Das aromatische Gewürz Safran besteht aus den getrockneten orangeroten Narben (Stigmen) des Safrankrokus (Crocus sativus aus der Familie der Schwertliliengewächse oder Iridaceae). Mehr als 80% des Safrans werden im Iran angebaut, der Rest in Ländern wie Indien, China, Mexiko, Spanien, Türkei und Griechenland. Safran wird von Hand geerntet, jede Blüte enthält 3 Stigmen, und um ein Kilogramm Safran zu erhalten, sind etwa 150.000 Blüten erforderlich. Das teuerste Gewürz der Welt wird daher auch als „das rote Gold“ bezeichnet. Safran, der einen etwas bitteren Geschmack und einen charakteristischen Geruch zwischen Honig und Heu hat, wird seit über 4.000 Jahren als Farbstoff, Gewürz und Heilmittel eingesetzt. In der altpersischen Medizin wurde Safran für eine Vielzahl von Krankheiten empfohlen, darunter Magen-Darm-Probleme, Epilepsie, prämenstruelles Syndrom, Libidoverlust, Asthma, Schlaflosigkeit, Depressionen, Gedächtnisprobleme und Schmerzen. Heutzutage gibt es Nahrungsergänzungsmittel mit Safran (-Extrakt), die unter anderem bei Depressionen, Morbus Alzheimer, altersbedingter Makuladegeneration und Impotenz eingesetzt werden. Präklinische Studien lassen vermuten, dass eine Supplementierung mit Safran bei noch viel mehr Erkrankungen sinnvoll ist. Um dies zu klären, sollten mehr Humanstudien, darunter auch Dosis-Wirkungsstudien, mit Safranextrakt durchgeführt werden.
Safran enthält unter anderem die Carotinoide Crocetin und Crocin (eine Gruppe von Metaboliten des Crocetins), Picrocrocin (Precursor von Safranal, Metabolit des Carotinoids Zeaxanthin) und Safranal (siehe Abbildung 1).1-5 Crocin und Crocetin sind für die Farbe, Picrocrocin für den Geschmack und Safranal für den Geruch von Safran bestimmend. Dies sind die wichtigsten pharmakologischen Inhaltsstoffe, die für die gesundheitlichen Auswirkungen von Safran verantwortlich sind. Daneben enthält Safran über 150 andere flüchtige und nicht-flüchtige Inhaltsstoffe, so auch Vitamine wie Riboflavin und Thiamin, Mineralien, Carotinoide (Zeaxanthin, Lycopen, alpha- und beta-Carotin) und Bioflavonoide (Quercetin, Kaempferol).
Ein hochwertiges Safran-Ergänzungsmittel enthält Safranextrakt mit einer garantiert hohen Konzentration an Crocin, Crocetin, Picrocrocin und Safranal, zum Beispiel Safranextrakt, der auf mindestens 3,5% dieser bioaktiven Bestandteile (Lepticrosalide) und mindestens 2% Safranal standardisiert ist.5,6
Abbildung 1: Biochemische Struktur der medizinischen Inhaltsstoffe von Safran.(8)
Safran (Crocin, Crocetin, Safranal) besitzt eine starke (dosisabhängige) antioxidative Aktivität, macht freie Radikale unschädlich, fördert die endogene Produktion antioxidativ wirkender Enzyme und schützt vor oxidativem Stress.3,4,9-12 Die antioxidative Gesamtaktivität ist das Ergebnis der Synergie zwischen den Antioxidantien im Safran. In einer humanmedizinischen Pilotstudie führte die Supplementierung mit Safran (zweimal täglich 50 mg über einen Zeitraum von 6 Wochen) zu einer signifikanten Abnahme der Lipidperoxidation (um etwa 37%).13 Teilweise bedingt durch seine antioxidative Aktivität und entzündungshemmenden Eigenschaften schützt Safran vor Ischämie-Reperfusionsschäden unter anderem in Gehirn, Augen, Herz, Muskeln, Magen und Nieren.5,14-17
Safran hat bedeutende entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkungen. Die Supplementierung mit Safran (Crocin, Crocetin) führt unter anderem zu einer Abnahme von Entzündungsenzymen (Cyclooxygenase-1, Cyclooxygenase-2), Senkung der iNOS (inducible nitric oxide synthase, einem proinflammatorischen Protein) und Hemmung des Transkriptionsfaktors NF-kB mit Absenkung entzündungsfördernder Cytokine wie TNF-alpha, IL-6 und IL-1beta.5,8,16,20 Auch gibt es Hinweise darauf, dass Safran das Gleichgewicht zwischen den Th1- und Th2-Zellen (T-Helferzellen) in Richtung der Th2-Zellen verschiebt, was sich bei Entzündungskrankheiten