Die Hauptfunktion des Verdauungstraktes (vom Mund bis zum Anus) ist die Aufnahme und Verdauung von Nahrung, die Resorption von Nährstoffen und das Ausscheiden von Abfallprodukten. Darüber hinaus beherbergt der Magen-Darm-Trakt einen wichtigen Teil des Immunsystems (GALT, gut-associated lymphoid tissue – das darmassoziierte lymphatische Gewebe). Der Magen-Darm-Trakt (mit einer Kontaktfläche von 300 bis 400 m2) wird von mehr als 2.000 Arten von aeroben und anaeroben Bakterien, Hefen und Pilzen mit einem Gesamtgewicht von 1 bis 1,5 Kilogramm besiedelt.(1) Der Begriff Mikrobiom bezieht sich auf die Gesamtheit der Mikroorganismen, einschließlich des genetischen Materials (Genom) und der Interaktionen mit der Umwelt, in diesem Fall dem Menschen. Das Mikrobiom in unserem Gastrointestinaltrakt (Darmmikrobiota, mikrobielle Flora oder Darmflora) ist für unsere Gesundheit von großer Bedeutung.(2) Die mikrobielle Flora ist wichtig für die Verdauung der Nahrung und beeinflusst eine Vielzahl physiologischer, immunologischer und neurologischer Prozesse. Die Störung des normalen Gleichgewichts zwischen den verschiedenen Mikroorganismen (Dysbiose), unabhängig davon, ob sie durch eine Infektion (das Eindringen und die Vermehrung pathogener Mikroorganismen) verursacht wurde oder nicht, kann eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen verursachen.(2,3)
Das intestinale Mikrobiom besteht hauptsächlich aus dauerhaften Bewohnern (residente Flora) sowie weiteren Mikroorganismen, die in den Gastrointestinaltrakt einwandern und ihn nach einiger Zeit wieder verlassen (transiente Flora).
Ort |
Zusammensetzung Mikrobiota |
Anzahl Mikrobiota |
Mundhöhle |
Streptococcus, Veillonella, Lactobacillus, Bifidobacterium, Fusobacterium, Staphylococcus, Bacteroides, Corynebacterium, Neisseria, Hefen |
|
Magen pH** 1-2 |
Streptococcus, Lactobacillus, Bifidobacterium, Bacteroides, Enterobacteriaceae, Hefen |
< 102 CFU*/ml |
Duodenum pH 6-7 |
Streptococcus, Lactobacillus, Veillonella, Bacteroides, Bifidobacterium, Enterobacteriaceae, Hefen |
101-3 CFU/ml |
lleum pH 6-7 |
Streptococcus, Lactobacillus, Bifidobacterium, Bacteroides, Clostridium, Enterobacteriaceae, Hefen |
107-9 CFU/ml |
Colon pH 5-7 |
Bacteroides, Eubacterium, Ruminococcus, Coprococcus, Peptostreptococcus, Bifidobacterium, |
1010-12 CFU/ml |
Faeces |
Bacteroides, Eubacterium, Ruminococcus, Coprococcus, Peptostreptococcus, Bifidobacterium, Streptococcus, Enterobacteriaceae, Clostridium, Lactobacillus, Veillonella, Hefen |
1010-12 CFU/g |
Tabelle 1: Zusammensetzung des menschlichen Darmmikrobioms(1)
* CFU: Colony Forming Units (Anzahl lebender Mikroorganismen, die in der Lage sind, sich zu vermehren und eine Kolonie zu bilden)
** pH: pH-Wert (Maß für den sauren oder basischen Charakter einer wässrigen Lösung)
Eine gesunde mikrobielle Flora (siehe Tabelle 1) ist durch ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Symbionten (Mikroorganismen mit gesundheitsfördernden Eigenschaften wie Lactobacillus und Bifidobacterium), Kommensalen (Mikroorganismen, die weder gut noch schlecht für die Gesundheit des Wirts sind) und Pathobionten (potenzielle Krankheitserreger wie Clostridium) gekennzeichnet.(1,4) Bei einer Dysbiose kommt es zu einer Abnahme der Menge an Symbionten und/oder einer Zunahme der Menge an Pathobionten, was unter anderem den Verdauungsprozess stört und das Immunsystem aktiviert (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Die mikrobielle Darmflora beeinflusst die intestinale Immunreaktion.(1,4)
Die Darmflora wird in den ersten Lebensjahren gebildet und ist ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr nahezu stabil; in dieser Zeit kann es zu einer (chronischen) Dysbiose kommen, z. B. wenn ein Kind per Kaiserschnitt geboren wurde.
Tabelle 2 listet eine Reihe von Faktoren auf, die eine (akute) Dysbiose fördern. Eine Dysbiose kann mit (gastrointestinalen) Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Krämpfen, Verstopfung, Durchfall, Candidose und Halitosis (Mundgeruch) einhergehen. Eine Dysbiose kann die Barrierefunktion der Darmwand herabsetzen (Erhöhung der Darmpermeabilität oder Leaky Gut) und die Resistenz gegen Infektionen verringern. Dysbiose ist mit mehr als 25 (chronischen) Erkrankungen assoziiert; die Assoziation ist sehr ausgeprägt für entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), RDS (Reizdarmsyndrom), eine (rezidivierende) Clostridium-difficile-Infektion, Kolorektalkarzinom, Allergie/Atopie, Zöliakie, Typ-1- und Typ-2-Diabetes und Adipositas.(2) Andere Erkrankungen/Komplikationen mit einem möglichen Zusammenhang zu Anomalien des Darmmikrobioms sind Morbus Alzheimer, Morbus Parkinson, ADHS, Autismus, Depressionen, Angststörungen, chronisches Müdigkeitssyndrom, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Divertikulose, Frailty-Syndrom bei älteren Menschen, Transplantatabstoßung, Multiple Sklerose, nicht-alkoholische Fettleber/Steatohepatitis, Brustkrebs, rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis) sowie Polio- und Retrovirus-Infektionen.(1,2,5-7)
Falsche Ernährung (z. B. hohe Aufnahme von raffinierten Kohlenhydraten, tierischem Eiweiß und Alkohol, geringe Ballaststoffzufuhr) Psychischer und physischer Stress Infektionen des Magen-Darm-Trakts Verdauungsstörungen Verstopfung/Durchfall Darmoperation, Bestrahlung Toxische Belastung (z. B. durch Schwermetalle) Alterung Rauchen Medikamenteneinnahme (Antibiotika, Magensäurehemmer, NSAIDs, Cortikosteroide, Anti-Baby-Pille, Zytostatika, Narkosemittel) |
Tabelle 2: Faktoren, die eine Dysbiose fördern
Ob die Dysbiose zur Entstehung und zum Fortschreiten einer Erkrankung beiträgt oder eher die Folge davon ist, ist nicht immer klar. Die Erforschung möglicher kausaler Zusammenhänge ist in vollem Gange. Dabei stellt bereits die Definition, was eine ausgewogene oder unausgewogene mikrobielle Flora ist, eine enorme Aufgabe dar.(2)
Probiotika fördern eine gesunde mikrobielle Darmflora.(3) Die Weltgesundheitsorganisation definiert Probiotika (“für das Leben”) als lebende Mikroorganismen, die – wenn sie in ausreichender Menge aufgenommen werden – der Gesundheit des Wirts zugute kommen. Dabei handelt es sich in der Regel um Milchsäurebakterien der Gattung Lactobacillus oder Bifidobacterium; sie werden aus dem Darmmikrobiom gesunder Menschen isoliert oder traditionell für die Herstellung fermentierter Milchprodukte verwendet. Probiotika halten sich im Allgemeinen nur vorübergehend (bis zu einigen Wochen) im Magen-Darm-Trakt auf; es sind transiente Symbionten, die eigene (spezifische) gesundheitliche Wirkungen entfalten und die Aktivität der residenten Symbionten beeinflussen und ihnen ermöglichen können, gegenüber Pathobionten wieder an Boden zu gewinnen.(3,8-10) Wenn eine Langzeitwirkung gewünscht ist, sollte eine Nahrungsergänzung mit Darmsymbionten (Probiotikum) über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.(10)
