Das wasserlösliche PQQ (Pyrrolochinolinchinon, engl. Pyrroloquinoline quinone, ein aromatisches heterocyclisches Orthochinon) ist eine mit den B-Vitaminen verwandte Verbindung. Neben seinen antioxidativen, immunmodulatorischen, kardioprotektiven, antihyperlipämischen und antidiabetischen Wirkungen steigert PQQ die Produktion und Aktivität von Mitochondrien, den "Kraftwerken" in den Körperzellen. Zudem hat PQQ neuroprotektive Wirkungen, unter anderem durch seine antioxidative Aktivität und die Stimulierung der körpereigenen Synthese und Freisetzung von NGF, dem Nervenwachstumsfaktor, der für die Bildung und Verzweigung von Nervenzellen wichtig ist. Es gibt Hinweise aus präklinischen Studien, dass PQQ die Parkinson-Krankheit (insbesondere im Frühstadium) hemmen kann. Zu den wichtigen Wirkmechanismen von PQQ gehört die Aktivierung des Signalmoleküls PGC-1α (peroxisome proliferator-activated receptor-γ coactivator-1α), das eine Schlüsselrolle bei der Biogenese und Funktion der Mitochondrien spielt, sowie die Beeinflussung verschiedener Signalwege in der Zelle.
Die Biosynthese von PQQ findet in verschiedenen Bakterienarten im Boden statt. Viele pflanzliche Nahrungsmittel, Milch, Eier und Fleisch enthalten eine kleine Menge PQQ, die nach oraler Aufnahme hervorragend absorbiert wird. Der Mensch nimmt täglich etwa 1-2 mg PQQ mit der Nahrung auf. Es ist möglich, dass auch das menschliche Darmmikrobiom eine minimale Menge an PQQ produziert.
Streng genommen ist PQQ (noch) nicht als essentieller Nährstoff nachgewiesen. Dennoch haben Tierstudien ergeben, dass sich eine Ernährung ohne PQQ negativ auf die Gesundheit auswirkt. Dazu gehören Störungen des Wachstums und der Entwicklung, der Immunität, der Fruchtbarkeit, des Hautzustands und der mitochondrialen Funktionen wie Energieproduktion, Aminosäurestoffwechsel und Fettsäureverbrennung.
PQQ ist ein vielversprechender (Anti-Aging-)Wirkstoff, und neben In-vitro- und Tierstudien werden zunehmend auch Untersuchungen am Menschen durchgeführt. In einer Humanstudie verbesserte eine kurzfristige Supplementierung mit PQQ (0,2-0,3 mg/kg/Tag für 1 bis 3 Tage) bereits signifikant den antioxidativen Status, die mitochondriale Funktion und die Blutwerte der Entzündungsmarker CRP (C-reaktives Protein) und IL-6 (Interleukin-6). Andere Studien am Menschen deuten darauf hin, dass die orale Einnahme von PQQ (20 mg/Tag) unter anderem den LDL-Cholesterinspiegel senkt, sich positiv auf Stress, Schlafprobleme und Müdigkeit auswirkt, die kognitiven Fähigkeiten fördert, bei trockener Haut hilft und der Hautalterung entgegenwirkt.
PQQ ist in (sehr) geringen Mengen in fermentierten Produkten (Natto, Tofu, Miso), Eiern, grünem Tee, Oolong-Tee, Kräutern/Gewürzen (Petersilie, grüner Pfeffer), Gemüse (grüne Paprika, Spinat, (Süß-)Kartoffeln, Kohl, Karotten) und Obst (Kiwi, Papaya, Banane) enthalten. Der PQQ-Gehalt in Lebensmitteln reicht von etwa 3,7 bis 61 ng pro Gramm oder Milliliter (Frischware). Auch in der Muttermilch ist PQQ enthalten (etwa 160 ng/ml).
Eine Supplementierung mit PQQ wird für Kinder, schwangere und stillende Frauen nicht empfohlen.
Allgemeine Empfehlungsdosierung: 2-20 mg/Tag (oder 0,29 mg/kg/Tag).
PQQ ist in den Vereinigten Staaten seit 2009 und in Europa seit 2018 als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Die orale Supplementierung mit PQQ in der empfohlenen Dosis (in Europa maximal 20 mg/Tag) ist sehr sicher. Wissenschaftler glauben, dass auch eine Dosis von bis zu 60 mg/Tag sicher ist; in den USA gilt ein Höchstwert von 50 mg/Tag. In Tierstudien wurde ein NOAEL-Wert (no-observed-adverse-effect-level) von 100 mg/kg/Tag ermittelt.
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