und Depressionen als günstig erweist.8,18,19 Safran (als Wasser- oder Ethanolextrakt) hemmt akute und chronische Entzündungen und wirkt dosisabhängig Schwellungen entgegen.20 Safran (Crocin, Crocetin, Safranal) lindert sowohl Entzündungs- als auch neuropathische Schmerzen.20-22,128 In einer Pilotstudie mit 39 untrainierten erwachsenen Männern führte Safran (300 mg/Tag über einen Zeitraum von 10 Tagen) im Vergleich zum Placebo in den Tagen nach einem intensiven exzentrischen* Muskeltraining zu einer signifikanten Abnahme der Muskelschmerzen. Beobachtet wurden dabei signifikant abgesenkte Plasmaspiegel von Kreatinkinase und Laktatdehydrogenase, Enzymen, die mit Muskelentzündung und erhöhtem Muskelabbau assoziiert sind.23 Safran war bei der Prävention von (verspätet einsetzenden – „DOMS“, Delayed-Onset Muscle Soreness) Muskelschmerzen aufgrund einer Muskelüberlastung wirksamer als Indomethacin (75 mg/Tag).23
Verschiedene Bestandteile im Safran (Crocin, Crocetin, Safranal) haben eine starke antidepressive Wirkung, auch weil sie Entzündungen hemmen, oxidativen Stress reduzieren, die Stressantwort regulieren (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse), die GABA-erge Neurotransmission (GABA = Gamma-Aminobuttersäure) stimulieren und die Wiederaufnahme von Monoamin-Neurotransmittern (Dopamin, Norepinephrin, Serotonin) im Gehirn hemmen.6,8,24-28 Extrakte der Griffel-Narben und der Blütenblätter des Crocus sativus haben die gleiche antidepressive Wirkung.8,25,29-31 In Tierstudien hat sich gezeigt, dass Safran (insbesondere Safranal) beruhigende und angsthemmende Wirkungen hat; Crocin wirkt Zwangsstörungen (obsessive-compulsive disorder bzw. OCD) entgegen.32-34
Tierversuche zeigen, dass Safran (wasserlöslicher Extrakt) eine libidosteigernde Wirkung hat und der Impotenz entgegenwirkt. Diese Wirkungen werden teilweise Crocin und Crocetin zugeschrieben.35 Die Verbesserung der erektilen Dysfunktion ist zum Teil auf einen von Crocetin verursachten Anstieg des gefäßerweiternden Stickstoffmonoxids (NO) zurückzuführen.36
Tierstudien haben gezeigt, dass Safran gut für das Denkvermögen und das Gedächtnis ist (nootropische Wirkung) und vor Lern- und Gedächtnisproblemen schützt, die durch chronischen Stress verursacht werden.4,37,38 Präklinische Studien deuten darauf hin, dass Safran der (altersbedingten) Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten entgegenwirkt, Hirnschädigungen begrenzt und vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Schlaganfall, Morbus Alzheimer, vaskulärer Demenz und Morbus Parkinson und deren Progression schützt.3-5,10,21,37,39-47
Die Neuroprotektion durch Safran wird auch auf die starke antioxidative Aktivität des Crocins und anderer Antioxidantien im Safran, die entzündungshemmende Wirkung (mit reduzierter Proliferation und Aktivität der Mikroglia*), den Schutz vor Apoptose, die Fähigkeit, die Aggregation und Ablagerung (Plaquebildung) von Amyloid-beta* und ebenso die intrazelluläre Akkumulation von Tau-Protein* in neurofibrillären Tangles* (sog. Alzheimer-Fibrillen) zu hemmen, zurückgeführt.3-5,9,39,40,48-51 Darüber hinaus erhöht Safran die Bildung der neuroprotektiven und neurotrophen Proteine BDNF* (brain derived neurotrophic factor), VGF* (ein Neuropeptid) und CREB* (Cyclic-AMP Response Element-Binding Protein).26 Safran senkt den extrazellulären Glutamatspiegel und hemmt NMDA (N-Methyl-D-Aspartat)-Rezeptoren (wie das Alzheimer-Medikament Memantin); die Überaktivität dieser Glutamatrezeptoren führt zu neuronalen Schäden und wird mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht.4,40,52,53 Die Regulation der glutamatergen Neurotransmission durch Safran hilft möglicherweise auch gegen „cognitive deficits*“ (Wahrnehmungs- und Denkstörungen) bei Schizophrenie.4,54 In der präklinischen Forschung wurde zudem nachgewiesen, dass Safran (Crocetin, Dimethylcrocetin) die cholinerge Neurotransmission durch Hemmung der Acetylcholinesterase* erhöht (genau wie das Alzheimer-Medikament Donepezil).4,40,55 Safran besitzt (in hoher Dosis) in Tiermodellen für Epilepsie (Petit mal, Grand mal) krampflösende Wirkung, was zum Teil auf die Beeinflussung der GABA-ergen Neurotransmission zurückzuführen ist.46,56