Man sollte genau wissen, aus welchen Bakterienstämmen ein Probiotikum besteht. Die Wirksamkeit und die gesundheitsfördernden Eigenschaften eines Probiotikums sind nämlich weitgehend stammspezifisch.(3,8) Unter den Bakterien, die der Bakteriengruppe der Milchsäurebakterien, Bakteriengattung (Genus) Lactobacillus und Bakterienart (Species) rhamnosus, zugeordnet werden, ist beispielsweise nur eine begrenzte Anzahl von Stämmen für den Einsatz als Probiotikum geeignet; der wichtigste ist Lactobacillus rhamnosus GG, LGG.(11) In diesem Artikel werden fünf probiotische Bakterienstämme besprochen: Lactobacillus rhamnosus GG, LGG – Lactobacillus acidophilus, LA-5 – Bifidobacterium, BB-12 (B. lactis) – Lactobacillus rhamnosus, GR-1 und Lactobacillus reuteri, RC-14. Diese Bakterienstämme sind seit Jahrzehnten auf dem Markt, werden weltweit von vielen Menschen angewendet und haben wissenschaftlich erwiesene Gesundheitswirkungen. Die Bakterienstämme erfüllen wichtige Kriterien für Probiotika:(1,3,9,12-16)
Probiotika haben eine Vielfalt von Eigenschaften:(1,3,5,6,8-11,17,18)
Wissenschaftler gehen davon aus, dass Probiotika generell in einer Mindestdosis von 100 Millionen bis 10 Milliarden CFU pro Tag eingenommen werden sollten, um wirksam zu sein.(8,16,32) Höhere Dosen können noch wirksamer sein und sind sicher. Es wurden Studien mit Dosen von bis zu 75 Milliarden CFU pro Tag oder sogar 2 Billionen (1012) CFU pro Tag durchgeführt, bei denen keine negativen Auswirkungen beobachtet wurden.(137,138) Und in Relation zu den großen Mengen an Mikroorganismen, die unseren Darm bevölkern (siehe Tabelle 1), erscheinen Dosen von vielen Milliarden sicher nicht zu hoch. Streng genommen muss für jeden Bakterienstamm ermittelt werden, in welcher Dosierung (und für welche Zielgruppe und welche Behandlungsdauer) er eine spezifische therapeutische Wirkung hat.(33) Auch wenn bekannt ist, dass Probiotika eine größere Wirkung haben, wenn sie in höheren Dosen eingenommen werden, wurden bisher nur wenige Dosis-Wirkungs-Studien mit einzelnen Bakterienstämmen durchgeführt.(8) Auch individuelle Faktoren (Magen-pH, Darmperistaltik, vorhandene Darmflora, Ernährung) bestimmen die Wirkung der Supplementierung.
Die Bakterienstämme LGG, BB-12 und LA-5 sind in Form eines probiotischen Joghurts oder fermentierter Milch vielfach untersucht worden, aber natürlich sind sie auch in Form eines Nahrungsergänzungsmittels wirksam.(33) Für die Wirksamkeit von Laktobazillen wie LGG und LA-5 spielt die Verabreichungsform keine Rolle; Bifidobakterien wie BB-12 haben möglicherweise eine etwas größere Wirkung, wenn sie in Form eines probiotischen Joghurts verabreicht werden.(33,34) Laktobazillen wie LGG erhöhen die Effektivität der Supplementierung mit BB-12 (mit erhöhter Bindung an das Darmepithel und vermehrter Schleimbildung).(35)
Ein Probiotikum kann für einige Tage oder Wochen eingenommen werden, z. B. aufgrund einer Antibiotika-Behandlung, es kann aber auch über einen längeren Zeitraum bei chronischen Gesundheitsproblemen eingesetzt werden. Probiotika haben das Gütesiegel “generally recognized as safe” (GRAS) und sind auch für Kinder, Schwangere und ältere Menschen sicher.(3,8,32,36) Bei schwerkranken Menschen kann jedoch Vorsicht geboten sein. Der mit Abstand wichtigste Grund für die Nicht-Einnahme von Probiotika ist eine (schwere) Immunschwäche.(1,3,8,37) Die Einnahme von LGG während der Schwangerschaft oder Stillzeit wurde mit einem signifikant reduzierten Risiko für vorzeitige Wehen bzw. einer erhöhten immunprotektiven Aktivität der Muttermilch assoziiert.(36,38,39) In Finnland hat der Verzehr von LGG seit der Markteinführung im Jahr 1990 stark zugenommen; dennoch ist die (sehr geringe) Zahl der gemeldeten Bakteriämien mit Laktobazillen nicht gestiegen.(8,32,39)
Probiotika können bei (gastrointestinalen) Beschwerden eingesetzt werden, die unter anderem auf eine Dysbiose zurückzuführen sind, sie können aber (in geringerer Dosierung) auch vorbeugend verwendet werden. Die Probiotika LA-5 und BB-12 sind dafür sehr gut geeignet; sie wirken sich positiv auf die Darmflora aus, modulieren das Immunsystem, unterstützen die Verdauung und verbessern das Defäkationsmuster.(13,40-43)
In einer Gruppe gesunder junger Frauen verbesserte der Verzehr von LA-5 (0,3 Mrd. CFU/Tag) und BB-12 (1 Mrd. CFU/Tag) die Defäkationshäufigkeit und die Menge und Eigenschaften des Stuhls (Abnahme des pH-Wertes, mehr Bifidobakterien und weniger Clostridium-Bakterien).(41)
In einer placebokontrollierten Crossover-Studie tranken gut 40 junge Frauen (Durchschnittsalter 21 Jahre) 2 Wochen lang täglich ein Milchgetränk mit BB-12 (1 Mrd. CFU/Tag).(43) Dies führte zu einer Erhöhung der Defäkationshäufigkeit (bei Frauen mit und ohne Obstipationsneigung), zu einer Erhöhung der Stuhlmenge und zu einer Verbesserung von Farbe, Geruch und Konsistenz des Stuhls. Die Supplementierung mit BB-12 führte zu einer signifikanten Erhöhung des Prozentanteils Bifidobakterien im Stuhl. Achtzehn Frauen, die eine höhere Dosis BB-12 einnahmen (3 Mrd. CFU/Tag über den Zeitraum einer Woche), vertrugen es hervorragend. Die BB-12-Supplementierung führte zu keinerlei gastrointestinalen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähbauch, Blähungen, Durchfall, Entleerungsdrang oder Borborygmus (grummelndes, blubberndes Geräusch im Bauchraum).(43) In einer dritten Studie mit 48 gesunden jungen Frauen führte die Einnahme eines Milchgetränks, das BB-12 (3 Mrd. CFU/Tag) und LA-5 (1 Mrd. CFU/Tag) enthielt, ebenfalls zu einer signifikanten Verbesserung des Defäkationsmusters.(41)
Viele Schizophrenie-Patienten, die Antipsychotika wie Clozapin einnehmen, leiden unter gastrointestinalen Beschwerden, insbesondere unter Verstopfung. Die Supplementierung mit LGG und BB-12 (jeweils 1 Mrd. CFU/Tag über einen Zeitraum von 14 Wochen) führte im Vergleich zu Placebo zu einer signifikanten Verbesserung des Stuhlgangs, wahrscheinlich teilweise aufgrund immunmodulatorischer Effekte und der Verbesserung der Darmbarrierefunktion.(148,149)
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Zusammensetzung der Darmflora, wobei die Anzahl der Bifidobakterien stark abnimmt.(42) Die Abnahme der Bifidobakterien kann ältere Menschen zu Verstopfung oder Durchfall prädisponieren. Schätzungsweise die Hälfte der älteren Menschen in Pflegeheimen leidet an Verstopfung. In einer placebokontrollierten Studie mit 209 gebrechlichen älteren Menschen, die in Pflegeheimen lebten, verbesserte eine über 7 Monate gehende Supplementierung mit BB-12 (1 Mrd. CFU/Tag in einem Haferdrink) signifikant das Stuhlgangsmuster (höhere Frequenz, bessere Konsistenz), wobei die Anzahl der Tage mit einem normalen Stuhlgangsmuster zunahm und ein höherer Prozentsatz der älteren Menschen an mehr als 30% der Tage ein normales Stuhlgangsmuster hatte.(42) Das Probiotikum wurde gut vertragen und verursachte keine Nebenwirkungen.
