16-05-2023
Etwa fünf Prozent der adenomatösen kolorektalen Polypen entwickeln sich zu kolorektalem Krebs. In Tierversuchen wurde bereits gezeigt, dass Lactoferrin das Wachstum von Tumoren im Dickdarm hemmen kann. Forscher der Nagoya City University in Japan wollten wissen, ob Lactoferrin das Wachstum von Darmpolypen hemmen kann. Die Ergebnisse dieser Humanstudie zeigen, dass Lactoferrin die Immunaktivität steigern kann und das Wachstum von Polypen verlangsamt.
An der Studie nahmen 104 Personen teil, bei denen zwischen 2002 und 2006 bei einer Darmspiegelung im National Cancer Centre Hospital Tokyo ein oder mehrere Polypen von 5 cm oder weniger gefunden wurden. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt und erhielten ein Jahr lang Lactoferrin in einer Dosis von 1,5 g/Tag oder 3,0 g/Tag oder ein Placebo. Zu Beginn der Studie sowie nach 3, 6 und 9 Monaten wurde eine Blutprobe entnommen, und am Ende der Studie unterzogen sich die Teilnehmer einer weiteren Koloskopie, bei der die Polypen entfernt wurden.
Am Ende der Studie zeigte sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen einem erhöhten Lactoferrinspiegel im Blut, einer gesteigerten Aktivität des Immunsystems und einem Rückgang der Polypengröße. Bei 11 Teilnehmern hatte sich die Polypengröße um 20 % oder mehr verringert (Regression). Sie hatten signifikant höhere Lactoferrinwerte im Serum als die 19 Teilnehmer, bei denen die Polypengröße zugenommen hatte. Bei den übrigen Teilnehmern war die Größe der Polypen unverändert. In den Lactoferrin-Gruppen (1,5 und 3 g) war die Aktivität bestimmter Immunzellen, der so genannten natürlichen Killerzellen (NK), höher als in der Placebo-Gruppe. Bei denjenigen, deren Polypen sich zurückbildeten, war die NK-Aktivität deutlich höher als bei denjenigen mit wachsenden Polypen.
Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass Lactoferrin eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von Darmpolypen und eine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem hat. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Lactoferrin das Wachstum von Darmpolypen zum Teil durch Stimulierung des Immunsystems verlangsamen kann. Da sich ein Teil der kolorektalen Polypen zu einem bösartigen Tumor entwickelt, könnten diese Ergebnisse über die chirurgische Entfernung von Polypen hinaus wichtige Auswirkungen auf die Prävention von Darmkrebs haben. Hierfür sind weitere Forschungen in größeren Populationen erforderlich.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4155176/
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