Wissenschaftler vermuten, dass die neuroprotektive Aktivität von Safran zum Teil durch das physiologische Phänomen der Hormesis (griech.: Anregung, Anstoß) zu erklären ist.57 Bei der Hormesis führt die Exposition gegenüber kleinen (subtoxischen) Dosen phytochemischer Substanzen (wie den Bestandteilen von Safran) in Zellen und Organen zu einer günstigen, adaptiven (hormetischen) Stressreaktion, wodurch Funktionsverbesserungen, eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädigung und Krankheit und eine größere Stressresistenz erreicht werden.58
Experimentelle Studien haben gezeigt, dass Safran (Crocin, Crocetin) die Durchblutung im Auge verbessert und die Photorezeptoren und retinalen Ganglionzellen vor Schädigungen und Apoptose schützt, die durch Glutamat-Exzitotoxizität* und (lichtinduzierten) oxidativen Stress und Entzündungen verursacht werden.47,59-62 Durch diese neuroprotektiven Effekte kann Safran möglicherweise zum Schutz vor degenerativen Netzhauterkrankungen (altersbedingte Makuladegeneration, diabetische Retinopathie, Retinitis pigmentosa, Netzhautablösung etc.) und Glaukom beitragen.62 Dadurch dass Safran (Crocin) Proteine in der Augenlinse (wie z. B. alpha-Kristallin) vor nicht-enzymatischer Glykation* und oxidativer Schädigung schützt, senkt Safran möglicherweise das Risiko für eine diabetische Katarakt*.63
Präklinische Studien deuten darauf hin, dass Safran (Ethanolextrakt, Safranal) das Abhusten von Schleim erleichtert (Expektorans) und den Hustenreiz hemmt (Antitussivum).20,64 In Tiermodellen für Asthma wurde festgestellt, dass ethanolischer Safran-Extrakt (Safranal, Crocetin) Asthma lindern kann, teilweise durch Entzündungshemmung und Immunmodulation (unter Verbesserung des Th1/Th2-Gleichgewichts).19,65,66 In den Atemwegen führt Safran zur Entspannung des glatten Muskelgewebes (vergleichbar mit Theophyllin in gleicher Konzentration), auch durch Aktivieren von beta2-Adrenorezeptoren und Hemmen von Muskarin- und Histamin (H1)-Rezeptoren.67 Safran, der eine entspannende Wirkung auch auf das glatte Muskelgewebe der Blutgefäße, des Magen-Darm-Trakts und der Gebärmutter hat, wird traditionell bei Bluthochdruck, Magen-Darm-Krämpfen und Menstruationsschmerzen empfohlen.67
Wissenschaftler vermuten, dass sich Safran (Extrakt, Crocin, Crocetin, Safranal) zur Prävention und Behandlung des metabolischen Syndroms und von Diabetes und Diabeteskomplikationen (wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber, Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten, Nephropathie, Neuropathie) eignet.68-75 Safran werden außer antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkungen auch antidiabetische, antiobesogene, blutdrucksenkende und lipidsenkende Eigenschaften zugeschrieben.68,76,77 Dabei kann Safran den Appetit hemmen.76,78 Bislang wurden diese Eigenschaften hauptsächlich in präklinischen Studien mit hohen Dosierungen von Safran oder Safranbestandteilen nachgewiesen. Ethanolischer Safranextrakt (Dosis bis 40 mg/kg) hat eine blutzuckersenkende Wirkung und fördert die Regeneration der Insulin produzierenden beta-Zellen bei experimentellem Diabetes.74 In einem Tiermodell für Diabetes mellitus wurde festgestellt, dass die Supplementierung mit Safranal (0,25, 0,5 oder 0,75 mg/kg/Tag) dosisabhängig eine Verbesserung der Hyperglykämie und Hyperlipidämie herbeiführt und den oxidativen Stress reduziert.80 Die Supplementierung mit Crocin (50 oder 100 mg/kg) führte bei Versuchstieren mit Diabetes Typ 2 zu einer signifikanten Absenkung von Blutzuckerspiegel, AGE-Spiegel (advanced glycation end products*) und HbA1c-Wert (Langzeit-Blutzucker) und einer signifikanten Verbesserung der Insulinempfindlichkeit, Dyslipidämie (Senkung des Triglycerid-, LDL- und Gesamtcholesterolspiegels, Erhöhung des HDL-Spiegels) und Mikroalbuminurie.81