Ein Probiotikum, das BB-12 (und LA-5) enthält, kann die abführende Wirkung von Sennablättern verbessern. Eine Tierstudie aus dem Jahr 2012 fand heraus, dass BB-12 die abführende Wirkung von Sennablättern (Sennae folium) verbessert, indem es die Sennoside in Rheinanthron umwandelt, den Wirkstoff, der die Darmperistaltik stimuliert.(44)
Bei Babys unterstützt ein Probiotikum mit BB-12 die Verdauung (und reduziert dadurch das Risiko von Darmkrämpfen) sowie den Aufbau einer gesunden Darmflora und eines ausgewogenen und starken Immunsystems.(153,154,155) Eine Supplementierung mit BB-12 ist sinnvoll bei Frühgeburt, Kaiserschnittgeburt, Flaschenernährung, Stress oder Antibiotika-Behandlung.
Akuter Durchfall wird meist durch eine plötzliche Magen-Darm-Infektion mit Viren, Bakterien oder Parasiten verursacht. Probiotika wurden ausgiebig zur Vorbeugung und Behandlung von Durchfallerkrankungen, insbesondere bei Kindern, getestet. Eine Meta-Analyse von 63 klinischen Studien, die seit 1980 durchgeführt wurden, bestätigt den Nutzen der Gabe von Probiotika bei akuter infektiöser Diarrhöe.(3) Das am besten erforschte und effektivste Probiotikum bei akutem Durchfall ist zweifelsohne LGG.(10,21,45,46) Eine Meta-Analyse von 8 Studien (988 Teilnehmer) zur Wirksamkeit von LGG (1-10 Mrd. CFU/Tag) bei akutem infektiösem Durchfall bei Kindern (1-36 Monate) zeigt, dass LGG die Dauer des Durchfalls signifikant um einen Tag verkürzt, insbesondere wenn dieser durch Rotaviren verursacht wurde.(45,47) In mehreren (randomisierten placebokontrollierten) Studien halbierte LGG die Dauer von (Rotavirus-)Durchfall bei Kindern.(21) Die Behandlung mit LGG ist mit einer erhöhten Produktion von Rotavirus-spezifischen IgA-Antikörpern assoziiert, was darauf hindeutet, dass LGG die Immunantwort gegen das Rotavirus stärkt und das Risiko einer Reinfektion verringert.(18,21) In einer Studie zeigten 90 % der Kinder mit akutem Durchfall, die LGG erhielten, einen signifikanten Anstieg der Zellen, die IgA-spezifische Antikörper produzieren, im Vergleich dazu aber nur 46 % in der Placebogruppe.(1,48) Derzeit wird LGG von der American Academy of Pediatrics für die Behandlung von akutem infektiösen Durchfall bei Kindern empfohlen.(49)
Präventionsstudien mit einer Dauer von bis zu 1 Jahr zeigen, dass eine LGG-Supplementierung das Risiko einer akuten infektiösen Diarrhöe leicht senkt; auch diese Studien wurden hauptsächlich mit Kindern durchgeführt.(10,11,21) Bei Kindern in Tagesbetreuung konnte pro 7 Kinder 1 Fall von Rotavirus-Durchfall durch eine präventive Supplementierung mit LGG verhindert werden.(10,50) Viele Studien zur präventiven und therapeutischen Wirkung von LGG bei akutem Durchfall empfehlen eine Dosis von 10 Milliarden CFU pro Tag.(10) Manchmal werden jedoch auch höhere Dosen verwendet, z. B. bis zu 2 Billionen (1012) CFU pro Tag (bei Kindern, die älter als 1 Jahr sind).(138) Derart hohe Dosen verursachten keine Nebenwirkungen und Komplikationen und wurden als sicher eingestuft. Allerdings erwies sich in dieser Studie eine Dosis von 2 Billionen CFU pro Tag als ebenso wirksam wie eine Dosis von 20 Milliarden CFU pro Tag.
Die antimikrobielle Aktivität von LGG richtet sich (in-vitro) auch gegen Salmonellen, eine Hauptursache für Lebensmittelvergiftungen, und Shigellen, die Erreger der Dysenterie.(17) In klinischen Studien hat sich gezeigt, dass LGG den Verlauf von Shigella-Infektionen günstig beeinflusst; ob LGG auch bei Salmonella-Infektionen wirksam ist, ist noch nicht hinreichend untersucht.(17) Eine Meta-Analyse zur therapeutischen Wirkung von Laktobazillen bei akuter Diarrhöe legt einen Dosis-Wirkungs-Effekt nahe.(51) Ein Probiotikum mit BB-12 (und LA-5) kann auch zur Vorbeugung und Behandlung von akutem Durchfall eingesetzt werden.(21,51) Mehrere Studien haben gezeigt, dass eine Supplementierung mit BB-12 die Dauer von akutem (Rotavirus-) Durchfall bei Kindern (auch bei Babys) signifikant verkürzt.(17,154)
Mehrere Studien zur Prävention von Reisedurchfall zeigen positive Ergebnisse bei einer Supplementierung mit LGG oder einer Kombination aus LA-5 und BB-12.(21,60) Reisedurchfall durch kontaminierte Lebensmittel oder Wasser tritt je nach Reiseziel bei 5 bis 50 % der Reisenden auf. In den meisten Fällen (80-85 %) handelt es sich um pathogene Bakterien (Escherichia coli, Campylobacter jejuni, Shigella, Salmonella, Vibrio parahaemolyticus und andere). Es kann auch eine virale Infektion (Norwalk- oder Rotavirus) oder eine parasitäre Infektion (Entamoeba histolytica, Giardia lamblia) vorliegen.
