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Studie: Länger leben mit Taurin

06-09-2023

Taurin ist als semi-essentieller, schwefelhaltiger Nährstoff im menschlichen Körper reichlich vorhanden. Es wird im Körper aus den Aminosäuren Cystein und Methionin synthetisiert. In der Ernährung ist Taurin hauptsächlich in tierischen Quellen wie Meeresfrüchten, Fisch, Geflügel und Fleisch enthalten. Mit zunehmendem Alter nimmt die Taurinkonzentration im Blutserum von Mäusen, Affen und Menschen ab. Beim Menschen sinkt sie um mehr als 80 %. Ob Taurin auch beim Alterungsprozess eine Rolle spielt, wurde nun untersucht. Die Ergebnisse sind bemerkenswert.

Studienaufbau und Ergebnisse

Für diese Studie wurden mehrere Teilstudien mit Mäusen durchgeführt. Zunächst wurde der Einfluss von Taurin (täglich 1000 mg/kg Körpergewicht oral) auf die Lebenserwartung untersucht. Die Gruppe von Mäusen, die Taurin erhielt, lebte deutlich länger als die Kontrollgruppe. Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg um 10 bis 12 % und die Lebenserwartung im Alter von 28 Monaten um 18 bis 25 %.

Anschließend wurde die Wirkung von Taurin (500 mg oder 1000 mg pro Tag) bei Mäusen auf die Zahl der gesunden Lebensjahre untersucht. Zu diesem Zweck wurden mehrere Parameter im Zusammenhang mit der Gesundheit von Knochengewebe, Muskeln, Gehirn, Bauchspeicheldrüse, Fettgewebe, Darm und Immunsystem analysiert. Bei Mäusen, die Taurin erhielten, wurde eine Zunahme der Knochenmasse, der Knochenqualität und der Muskelkraft festgestellt. Das ängstliche Verhalten verringerte sich und die natürliche Neugier nahm zu, die Insulinempfindlichkeit verbesserte sich und die Magen-Darm-Passagezeit beschleunigte sich. Die Zahl der weißen Blutkörperchen ging zurück, was auf eine geringere altersbedingte Entzündungsaktivität hindeuten könnte. Außerdem reduzierte Taurin die altersbedingte Gewichtszunahme bei weiblichen Mäusen um 10 %.

Darüber hinaus wurde die Wirkung von Taurin auf spezifische Merkmale der Alterung bei Mäusen untersucht. Es wurden positive Wirkungen von Taurin festgestellt, wie die Verringerung der zellulären Seneszenz (Zellalterung), die Unterdrückung mitochondrialer Dysfunktion, die Verringerung von DNA-Schäden und der Schutz vor Telomerase-Mangel. Telomerase trägt dazu bei, dass die Telomere ihre Länge beibehalten.

Schließlich wurde eine Assoziationsanalyse anhand der Daten von 11 966 Personen durchgeführt, die an der EPIC-Norfolk-Studie (European Prospective Investigation into Cancer in Norfolk) teilnahmen. Dabei wurde der Zusammenhang zwischen der Konzentration von Taurin und Taurinmetaboliten (umgewandelte Formen von Taurin) im Blut und mehr als 50 verschiedenen Risikofaktoren untersucht. Es zeigte sich, dass eine höhere Taurinkonzentration im Blut mit einem niedrigeren BMI, einem geringeren Verhältnis von Taille zu Hüfte und weniger Bauchfett verbunden war. Höhere Taurinkonzentrationen wurden auch mit einer geringeren Prävalenz von Diabetes mellitus Typ II, niedrigeren Blutzuckerspiegeln und niedrigeren Konzentrationen von C-reaktivem Protein in Verbindung gebracht.

Fazit

Die Taurinkonzentration im Blut nimmt nicht nur im Laufe des Lebens ab, sondern höhere Taurinkonzentrationen scheinen auch eine besondere Schutzfunktion im Alterungsprozess von Mäusen zu haben. Auch beim Menschen wird eine höhere Taurinkonzentration im Blut mit positiven gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung gebracht. Diese Erkenntnisse sind vielversprechend. Es sind jedoch noch klinische, randomisierte Studien erforderlich, um herauszufinden, ob eine Taurin-Supplementierung auch den Alterungsprozess beim Menschen beeinflusst.

Referenz

Singh P, et al. Taurine deficiency as a driver of aging. Science. 2023;380(6649):eabn9257.

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