Eine hohe Dosis Safran(-extrakt) entspannt die Blutgefäße und senkt den Blutdruck.(67) In einer Tierstudie wurden drei Dosen Safranextrakt (2,5, 5, 10 mg/kg), Safranal (0,25, 0,5, 1 mg/kg) oder Crocin (50, 100, 200 mg/kg) intravenös verabreicht.82 Die Supplementierung mit Safran, Safranal oder Crocin führte bei Tieren mit normalem oder erhöhtem Blutdruck zu einer dosisabhängigen Senkung des mittleren arteriellen Blutdrucks. Eine Tierstudie neueren Datums zeigt, dass eine langfristige Supplementierung mit Safranextrakt (10, 20 oder 40 mg/kg/Tag) den mittleren arteriellen Blutdruck nur bei erhöhtem Blutdruck senkt.83 In einer Human-Pilotstudie mit gesunden Freiwilligen hatte eine Tagesdosis von 200 mg Safran (über den Zeitraum einer Woche) keinen signifikanten Einfluss auf den Blutdruck; dagegen senkte eine Tagesdosis von 400 mg den systolischen Blutdruck signifikant um 10 mmHg und den mittleren arteriellen Blutdruck um 5 mmHg.84
Safran ist daneben auch vorteilhaft für Herz und Blutgefäße, da er den Cholesterol- und Triglyceridspiegel senkt, die Atherosklerose hemmt, den oxidativen Stress senkt und Entzündungen hemmt.5,46,85 In Tierstudien wurde festgestellt, dass Safranextrakt (50, 100 oder 200 mg/kg/Tag) vor (fatalen) Herzrhythmusstörungen nach einem Herzinfarkt schützt.67,86 Safran schützt möglicherweise vor beschleunigter Atherosklerose aufgrund des metabolischen Syndroms oder Diabetes Typ 2. In einer Humanstudie führte die Supplementierung mit Safran (100 mg/Tag über einen Zeitraum von 12 Wochen) im Vergleich zu einem Placebo bei Erwachsenen mit metabolischem Syndrom zu einer signifikanten Abnahme von Antikörpern gegen die Hitzeschockproteine* Hsp27 und Hsp70.74 Insulinresistenz und damit einhergehender oxidativer Stress können zur Autoimmunität gegenüber Hitzeschockproteinen führen. Die Autoimmunität gegenüber diesen Stressproteinen ist mit (Fortschreiten der) Atherosklerose assoziiert.75,87
In-vitro- und Tierstudien zeigen, dass Safranextrakt (in hohen Dosen) antikarzinogene, antimutagene, immunmodulierende und lebensverlängernde Wirkungen hat, die zum Teil dem hohen Carotinoid-Gehalt im Safran zugeschrieben werden.88-96 In einer Human-Pilotstudie erhielt eine kleine Gruppe Krebspatienten mit Lebermetastasen neben der Chemotherapie ein Safran-Supplement (zweimal täglich 50 mg) oder ein Placebo.97 Die Supplementierung mit Safran schien sich bei einigen Patienten günstig auf den Krankheitsverlauf auszuwirken, doch war die Studie zu klein, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Wissenschaftler halten Safran für ein vielversprechendes phytotherapeutisches Mittel gegen Krebs und erachten die weitere Forschung als wünschenswert.98,99
* = Erläuterung der Begriffe siehe Textende
Safranextrakt (2×15 mg/Tag Hydroethanolextrakt) ist für die Behandlung depressiver Störungen (in leichter bis mittelgradiger Ausprägung) geeignet. Dies ist die Schlussfolgerung von zwei Metaanalysen von 5 bzw. 6 qualitativ hochwertigen randomisierten klinischen Studien mit einer Dauer von 6 bzw. 8 Wochen.8,25 Um die Wirksamkeit der Safran-Supplementierung zu evaluieren, setzten die Studien die HAM-D-Depressionsskala (Hamilton Depression Rating Scale) ein. Die antidepressive Wirkung von Safran wurde in verschiedenen placebokontrollierten Studien nachgewiesen.8,25,29,100 Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Safranextrakt (2 x 15 mg/Tag) gegen Depressionen (und Angstzustände) ebenso wirksam ist wie die regulären Antidepressiva Fluoxetin (20 mg/Tag), Citalopram (20 mg/Tag) und Imipramin (100 mg/Tag), aber keine signifikanten Nebenwirkungen hat wie z. B. sexuelle Funktionsstörungen oder potentielle oder potentielle suizidale und homizidale Tendenzen.8,25,29,101-104 Die Wirksamkeit der verschiedenen Safranextrakte, die in den Studien eingesetzt wurden, dürfte etwa gleich groß sein.8