In einer Meta-Analyse randomisierter kontrollierter klinischer Studien wurde festgestellt, dass einige Probiotika das Risiko für Reisedurchfall signifikant reduzieren.(60) Zwei Studien in der Meta-Analyse deuten auf eine schützende Wirkung von LGG gegen Reisedurchfall hin (2 Mrd. CFU/Tag, beginnend 2 Tage vor der Abreise und fortlaufend über die gesamte Reise).(61,132) Die erste Studie zeigte im Vergleich zu Placebo eine (fast) signifikante Abnahme von 11,8-39,5 % der Inzidenz von Reisedurchfall bei gesunden finnischen Erwachsenen, die in die Türkei reisten; der schützende Effekt der LGG-Supplementierung war bei denen, die Alanya besuchten, größer als bei denen, die nach Marmaris reisten.(61) Die zweite Studie zeigte eine signifikante Reduktion von Reisedurchfall (im Vergleich zu Placebo) bei 245 gesunden Amerikanern, die 1 bis 3 Wochen in einem Entwicklungsland verbrachten.(132) Das relative Risiko für Durchfall in der LGG-Gruppe betrug 53 % (Schutzrate 47 %) Die schützende Wirkung von LGG war bei denjenigen größer, die zuvor schon einmal Reisedurchfall gehabt hatten. Die Einnahme eines Probiotikums mit u. a. BB-12 und LA-5 (9 Mrd. CFU/Tag, beginnend 2 Tage vor der Abreise) reduzierte in einer placebokontrollierten Studie ebenfalls signifikant das Auftreten von Durchfall bei Touristen, die sich 2 Wochen in Ägypten aufhielten (Schutzrate 40%).(62)
Antibiotika beeinflussen die Menge und Vielfalt der Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt negativ, auch wenn keine gastrointestinalen Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung vorliegen. Daher ist eine Supplementierung mit einem Probiotikum während und nach einer Antibiotika-Kur immer empfehlenswert, um das mikrobielle Gleichgewicht wiederherzustellen und Magen-Darm-Beschwerden oder anderen Problemen wie einer verminderten Abwehrkraft entgegenzuwirken. Das Probiotikum sollte dann vorzugsweise zu einem anderen Tageszeitpunkt eingenommen werden (mindestens 2 Stunden Abstand zur Einnahme des Antibiotikums).
Etwa 20 bis 30 % der Menschen, die Antibiotika einnehmen, bekommen Durchfall. In 25 % der Fälle ist die Vermehrung von Clostridium-difficile-Bakterien die Ursache für eine Antibiotika-assoziierte Diarrhöe.(3) Mehrere placebokontrollierte klinische Studien haben gezeigt, dass Probiotika helfen, Antibiotika-assoziierte (und auch Clostridium-assoziierte) Diarrhöe bei Kindern und Erwachsenen zu verhindern.(2,3,11,53,54) Grund für die American Academy of Pediatrics, Probiotika zur Prävention von Antibiotika-assoziierter Diarrhöe zu empfehlen.(49) Von den untersuchten Probiotika ist LGG das wirksamste.(10,12,55-57) Allerdings ist eine ausreichend hohe Dosis LGG (mindestens 10 Mrd. CFU/Tag bei Erwachsenen, 1-10 Mrd. CFU/Tag bei Kleinkindern) erforderlich, um das Durchfallrisiko signifikant zu senken.(10,21,55)
Eine probiotische Ergänzung, die BB-12 und LA-5 enthält, kann das Risiko einer Antibiotika-assoziierten Diarrhöe (einschließlich Clostridium-assoziierter Diarrhöe) möglicherweise ebenfalls reduzieren, indem sie die Abwehrkräfte stimuliert und die Anzahl der schützenden Symbionten erhöht.(17,20,21,58) In einer Gruppe gesunder Freiwilliger, die ein Antibiotikum (500 mg Ampicillin pro Tag) einnahmen, führte die Supplementierung mit BB-12 und LA-5 (4 Mrd. CFU/Tag) zu einer signifikant schnelleren und besseren Rekolonisierung des Magen-Darm-Trakts mit Milchsäurebakterien als Placebo.(21,58)
Eine längere Einnahme von Antibiotika (mehr als 2 Wochen) und die gleichzeitige Einnahme mehrerer Antibiotika erhöht das Risiko einer (rezidivierenden) Clostridium-difficile-assoziierten Diarrhöe signifikant, insbesondere wenn die betroffene Person im Krankenhaus liegt. Diese Form des (rezidivierenden) Durchfalls, bei dem die Zusammensetzung der Darmflora stark gestört ist, ist – vor allem, wenn der Durchfall regelmäßig wiederkehrt – mit Antibiotika und/oder Probiotika schwer zu behandeln.(3) Dennoch gibt es Hinweise, dass LGG in gewissem Maße bei der auf Clostridium difficile zurückgehenden Colitis hilfreich ist.(21) Die Primärprävention von Clostridium-assoziierter Diarrhöe ist äußerst wichtig; ein Review von 25 randomisierten Studien legt nahe, dass ein effektiver Schutz mit Probiotika (insbesondere LGG) mit einer Dosis von mindestens 10 Mrd. CFU/Tag möglich ist.(59)
Die Hauptursache für ein Geschwür im Magen oder Zwölffingerdarm ist das Bakterium Helicobacter pylori, ein gramnegatives Bakterium, das im sauren Milieu des Magens überleben kann. Etwa ein Fünftel der Menschen, die sich mit dem Bakterium infizieren (oft schon im Kindesalter), entwickeln ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür. Die Standardbehandlung gegen H. pylori besteht aus zwei Antibiotika und einem Magensäureblocker (Triple-Therapie). Diese Behandlung ist in etwa 80 % der Fälle erfolgreich, wirkt aber bei weniger als 60 % der Personen, die mit Clarithromycin-resistenten H. pylori infiziert sind. Verschiedene Probiotika (u. a. Lactobacillus spp. und Bifidobacterium spp.) können als Ergänzung zur Triple-Therapie die Erfolgsrate der Behandlung erhöhen und die Nebenwirkungen der Antibiotika reduzieren.(63-65) Darüber hinaus verbessern Probiotika (u. a. durch ihre antioxidative und entzündungshemmende Wirkung) die Barrierefunktion der Magenwand und hemmen die Entzündung der Magenschleimhaut.(65)
In einer Pilotstudie erhielten 120 mit Helicobacter infizierte Probanden 7 Tage lang eine Triple-Therapie, die Hälfte von ihnen erhielt zusätzlich 14 Tage lang ein Probiotikum mit LGG.(66) Nebenwirkungen der Triple-Therapie (Völlegefühl, Durchfall, veränderte Geschmacksempfindung) traten in der LGG-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant weniger auf. Dieselbe Forschergruppe veröffentlichte eine zweite Studie mit 60 Probanden, von denen die eine Hälfte zusätzlich zur Triple-Therapie zwei Wochen lang LGG (6 Mrd. CFU zweimal täglich nach dem Frühstück und Abendessen) einnahm, die andere Hälfte ein Placebo.(12) Auch in dieser Studie reduzierte LGG die Nebenwirkungen der Triple-Therapie signifikant.
