolites are elevated in hemodialysis patients with cramps. Tohoku J Exp Med. 2016;239(4):263-7.
  11. Greenway FL et al. Loss of taste responds to high-dose biotin treatment. J Am Coll Nutr. 2011;30(3):178-81.
  12. Koutsikos D et al. Biotin for diabetic peripheral neuropathy. Biomed Pharmacother. 1990;44(10):511-4.
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