In einer klinischen Studie wurde Safran (2×15 mg/Tag) mit Citalopram (100 mg/Tag) an 66 Erwachsenen mit mittelgradigen depressiven Störungen und Angstzuständen verglichen.104 In der Safrangruppe profitierten 73% von der Safran-Supplementierung (?50% Absenkung des HAM-D-Scores auf der Hamilton Rating Scale for Depression) und bei 63% kam es zur vollständigen Remission (HAM-D-Score ?7).104 Die Angstgefühle nahmen ebenfalls ab, wobei der HAM-A-Score (Hamilton Rating Scale for Anxiety) von 19,7 auf 7,6 zurückging. Die Supplementierung mit Safran führt in der Regel bereits schon nach einer Woche zu einer signifikanten Verbesserung der depressiven Symptome, wobei die Beschwerden im Verlauf der darauf folgenden Wochen weiter abnehmen.8
Eine Pilotstudie am Menschen zeigt, dass Safran auch gegen postnatale Depressionen wirkt.6 Vierundsechzig Frauen im Alter von 18-45 Jahren mit postnataler Depression leichter bis mittelschwerer Ausprägung (Score ?18 auf der 17 Testfragen umfassenden Hamilton Depression Rating Scale, HDRS17) nahmen über einen Zeitraum von 6 Wochen Safranextrakt (2 x 15 mg/Tag mit mindestens 3,5% Lepticrosaliden) oder Fluoxetin (2×20 mg/Tag) ein. Safranextrakt und Fluoxetin waren gegen postnatale Depression gleich wirksam, jedoch war die Einnahme von Fluoxetin mit signifikant mehr Nebenwirkungen verbunden (Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Schläfrigkeit, Verstopfung, Schwitzen, ohne ihre bereits erwähnten Gefahren zu berücksichtigen). In der Safrangruppe (32 Frauen) war der HDRS-Score bei allen Frauen um mindestens 25% gesunken; 13 Frauen (40,6%) profitierten deutlich von Safranextrakt (Abnahme des HDRS-Scores um ?50%); bei 6 Frauen (18,8%) kam es zur vollständigen Remission (HDRS-Score ?7).6 Folgeuntersuchungen sind angebracht, um die optimale Behandlungsdauer und Dosis von Safranextrakt noch besser bestimmen zu können.8
In einer klinischen Studie (Veröffentlichung steht noch aus) nahmen 128 gesunde Männer und Frauen (Alter 18-70 Jahre) Safranextrakt (standardisiert auf 3,5% Lepticrosalide) oder ein Placebo ein. Die Supplementierung mit Safranextrakt (2 x 14 mg/Tag über einen Zeitraum von 4 Wochen) führte im Vergleich zum Placebo zu einer signifikanten Abnahme der negativen Gefühle und Stress- und Angstsymptome. Die Teilnehmer hatten durch die Einnahme von Safranextrakt positivere Gefühle und mehr Energie.129
Die Supplementierung mit Safran hemmt möglicherweise den Rückgang kognitiver Fähigkeiten bei der Alzheimer-Krankheit. Die Ergebnisse verschiedener (Pilot-)Studien am Menschen mit Alzheimer-Patienten sind ermutigend.39,48 In einer Phase-II*-Studie erhielten 54 Alzheimer-Patienten über einen Zeitraum von 22 Wochen Safranextrakt (30 mg/Tag mit 0,23-0,3 mg Safranal und 3,3-3,5 mg Crocin) oder den Acetylcholinesterasehemmer Donepezil (10 mg/Tag).39 Nach 22 Wochen kamen die Forscher zu dem Schluss, dass Safranextrakt bei leichtem bis mittelgradigem Alzheimer ebenso gut wirkt wie Donepezil, festgestellt anhand der Alzheimer’s Disease Assessment Scale (Alzheimer-Bewertungsskala). Eine placebokontrollierte Studie (mit 46 Teilnehmern) derselben Forschungsgruppe zeigt ebenfalls, dass Safranextrakt (30 mg/Tag über einen Zeitraum von 16 Wochen) das Fortschreiten der Krankheit bei leichtem bis mittelgradigem Alzheimer signifikant hemmt.48 Um die Wirkungen von Safran auf das Denkvermögen und die klinischen Symptome zu verfolgen, machten die Forscher von folgenden Verfahren Gebrauch: MMSE (Mini-Mental State Examination), ADAS-cog (AD Assessment Scale – cognitive subscale) und CDR-SB (Clinical Dementia Rating Scale – Sums of Boxes).