Eine dritte Studie, in der zwei verschiedene Probiotika und eine Probiotika-Kombination verglichen wurden, bestätigte erneut, dass die LGG-Supplementierung zu einer besseren Verträglichkeit der Triple-Therapie führt.(67) Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass LGG die Wirksamkeit der Triple-Therapie erhöht.(65-67)
Die Supplementierung mit LA-5 und BB-12 (10 Mrd. CFU/Tag über einen Zeitraum von 4-6 Wochen) hilft ebenfalls gegen Nebenwirkungen der Triple-Therapie und hat die Therapietreue in Studien verbessert.(68,69) Die Supplementierung mit LA-5 und BB-12 lindert die Magenentzündung und erhöht wohl auch die Wirksamkeit der Triple-Therapie.(65,68,69) Hierbei ist BB-12 für die Wachstumshemmung von H. pylori verantwortlich.(69) Wenn die Dreifach-Therapie gegen H. pylori nicht wirksam ist, kommt die Vierfach-Therapie (mit 4 Medikamenten) zum Einsatz. Diese so genannte Quadruple-Therapie hat mehr Aussicht auf Erfolg, wenn vor dieser Behandlung 4 Wochen lang ein (hochdosiertes) Ergänzungsmittel mit LA-5 und BB-12 eingenommen wird.(70)
Eine weitere Ursache für Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre ist die Einnahme von NSAIDs*. Bei gesunden Freiwilligen wurde festgestellt, dass die (präventive) Einnahme von LGG (2,4 Mrd. CFU/Tag) die Magenschleimhaut signifikant vor einer Schädigung (und Erhöhung der Permeabilität) durch das NSAID Indomethacin schützt.(71) LGG schützte nicht den Darm; möglicherweise war die Dosis dafür zu niedrig. Die schützende Wirkung von LGG könnte mit der vermehrten Schleimbildung durch die Magenwand, der Verringerung der bakteriellen Überwucherung, der Stimulierung der lokalen Immunantwort und der Erhöhung der antioxidativen Kapazität zusammenhängen; diese Faktoren sind bei NSAID-assoziierter Gastroenteropathie verändert und können durch LGG beeinflusst werden.(65)
* Non-Steroidal Anti-Inflammatory Drugs, z. B. Ibuprofen und Acetylsalicylsäure
Es gibt Hinweise aus klinischen Studien, dass Probiotika, die Laktobazillen (wie LGG) enthalten, das Darmepithel vor Strahlenschäden schützen und das Risiko einer strahleninduzierten Diarrhöe verringern.(10,72-74) Strahlenenteritis ist eine (dosisabhängige) Nebenwirkung der abdominalen Strahlentherapie bei Krebs. Insbesondere das Epithel des Dünndarms ist sehr strahlenempfindlich. Bei Versuchstieren bewirkte die präventive Gabe von LGG einen signifikanten Schutz des Darmepithels während der Bestrahlung, teils durch Beeinflussung des Entzündungsenzyms COX-2.(72)
Beim Reizdarmsyndrom (RDS) ist die Darmwand gegen Reize überempfindlich und es treten Symptome wie Bauchkrämpfe, Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl und ein wechselndes Stuhlmuster (mal Verstopfung, mal Durchfall) auf. Dysbiose (mit niedrigen Anteilen von Laktobazillen und Bifidobakterien) und eine erhöhte Darmpermeabilität spielen in der Pathogenese von RDS wahrscheinlich eine wichtige Rolle.(1,75,76) Forscher haben beobachtet, dass das RDS zuerst nach einer infektiösen Gastroenteritis auftreten kann, dass es mit einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarms einhergehen kann und dass Antibiotika bei einem Teil der Menschen mit RDS eine Linderung der Beschwerden bewirken.(10) Dies unterstützt die Hypothese, dass Bakterien wahrscheinlich eine Rolle bei den RDS-Symptomen (oder einem Teil davon) spielen. Etwa 10 bis 15 % der Kinder und Erwachsenen leiden unter einem rezidivierenden RDS. In einer italienischen placebokontrollierten Studie (141 Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren) wurde gezeigt, dass LGG die Symptome bei Schulkindern mit RDS oder funktionellen Bauchschmerzen lindert.(76) Die LGG-Supplementierung (3 Mrd. CFU/Tag) über 8 Wochen führte zu einer signifikanten Abnahme der Häufigkeit und Schwere von Bauchschmerzen – ein Effekt, der mindestens 8 Wochen nach Absetzen der LGG-Supplementierung anhielt und möglicherweise durch die beobachtete Verbesserung der Darmbarrierefunktion (bestimmt durch den Lactulose-Mannitol-Test) erklärt werden kann.(76) Eine Meta-Analyse von drei randomisierten klinischen Studien kommt zu dem Schluss, dass eine LGG-Supplementierung (Dosen von zweimal täglich 3 Millionen bis 10 Milliarden CFU) zur Schmerzlinderung bei Kindern mit RDS beiträgt (Verringerung der Häufigkeit und Intensität der Schmerzen).(76-79) Weitere Untersuchungen zur optimalen Dosis und Dauer der Behandlung stehen noch aus.(79)
Ob eine LGG-Supplementierung auch bei Erwachsenen mit RDS hilft, ist weniger klar. Eine Supplementierung mit LGG (10 Mrd. CFU/Tag) vermindert möglicherweise den Durchfall bei Erwachsenen mit RDS.(80) Möglich ist auch, dass insbesondere Bifidobakterien die Symptomatik des RDS beeinflussen; dies wurde noch nicht ausreichend untersucht.(10) Mehrere Studien deuten darauf hin, dass eine Kombination von Bakterienstämmen (LGG, BB-12, L. rhamnosus Lc705 und Propionibacterium freudenreichii ssp. shermanii JS) die RDS-Symptome bei Erwachsenen signifikant lindert (Rückgang der Symptomwerte um 37-42 %).(8,82,83) In einer placebokontrollierten Studie nahmen Erwachsene mit RDS 5 Monate lang ein (milchbasiertes) Getränk ein, das diese Bakterienstämme (4,8 Mrd. CFU/Tag) enthielt.(81) Dies führte in der Probiotikagruppe im Vergleich zur Placebogruppe zu einer signifikanten Abnahme der Symptome (insbesondere Bauchschmerzen und aufgeblähter Bauch) und zu einer Verbesserung der Lebensqualität. Die Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens kann ein wichtiges Ergebnis der Anwendung von Probiotika bei Menschen mit RDS sein.(1)
Einige Forscher vermuten, dass Probiotika (die Lactobazillen und Bifidobakterien enthalten) eher zur Vorbeugung von RDS als zur Behandlung von RDS-Beschwerden geeignet sind.(75)
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die beiden wichtigsten entzündlichen Darmerkrankungen. Bei Morbus Crohn kann jeder Teil des Magen-Darm-Trakts, vom Mund bis zum After, chronisch entzündet sein; in der Mehrzahl der Fälle beginnt die Erkrankung im unteren Teil des Ileums. Die Colitis ulcerosa ist auf den Dickdarm und das Rektum beschränkt. Bei Morbus Crohn ist die gesamte Darmwand betroffen, bei Colitis ulcerosa nur das Darmepithel.(1) Es wird angenommen, dass genetische Faktoren und Faktoren wie Dysbiose und eine erhöhte intestinale Permeabilität zu einer Fehlregulation des mukosalen Immunsystems führen, was zu intestinalen Entzündungen und Schäden führt.(1,10) Forscher gehen davon aus, dass eine Störung des intestinalen Mikrobioms eine Schlüsselrolle bei der Entstehung und Progression entzündlicher Darmerkrankungen, insbesondere von Morbus Crohn, spielt.
