Ermöglicht durch

L-Glutamin

L-Glutamin (2-Amino-4-carbamoylbutansäure) ist die am häufigsten vorkommende nicht-essentielle Aminosäure im menschlichen Körper. Die stärkste körpereigene Synthese erfolgt in Muskeln, Leber, Fettgewebe und Gehirn. Unter bestimmten Umständen (in Zeiten der Regeneration und Rekonvaleszenz, bei starker körperlicher Anstrengung) kann die Glutaminsynthese nicht ausreichen, um den Bedarf abzudecken. Daher wird Glutamin zu den semi-essentiellen oder bedingt essentiellen Aminosäuren gezählt.

Glutamin spielt eine wichtige Rolle im Aminosäure-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel. Als Energiequelle für sich schnell teilende Zellen wie Immunzellen und das Darmepithel ist Glutamin wichtig für das Immunsystem und den richtigen Aufbau und die Regeneration der Darmwand. Glutamin ist zudem auch für die Funktion der Darmbarriere wichtig: Glutamin unterstützt die Bildung der so genannten Tight Junctions (Zonula occludens), spezifischer Proteine, die die Epithelzellen des Darms zusammenhalten und dafür sorgen, dass Partikel aus dem Magen-Darm-Trakt nicht unkontrolliert über die Darmschleimhaut in den Körper gelangen können. Glutamin wird daher häufig zur Bekämpfung des Leaky-Gut-Syndroms (erhöhte Durchlässigeit der Darmschleimhaut) eingesetzt.

Glutamin ist an der Synthese von Proteinen, Nukleinsäuren (DNA, RNA), Neurotransmittern (darunter GABA, Gamma-Aminobuttersäure), Glykogen und Hormonen beteiligt. Außerdem ist Glutamin wichtig für den Säure-Basen-Haushalt (Glutamin erhöht die Ausscheidung von Säuren über die Nieren und steigert die Pufferkapazität des Blutplasmas), den Muskelaufbau und die Ammoniak-Entgiftung im Gehirn. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Einnahme von Glutamin bei (stark) übergewichtigen Personen zur Gewichtsreduktion beiträgt. Bei Ausdauersportlern wirkt Glutamin der Immunsuppression und dem Leaky Gut entgegen. Eine Glutaminergänzung zu den Mahlzeiten verbessert die glykämische Kontrolle bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Zudem schützt die Aminosäure Glutamin die Magenschleimhaut und fördert die Heilung eines Magengeschwürs.

Glutamin ist (zusammen mit den Aminosäuren Cystein und Glycin) ein Baustein für das intrazelluläre Antioxidans Glutathion. Unter stressreichen Bedingungen wird mehr Glutamin benötigt, um die intrazelluläre Glutathionsynthese aufrechtzuerhalten, damit die Zellen ausreichend vor oxidativem Stress geschützt bleiben.

Quellen

Fleisch, Milchprodukte, Eier, Soja, Bohnen, Weizen

 

Indikation

  • Wunden, Verbrennungen, Trauma, präoperativ
  • Entzündungen und Entzündungskrankheiten, (schwere) Infektionen, Kachexie
  • Leaky Gut (-Syndrom), Endotoxämie
  • Ausdauersport
  • Typ-2-Diabetes
  • Übergewicht, Adipositas
  • entzündliche Darmerkrankungen
  • Magengeschwür (z. B. bedingt durch Stress, Medikamente oder eine Helicobacter-Infektion)
  • AIDS
  • Sichelzellenanämie
  • Krebs

Kontraindikation

  • Bipolare Störung
  • schwere Leber- und Nierenerkrankungen
  • Überempfindlichkeit gegenüber Glutamin (möglich bei Überempfindlichkeit gegenüber Mononatriumglutamat/MNG)

Anwendungsempfehlungen

Allgemeine Dosisempfehlung: 5-14 g/Tag bis zu einem (zeitweiligen) Maximum von 0,3-0,5 g/kg pro Tag, eingenommen zwischen den Mahlzeiten (mindestens eine halbe Stunde vor oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit) mit Wasser oder Fruchtsaft (nicht mit eiweißhaltigen Getränken wie Milchprodukten).

Wechselwirkungen

  • Glutamin erhöht die Selektivität und Wirksamkeit von Zytostatika wie die von Methotrexat (Synergie).
  • Glutamin schützt vor den Nebenwirkungen von Zytostatika und Strahlentherapie: Unter anderem senkt Glutamin die durch Cyclophosphamid und Doxorubicin verursachte Kardiotoxizität, hemmt die durch Chemo- oder Strahlentherapie verursachte Stomatitis und gastrointestinalen Beschwerden, schützt vor durch Chemotherapie verursachter peripherer Neuropathie, schützt vor Ösophagitis bei der Strahlentherapie von Lungenkrebs und hemmt die durch Vincristin verursachte Neuropathie.
  • Glutamin reduziert Nebenwirkungen (wie Durchfall) und erhöht die Wirksamkeit von antiretroviralen Medikamenten wie Nelfinavir.
  • Glutamin verstärkt die anabole Wirkung des Wachstumshormons.
  • Glutamin kann die Wirksamkeit von Antipsychotika erhöhen.
  • Der Erhöhung der Darmpermeabilität durch die Einnahme von NSAIDs wird durch Glutamin entgegengewirkt.

Sicherheit

Glutamin-Ergänzungsmittel sind gut verträglich und verursachen keine nennenswerten Nebenwirkungen. Der OSL-Wert (Observed Safe Level), die Höchstdosis für die Langzeitanwendung, beträgt 14 Gramm pro Tag. Die Einnahme von Glutamin in einer Dosis bis zu 50-60 Gramm pro Tag über einen begrenzten Zeitraum hinweg ist wahrscheinlich ebenfalls unbedenklich.

Literatur

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