Safranextrakt scheint selbst bei schweren Formen der Demenz zu wirken. Bei 68 Probanden (60 Jahre und älter) mit mittelgradigem bis schwerem Alzheimer (MMSE-Score 8-14) wurde Safranextrakt (30 mg/Tag) mit Memantin (20 mg/Tag), einem NMDA-Rezeptorantagonist, verglichen.40 Während der klinischen Studie, die ein Jahr dauerte, wurden die Probanden jeden Monat mithilfe der Verfahren SCIRS (Severe Cognitive Impairment Rating Scale) und FAST (Functional Assessment Staging) beurteilt. Beide Behandlungen verlangsamten den Rückgang kognitiver Fähigkeiten, wobei die Forscher keinen signifikanten Unterschied zwischen der Wirkung von Safranextrakt und Memantin feststellten.40 Safran hat den Vorteil, dass sein Sicherheitsprofil besser ist als das von Memantin. Ob Safran bei Alzheimer-Patienten auch das Verhalten und die psychiatrischen Symptome wie z. B. Depressionen günstig beeinflusst, wurde noch nicht untersucht. Auch ist noch nicht bekannt, ob Safranextrakt gegen den Rückgang kognitiver Fähigkeiten hilft, wenn diesem andere Ursachen wie Morbus Parkinson, Hirnverletzungen, Schlaganfall oder Schizophrenie zugrunde liegen.4
Drei Pilotstudien am Menschen mit Patienten mit beginnender AMD liefern den wissenschaftlichen Beweis, dass Safranextrakt das Fortschreiten der Krankheit hemmt, dass seine neuroprotektive Wirkung bei langfristiger Supplementierung fortbesteht (und bei deren Absetzen verschwindet) und dass Safran auch bei Patienten mit einer erblichen Genmutation wirksam ist.105-107 Die altersbedingte Makuladegeneration ist eine neurodegenerative Erkrankung der Netzhaut mit Fehlfunktion und Degeneration der Photorezeptoren. In der Pathogenese der Augenerkrankung spielen oxidativer Stress und eine chronische Entzündung eine wichtige Rolle. In der ersten Pilotstudie nahmen 25 Senioren mit früher Makuladegeneration ein Ergänzungsmittel mit Safran (20 mg/Tag über einen Zeitraum von 3 Monaten) oder ein Placebo ein. Die Supplementierung mit Safran führte zu einer signifikanten Verbesserung der Makulafunktion, gemessen mit einem fokalen Elektroretinogramm (fERG), und einer kleinen signifikanten Verbesserung der Sehschärfe, festgestellt mit der Snellen-Karte (Buchstabentafel).105
In der zweiten Pilotstudie nahmen 29 Probanden (Alter 55-85 Jahre) mit früher Makuladegeneration Safranextrakt (20 mg/Tag) über einen viel längeren Zeitraum von 12 bis 16 Monaten ein.106 Alle 3 Monate wurde die Makulafunktion und die Sehschärfe untersucht. Drei Monate nach Beginn der Safran-Supplementierung hatten sich im Vergleich zur Ausgangssituation die Makulafunktion und die Sehschärfe (Zunahme um 2 Reihen auf der Snellen-Karte) signifikant verbessert. Diese Verbesserungen blieben während des ganzen restlichen Supplementierungszeitraums erhalten.106 Alle Teilnehmer der Studie merkten deutlich, dass sie besser sehen konnten, und gaben an, dass sich ihre Lebensqualität verbessert hatte.
In der dritten Pilotstudie wurde Safranextrakt (20 mg/Tag über einen Zeitraum von ca. 11 Monaten) an 33 Senioren (durchschnittliches Alter 68,4 Jahre) mit früher Makuladegeneration in beiden Augen getestet, deren Krankheitsbild mit einem CFH (complement factor H)-Polymorphismus* oder ARMS2 (age-related maculopathy susceptibility protein 2)-Polymorphismus* assoziiert war.107 Auch bei diesen Senioren trat eine signifikante Verbesserung der Makuladegeneration ein; die Wirksamkeit der Safran-Supplementierung war unabhängig davon, ob ein CFH- oder ARMS2-Genotyp (homo- oder heterozygot) vorlag. Das ist bemerkenswert, weil bereits früher festgestellt worden war, dass die AREDS-Augenformel (Nahrungsergänzungsmittel mit Zink, Beta-Carotin, Vitamin C und Vitamin E) zwar bei Menschen mit dem ARMS2-Genotyp hilft, aber bei Menschen mit dem CFH-Genotyp (insbesondere in der homozygoten Form) viel weniger vor dem Fortschreiten der altersbedingten Makuladegeneration schützt.107,108
Es ist noch nicht bekannt, ob eine Safran-Supplementierung bei späteren Stadien der altersbedingten Makuladegeneration signifikanten Schutz bietet und welches die optimale Dosis Safran(extrakt) für diese Augenkrankheit wäre.106
Lichtinduzierter oxidativer Stress spielt wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Progression des primären Offenwinkelglaukoms* (POWG). Erstmals wurde in einer placebokontrollierten Human-Studie nachgewiesen, dass die orale Supplementierung mit Safran (Wasserextrakt, 30 mg/Tag über 1 Monat) zu einer signifikanten Senkung des Augendrucks beim POWG führt; dieser Effekt ist ab 3 Wochen messbar.61 Versuchspersonen mit stabilem POWG erhielten neben der Standardtherapie (Timolol- und Dorzolamid-Augentropfen) Safranextrakt oder ein Placebo. In der Safrangruppe war der Augendruck nach 3 Wochen auf 10,9 mmHg gefallen, verglichen mit 13,5 mmHg in der Kontrollgruppe. Die Forscher sind neugierig, ob Augentropfen mit Safranextrakt den Augendruck auch senken können.