Bei Morbus Crohn wurde beobachtet, dass die Darmflora viel weniger Faecalibacterium-prausnitzii-Bakterien enthält, ein anaerobes butyratproduzierendes Bakterium mit entzündungshemmenden Eigenschaften.(2) Eine starke Verringerung eines anderen residenten Darmbakteriums, Akkermansia muciniphila, kann ebenfalls mit entzündlichen Darmerkrankungen in Zusammenhang stehen.(2) Obwohl die Rolle der Dysbiose in der Pathogenese der Colitis ulcerosa weniger ausgeprägt ist als in der Pathogenese des Morbus Crohn, ist der therapeutische Effekt von Probiotika bei Colitis ulcerosa wahrscheinlich größer als bei Morbus Crohn.(1)
Die bereits publizierten Studien zur Wirkung von Probiotika bei entzündlichen Darmerkrankungen weisen mehrere Schwachstellen auf, darunter die geringe Anzahl Probanden, die Verwendung unterschiedlicher Bakterienstämme und Dosierungen, Unterschiede in der Behandlungsdauer und Unterschiede in der konventionellen Behandlung.(1) Schlussfolgerungen sind daher schwierig zu ziehen und es gibt derzeit keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege dafür, dass Probiotika einen Einfluss auf den Verlauf von Morbus Crohn haben.(1,84-86) Probiotika in hohen Dosen haben möglicherweise eine günstige Wirkung bei Colitis ulcerosa.(1) Die Supplementierung mit LGG (18 Mrd. CFU/Tag) zur Verlängerung der Remissionszeit bei Patienten mit Colitis ulcerosa erwies sich als wirksam und sicher.(134) Die chronische oder rezidivierende Pouchitis (“Pouch-Entzündung”, Pouch: engl.= Beutel, Tasche) ist eine bedeutsame Komplikation bei etwa 10 bis 20 % der Patienten mit Colitis ulcerosa, bei denen nach Entfernung des Dickdarms unter Anlage eines Reservoirs (Pouch) eine so genannte Ileo-Pouch-Anal-Anastomose (IPAA), eine direkte Verbindung zwischen dem letzten Abschnitt des Dünndarms (Ileum) und dem Anus, geschaffen wird.(1) Eine niederländische Studie ergab, dass das Risiko einer ersten Pouchitis-Episode nach einer IPAA-Operation bei Patienten, die nach der Operation täglich LGG (10 bis 20 Mrd. CFU/Tag) einnahmen, signifikant geringer war als bei denen, die dies nicht taten.(87) Nach drei Jahren hatten 7 % der LGG-Gruppe im Vergleich zu 29 % der Kontrollgruppe eine erste Pouchitis-Episode erlebt.
Die Darmflora eines Babys oder Kleinkindes steht in einer wichtigen Wechselwirkung mit dem sich entwickelnden Immunsystem, das lernt, harmlose (Nahrungs-)Antigene zu tolerieren und mögliche Krankheitserreger anzugreifen. Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des (erworbenen) Immunsystems auf harmlose Stoffe (Allergene wie z. B. Nahrungsbestandteile, Pollenkörner, Hausstaubmilbenkot, Schimmelpilzsporen und Hautschuppen von Tieren) und kann sich in einer Nahrungsmittelallergie, einem atopischen Ekzem, Heuschnupfen und Asthma äußern (IgE-vermittelte Allergie) Forschungen deuten darauf hin, dass sich die Darmflora allergischer Kinder von der nicht-allergischer Kinder unterscheidet (geringere Anzahl und andere Stämme von Bifidobakterien, mehr Clostridium-Bakterien, andere bakterielle Fettsäureprofile im Stuhl) und dass diese Abnormalitäten der Darmflora der Entwicklung einer Allergie vorausgehen.(2,18,88,89)
Es gibt immer mehr wissenschaftliche Belege dafür, dass Probiotika eine positive Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung von Allergien, insbesondere Nahrungsmittelallergien und atopischen Ekzemen bei Kindern, spielen können. Die meisten Studien wurden mit LGG durchgeführt.(18,88-90) In einer finnischen placebokontrollierten Präventionsstudie war die Einnahme von LGG im letzten Schwangerschaftsmonat (2×10 Mrd. CFU/Tag) und in den ersten 6 Monaten nach der Geburt (2×10 Mrd. CFU/Tag durch die Mutter bei Brusternährung oder 10 Mrd. CFU/Tag in der Flaschennahrung bei Flaschenfütterung) mit einer signifikanten Abnahme der kumulativen Inzidenz des atopischen Ekzems in den ersten sieben Lebensjahren des Kindes verbunden.(90-92) Bei den gestillten Kindern war der Schutz am größten; die LGG-Supplementierung hatte keinen Einfluss auf die atopische Sensibilisierung.(39,90) Die Forscher fanden erhöhte Werte von TGF-beta (Transforming Growth Factor beta) in der Muttermilch von Müttern, die LGG einnahmen.(15) TGF-beta ist ein wichtiges regulatorisches Zytokin mit entzündungshemmenden Eigenschaften; erhöhte Spiegel in der Muttermilch hemmen möglicherweise allergische Entzündungen im Darm.(88) Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Einnahme von LGG während der Schwangerschaft dazu führt, dass sich nach der Geburt mehr Bifidobacterium breve und weniger Bifidobacterium adolescentis im Darm des Babys befindet.(93) B. adolescentis wird bei allergischen Säuglingen häufiger gefunden als bei gesunden Säuglingen; Bifidobacterium breve kann vor Allergien schützen.(36,93)
In einer klinischen Studie entwickelten Babys von Müttern, die während der Schwangerschaft ein probiotisches Ergänzungsmittel mit LGG, BB-12 und LA-5 eingenommen hatten, in den ersten zwei Lebensjahren seltener ein atopisches Ekzem als Babys von Müttern, die ein Placebo eingenommen hatten.(145) Die Schutzwirkung gegen das atopische Ekzem war bei den Säuglingen in der Probiotikagruppe mit einer Abnahme der Th22-Zellen verbunden (eine Zunahme dieser T-Helferzellen wird mit Hautallergien in Verbindung gebracht).