Die Supplementierung mit Safranextrakt (30 mg/Tag über den Zeitraum von 8 Wochen) mildert signifikant depressive Beschwerden und andere Symptome des prämenstruellen Syndroms – das ist das Fazit einer placebokontrollierten Studie mit 50 Frauen (20-45 Jahre) mit PMS.127 Bei den depressiven Symptomen (gemessen mit der HAM-D, Hamilton Depression Rating Scale) bzw. den prämenstruellen Symptomen (gemessen mit dem DSR, Premenstrual Daily Symptom Report) betrug der Anteil der Responder (mit mindestens 50% Abnahme des Symptom-Schweregrads) 60% bzw. 76% in der Safrangruppe gegenüber 8% in der Placebogruppe.127 Eine mögliche Erklärung für den Erfolg der Safran-Supplementierung ist die Verbesserung der serotonergen Neurotransmission.
Eine Pilotstudie mit 20 Männern mit Impotenz ergab, dass die Supplementierung mit Safran (200 mg/Tag über 10 Tage) zu einer signifikanten Verbesserung der erektilen Dysfunktion führt.109 Die orale Supplementierung mit einer geringeren Dosis Safran (2 x 30 mg pro Tag) hilft bei Fluoxetin-bedingter erektiler Dysfunktion, während eine placebokontrollierte Pilotstudie gezeigt hat, dass die äußere Anwendung eines Gels mit 1% Safran bei Diabetes-bedingter Impotenz wirksam ist, festgestellt mit dem IIEF-15 (International Index of Erectile Function)-Fragebogen.36,110 Bei Frauen hilft die orale Supplementierung mit Safranextrakt (30 mg/Tag) gegen Fluoxetin-induzierte sexuelle Funktionsstörungen.112
Safran erhöht möglicherweise die männliche Fruchtbarkeit. In einer Pilotstudie mit 52 Männern mit idiopathischer Unfruchtbarkeit führte die Supplementierung mit Safranextrakt (3 x pro Woche 50 mg über einen Zeitraum von 3 Monaten) zu einer signifikanten Verbesserung der Spermaqualität (Morphologie, Beweglichkeit) mit einem Anstieg des Anteils normaler Samenzellen von 26,5% auf 33,9%.111
Safranextrakt (183,5 mg/Tag) sorgt neben einer Stimmungsverbesserung auch für eine signifikante Verringerung des Appetits und der Lust auf Snacks und macht dadurch das Abnehmen leichter. Dies ist das Fazit einer placebokontrollierten, über 2 Monate laufenden Studie mit 60 übergewichtigen Frauen, die nicht auf Diät waren.78 Während in der Kontrollgruppe das Körpergewicht unverändert blieb, hatten die Frauen in der Safrangruppe nach 8 Wochen etwa ein Kilogramm abgenommen, nach eigener Aussage durch den stärkeren Verzicht auf Zwischenmahlzeiten. Dass Safranextrakt beim Abnehmen hilft, liegt vermutlich auch an der Hemmung der intestinalen Fettresorption (durch Hemmung der Pankreaslipase), dem verminderten oxidativen Stress, der Entzündungshemmung und der Verbesserung des Glucose- und Fettstoffwechsels.76
In den Dosierungen, die in Humanstudien zur Anwendung kamen (20-200 mg/Tag), ist Safran(extrakt) sehr sicher.84,113-115 In einem einzigen Fall kann die Anwendung von Safran mit Nervosität, Übelkeit oder Kopfschmerzen einhergehen.8 Wissenschaftler glauben, dass auch Dosierungen bis 1.500 mg/Tag noch sicher sind, während Dosierungen über 5.000 mg/Tag (sehr) toxisch sind.8,61 In hohen Dosen können die im Safran enthaltenen Carotinoide zu Verfärbungen der Sklera (weiße Augenhaut) und Haut führen.