In einer deutschen Studie war die maternale LGG-Zufuhr (10 Mrd. CFU/Tag vom letzten Schwangerschaftsmonat bis 6 Monate nach der Geburt des Kindes) nicht mit einem verringerten Risiko für Ekzeme beim Kind verbunden.(94)
In mehreren klinischen Studien mit Babys (2,5-15,7 Monate), die LGG (in Dosen von 0,3 bis 1 Mrd. CFU/g oder 10 Mrd. CFU/Tag in der Flaschennahrung) oder BB-12 (0,3-1 Mrd. CFU/g in der Flaschennahrung) erhielten, verbesserten sich die Symptome des atopischen Ekzems durch den Einsatz von Probiotika signifikant.(88) Die Studien legen nahe, dass LGG und BB-12 den allergischen Entzündungsprozess hemmen und den Abheilungsprozess des atopischen Ekzems beschleunigen.(21,88,95) In einer anderen Studie wurden jedoch keine positiven Effekte einer LGG-Supplementierung auf die Symptome, Entzündungsparameter oder die Zytokinproduktion des atopischen Ekzems bei Kindern beobachtet.(96)
Es gibt nur wenige Studien, die die Wirkung von Probiotika bei Erwachsenen mit Allergien untersucht haben. Eine Pilotstudie deutet darauf hin, dass eine Supplementierung mit BB-12 (Joghurt) die Symptome des atopischen Ekzems bei Erwachsenen lindert, möglicherweise durch die Verbesserung der Barrierefunktion der Schleimhäute und die Modulation der Zytokinproduktion.(97) In einer Pilotstudie mit Erwachsenen, die an Heuschnupfen litten, führte die Supplementierung mit LGG zu einer signifikanten Symptomlinderung.(143) Tierversuche legen nahe, dass LGG auch gegen Asthma hilft (Hemmung von Atemwegsentzündungen, Immunmodulation mit Abnahme der IgE-Produktion).(143)
Unter anderem aufgrund der unterschiedlichen Untersuchungsergebnisse ist weitere Forschung notwendig, um festzustellen, welche Bakterienstämme (in welcher Dosierung und mit welcher Behandlungsdauer) einen signifikanten Einfluss auf Allergie und atopisches Ekzem (und deren Vorbeugung) haben und welche Wirkmechanismen diesem zugrunde liegen.(18,88,90)
Probiotika können bei hepatischer Enzephalopathie (einer Komplikation der Leberzirrhose), nicht-alkoholischer Steatohepatitis (NASH), alkoholischer Steatohepatitis und Leberzirrhose eingesetzt werden.(98-100) Bei NASH spielt die bakterielle Überwucherung des Darms mit einem Anstieg proinflammatorischer Zytokine eine wichtige Rolle in der Pathogenese der Erkrankung. Pilotstudien legen nahe, dass Probiotika bei NASH einen positiven Einfluss auf die Erkrankung haben.(98)
Bei Leberzirrhose besteht ein erhöhtes Risiko einer bakteriellen Translokation, bei der lebende Mikroorganismen und ihre toxischen Stoffwechselprodukte das Darmepithel passieren und zu Lymphknoten und anderen Stellen im Körper wandern, wo sie Entzündungen verursachen. Normalerweise passiert nur eine geringe Anzahl von Bakterien das Darmepithel; diese werden sofort vom Immunsystem der Lamina propria eliminiert. Eine Translokation ist möglich bei einer großen Menge an Bakterien (bakterielle Überwucherung im Dünndarm), Dysbiose, erhöhter intestinaler Permeabilität und Dysfunktion des lokalen Immunsystems – wie z. B. bei der Leberzirrhose.(98)
Ammoniak, das von Darmbakterien produziert wird, spielt wahrscheinlich eine Schlüsselrolle bei der hepatischen Enzephalopathie. Bei einer Leberzirrhose ist die Leber nicht mehr in der Lage, giftige Stoffe unschädlich zu machen.(10) Bei einer (minimalen) hepatischen Enzephalopathie kommt es zu Störungen der kognitiven Funktionen, der Feinmotorik und der visuellen Wahrnehmung. Pilotstudien haben gezeigt, dass Probiotika wie Lactobacillus acidophilus bei (minimaler) hepatischer Enzephalopathie helfen und die Symptome stark zurückdrängen können.(98,101) Derzeit wird eine Studie durchgeführt, in der man die Wirkung von LGG bei minimaler hepatischer Enzephalopathie untersucht.
Oxidativer Stress ist bei der Pathogenese und Progression von Diabetes ein wichtiger Faktor; Probiotika wirken oxidativem Stress entgegen und können bei Diabetikern vorteilhafte Wirkungen hervorrufen. Bei 64 Probanden (30-60 Jahre) mit Typ-2-Diabetes wurde die Wirkung eines probiotischen Joghurts, der LA-5 (4 Mio. CFU/Tag) und BB-12 (3,6 Mio. CFU/Tag) enthielt, auf den Blutzuckerstoffwechsel und den Antioxidantien-Status mit der eines normalen Joghurts verglichen.(102) Nach sechs Wochen waren der Nüchternblutzucker und der HbA1c-Wert signifikant gesunken, und der TAC-Wert (total antioxidant capacity / Totale antioxidative Kapazität) sowie die Aktivität von SOD und Glutathionperoxidase in den roten Blutkörperchen waren in der Probiotikum-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant erhöht.
Während der Schwangerschaft kann die Glukosetoleranz (vorübergehend) beeinträchtigt sein. In einer Studie verbesserte die Supplementierung mit BB-12 (10 Mrd. CFU/Tag) und LGG (10 Mrd. CFU/Tag) signifikant die Blutzuckerregulation während der Schwangerschaft; dies ist für ein optimales fötales Wachstum wichtig und reduziert das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen.(103) Eine weitere (placebokontrollierte) Studie zeigt, dass das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes signifikant gesenkt wird, wenn Frauen ab dem ersten Trimester der Schwangerschaft ein Ergänzungsmittel mit BB-12 und LGG einnehmen.(104) In der Probiotikagruppe (Probiotikum + Ernährungshinweise) hatten 13 % der Frauen einen Schwangerschaftsdiabetes entwickelt, dagegen 36 % bzw. 34 % in den Kontrollgruppen (Ernährungshinweise + Placebo bzw. keine Intervention).
Probiotika können den Plasmalipidspiegel beeinflussen (durch Verringerung der Cholesterinresorption aus dem Magen-Darm-Trakt, den Einbau von Cholesterin in Zellmembranen, die enzymatische Dekonjugation von Gallensalzen, die Umwandlung von Cholesterin in Coprostanol).(105,106) Eine Meta-Analyse von 13 randomisierten kontrollierten Studien und einigen anderen Studien ergab, dass Probiotika (darunter BB-12 und LA-5, jeweils mindestens 4×106 CFU/Tag) bei Probanden (darunter Typ-2-Diabetiker) mit normalem oder erhöhtem Cholesterinspiegel das Gesamtcholesterin und den LDL-Cholesterinspiegel signifikant senken, vermutlich aber keinen Einfluss auf die Triglyceride und den HDL-Cholesterinspiegel haben.(107-109)
Es gibt Hinweise darauf, dass Probiotika eine blutdrucksenkende Wirkung haben, unter anderem durch die Beeinflussung des Plasmalipidspiegels, der Insulinsensitivität und des Reninspiegels.(105)
Da Probiotika entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen haben und die Insulinsensitivität verbessern, können sie zur Vorbeugung des metabolischen Syndroms und von Typ-2-Diabetes beitragen.(105)
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Probiotika die Resistenz gegen Infektionen der oberen Atemwege bei Kleinkindern erhöhen.(26,110,151) Babys, die ein probiotisches Ergänzungsmittel mit BB-12 (10 Mrd. CFU/Tag) erhielten, verzeichneten im Vergleich zu Placebo ein signifikant geringeres Risiko für Infektionen der oberen Atemwege.(151) In einer placebokontrollierten Studie erhielten 281 Kinder, die eine Tageseinrichtung besuchten, 3 Monate lang täglich fermentierte Milch mit (oder ohne) LGG (1 Mrd. CFU/Tag).(110) Im Vergleich zur Placebogruppe hatten die Kinder in der LGG-Gruppe signifikant seltener eine Infektion der oberen Atemwege (34 % Risikoreduktion), seltener eine Infektion der oberen Atemwege über mehr als 3 Tage (43 % Risikoreduktion) und an signifikant weniger Tagen Atemwegsbeschwerden.(110) In einer ähnlichen Studie erhielten 571 gesunde Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren 7 Monate lang (Herbst, Winter) täglich Milch mit (oder ohne) LGG (1,3-2,6 x 108 CFU/Tag).(26) Kinder in der LGG-Gruppe fehlten seltener wegen Krankheit, hatten 17 % weniger häufig Atemwegsinfektionen mit Komplikationen und Infektionen der unteren Atemwege und erhielten 19 % weniger häufig Antibiotika zur Behandlung einer Atemwegsinfektion. Auch das Auftreten von Mittelohrentzündungen ging um 21 % zurück. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass das Risiko einer Atemwegsinfektion und die Wahrscheinlichkeit, dass diese schwerwiegend ist, bei gesunden Kleinkindern, die täglich LGG einnehmen, etwas geringer ist.(26)