Acetylcholinesterase: ein Enzym, das unter anderem den Neurotransmitter Acetylcholin im Gehirn abbaut.
Advanced glycation end products (AGEs): irreversibel geschädigte Proteine, Lipide oder Nukleinsäuren (Bausteine der RNA und DNA), die durch die Anbindung von Zuckergruppen (wie z. B. Glucose) an diese Moleküle ohne Beteiligung eines Enzyms entstehen (nicht-enzymatische Glykation). AGEs entstehen unter anderem durch erhöhte Blutzuckerwerte, Alterung und Rauchen.
Amyloid-beta: Amyloid-beta oder beta-Amyloid ist ein Protein-Bruchstück des viel größeren Amyloid-Precursor-Proteins (APP, Amyloid-Vorläuferprotein), das eine wichtige Rolle beim Wachstum und bei der Reparatur von Nervenzellen spielt. Die anomale Aggregation (Plaquebildung) von Amyloid-beta zwischen Nervenzellen im Gehirn ist ein wichtiges Merkmal der Alzheimer-Krankheit.
BDNF: Brain-Derived Neurotrophic Factor, ein Neurotrophin, das für die Funktion der Synapsen und die Vermehrung, Regeneration und das Überleben von Neuronen bedeutsam ist.
Katarakt: Grauer Star, Trübung der Augenlinse.
CFH (complement factor H gen)- / ARMS2 (age-related maculopathy susceptibility protein 2 gen)-Polymorphismus: Vorhandensein einer anomalen Variante (Polymorphismus) des CFH- bzw. ARMS2-Gens, die mit einem signifikant erhöhten Risiko einer altersbedingten Makuladegeneration verbunden ist.
Cognitive deficits (Wahrnehmungs- und Denkstörungen): Störungen in der Verarbeitung von Sinneseindrücken.
CREB: Cyclic-AMP Response Element-Binding Protein ist ein zellulärer Transkiptionsfaktor, dessen Hochregulation unter anderem mit der Verbesserung von Gedächtnis und Depressionen assoziiert ist.
Exzentrisches Muskeltraining: Muskeltraining, bei dem die Muskeln unter Spannung gedehnt werden (Abbremsbewegung).
Phase-II-Studie: Bei einer Phase-I-Studie wird ein neues Medikament zum ersten Mal am Menschen getestet. In Phase-II-Studien wird das Medikament mit einem Placebo oder einem anderen (Standard-) Medikament an Patienten mit einer bestimmten Krankheit verglichen, um festzustellen, welche Wirkungen das Medikament hat und welches die optimale Dosierung ist.
Glutamat-Exzitotoxizität: pathologischer Vorgang, bei dem Nervenzellen infolge übermäßiger Stimulation durch den Neurotransmitter Glutamat geschädigt werden oder absterben.
Hitzeschockproteine: Hitzeschockproteine sind Proteine, die als Reaktion auf einen Stressfaktor (wie Hitze, Kälte, UV-Licht, Schädigung) intrazellulär gebildet werden. Die Hitzeschockproteine werden nach ihrer Molekülmasse unterteilt und bezeichnet.
Mikroglia: Gruppe von Immunzellen im zentralen Nervensystem. Die Aktivierung der Mikroglia spielt bei der Entzündung von Nervengewebe (Neuroinflammation) und neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle.
Neurofibrilläre Tangles (Alzheimer-Fibrillen): siehe Tau-Protein.
Nicht-enzymatische Glykation: siehe Advanced glycation end products (AGEs).
Primäres Offenwinkelglaukom: Augenerkrankung mit Schädigung des Sehnervs (Nervus opticus), einem offenen vorderen Kammerwinkel und erhöhtem (oder manchmal normalem) Augeninnendruck. Der vordere Kammerwinkel enthält das Abflusssystem für die Augenflüssigkeit (Kammerwasser) aus der vorderen Augenkammer (zwischen Augenlinse und Hornhaut). Primäre Glaukome entstehen allein, sekundäre als Folge einer anderen Augenerkrankung oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente oder Augentropfen.
Tau-Protein: ein wichtiges Protein in Nervenzellen. Die anormale Knäuelbildung von Tau-Protein (neurofibrilläre Tangles) schädigt die Nervenzellen und ist charakteristisch für die Alzheimer-Krankheit.
VGF: ein Neuropeptid, das die synaptische Plastizität (die Fähigkeit zur Verbindung zwischen zwei Nervenzellen [Synapsen], um die Stärke der synaptischen Übertragung zu verändern) des Hippokampus begünstigt, eine Rolle im Energiestoffwechsel und in der Homöostase im Gehirn spielt und antidepressive Wirkung hat.