Akute Infektionen der oberen Atemwege (Erkältungen, Entzündungen der Luftröhre und des Kehlkopfes mit Symptomen wie Fieber, Husten, Schmerzen und Kopfschmerzen) werden durch Viren verursacht und sind nach 3 bis 7 Tagen überstanden.(111) Ein Review von 14 randomisierten placebokontrollierten Studien mit Kindern und Erwachsenen ergab, dass Probiotika das Risiko von akuten Infektionen der oberen Atemwege senken und den Einsatz von Antibiotika reduzieren.(110-113) Eine weitere systematische Übersichtsarbeit legt nahe, dass Probiotika wohl einen günstigen Effekt auf den Schweregrad und die Dauer von Atemwegsinfektionen haben, aber das Risiko einer Atemwegsinfektion nicht verringern.(114)
Eine Darmentzündung (vor allem im Dünndarm) ist charakteristisch für die Mukoviszidose und spielt bei der Malabsorption und den gastrointestinalen und respiratorischen Beschwerden eine wichtige Rolle. Die Darmentzündung hängt mit der Dysbiose zusammen, die durch den Krankheitsprozess selbst und die häufige Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika, Pankreasenzymen und Magensäurehemmern verursacht wird. LGG wirkt der Dysbiose bei Mukoviszidose entgegen. In einer Studie aus dem Jahr 2014, an der 22 Kinder mit Mukoviszidose (Durchschnittsalter 7 Jahre) teilnahmen, führte die Supplementierung mit LGG (6 Mrd. CFU pro Tag) zu einer signifikanten Verbesserung der Darmflora mit einem Rückgang der Darmentzündung.(139) Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass eine LGG-Supplementierung zu einem Rückgang von Darmentzündungen und Lungenbeschwerden, einer Verbesserung der Lungenfunktion und weniger Krankenhauseinweisungen führt.(140,141)
Probiotika modulieren das (intestinale) Immunsystem und beeinflussen dadurch möglicherweise auch entzündliche Prozesse im Körper. In einer Tierstudie wurde untersucht, ob LGG eine entzündungshemmende Wirkung bei experimenteller Arthritis (rheumatoide Arthritis, Morbus Behçet) hat.(115) Die Forscher waren von der starken präventiven und heilenden Wirkung von LGG bei experimenteller Arthritis überrascht. Die Forschung hat gezeigt, dass LGG entzündungshemmende und antiallergische Eigenschaften besitzt; unter anderem moduliert LGG die Proliferation von B- und T-Lymphozyten und die Produktion von pro- und antiinflammatorischen Zytokinen (LGG erhöht das antiinflammatorische Interleukin-10).(115) Es ist durchaus möglich, dass LGG auch beim Menschen einen wesentlichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf der rheumatoiden Arthritis hat. In einer placebokontrollierten Pilotstudie nahmen 21 Rheuma-Patienten 12 Monate lang ein Probiotikum mit LGG ein.(116) Signifikante Auswirkungen der LGG-Supplementierung wurden nicht beobachtet, aber es gab einen Trend in Richtung Abnahme der Gelenkempfindlichkeit, Gelenkschwellung und Krankheitsaktivität sowie eine Zunahme des allgemeinen Wohlbefindens in der Probiotikum-Gruppe. Weitere Forschung ist erforderlich.
Die bakterielle Vaginose ist bei sexuell aktiven Frauen eine der Hauptursachen für vaginale Beschwerden. Bei der bakteriellen Vaginose ist das Gleichgewicht der Mikroorganismen, die die Vagina natürlicherweise besiedeln, gestört. Das Scheidenmilieu ist weniger sauer als normal (pH-Wert über 4,5), und Gardnerella vaginalis, Mycoplasma hominis und bestimmte anaerobe Bakterien haben die Möglichkeit, sich auf Kosten der normalerweise dominierenden (Milchsäure produzierenden) Laktobazillen stark zu vermehren.(117) Das Hauptsymptom der bakteriellen Vaginose ist ein unangenehm (fischig) riechender, starker weißlichgrauer Ausfluss. In vielen Fällen verursacht die bakterielle Vaginose jedoch keine Beschwerden.(118) Unter anderem können Scheidenspülungen, das Waschen mit Seife, das Tragen einer Spirale und die Einnahme von Antibiotika eine bakterielle Vaginose fördern. Ganz ungefährlich ist eine bakterielle Vaginose nicht; es besteht ein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheit, und schwangere Frauen haben ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt.(118,119) Die Behandlung mit einem Antibiotikum kann anfangs erfolgreich sein, aber häufig kehren die Symptome schnell zurück.
In Humanstudien wurde gezeigt, dass eine orale Supplementierung mit GR-1 (0,5-2,5 Mrd. CFU/Tag) und RC-14 (0,5-2,5 Mrd. CFU/Tag) über einen Zeitraum von 14 bis 60 Tagen die Vaginalflora sowohl bei prä- als auch bei postmenopausalen Frauen signifikant verbessert.(118,120-123) Dadurch wird das Risiko einer (erneuten) bakteriellen Vaginose reduziert. In einer nigerianischen Studie mit 40 Frauen war die Supplementierung mit GR-1 und RC-14 über 5 Tage signifikant wirksamer gegen bakterielle Vaginose als die zweimal tägliche vaginale Anwendung von Metronidazol-Gel über 5 Tage.(124) Neunzig Prozent der Frauen, die Laktobazillen einnahmen, waren von der bakteriellen Vaginose befreit, während es in der Metronidazol-Gruppe nur fünfundfünfzig Prozent waren. Studien zeigen, dass eine Supplementierung mit GR-1 und RC- 14 zusammen mit einem Antibiotikum signifikant wirksamer gegen bakterielle Vaginose und vaginale Infektionen mit dem Hefepilz Candida albicans (vulvovaginale Candidose) ist als ein Antibiotikum allein.(119,120,125,126) In einer italienischen Studie mit 48 Frauen mit bakterieller Vaginose/Vaginitis führte die Behandlung mit einem Antibiotikum zusätzlich zu GR-1 und RC-14 über 15 Tage bei 46 der 48 Frauen zu einer vollständigen vaginalen Rekolonisierung mit Laktobazillen.(120) Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die orale Supplementierung mit GR-1 und RC-14 hervorragend geeignet ist, das vaginale mikrobielle Gleichgewicht wiederherzustellen und das Risiko eines erneuten Auftretens der Beschwerden zu verringern.
Gruppe-B-Streptokokken (GBS) sind grampositive Bakterien, die bei 15 bis 40 Prozent der schwangeren Frauen die Darm- und Urogenitalschleimhaut besiedeln. Die Bakterien verursachen bei den Frauen keine Beschwerden, können aber das Baby während der Geburt infizieren und in der ersten Woche nach der Geburt eine neonatale Sepsis, Lungenentzündung oder Meningitis verursachen. In einer placebokontrollierten Studie führte die Einnahme eines probiotischen Ergänzungsmittels, das GR-1 (2 Mrd. CFU/Tag) und RC-14 (2 Mrd. CFU/Tag) enthielt, durch GBS-positive Schwangere (ab der 35. bis 37. Schwangerschaftswoche) bei 43 % der Frauen in der Probiotikum-Gruppe, aber nur bei 18 % in der Kontrollgruppe, zum Verschwinden der Gruppe-B-Streptokokken aus Vagina und Rektum.(150)
Die vulvovaginale Candidose ist nach der bakteriellen Vaginose die zweithäufigste vaginale Dysbiose. In einer placebokontrollierten klinischen Studie erhielten 55 Frauen mit vulvovaginaler Candidose (dicker weißer Ausfluss, vaginaler Juckreiz, Brennen, Dyspareunie, Dysurie) zusätzlich zu Fluconazol (150 mg/Tag) 4 Wochen lang ein (orales) Probiotikum, das GR-1 (1 Mrd. CFU/Tag) und RC-14 (1 Mrd. CFU/Tag) enthielt, oder ein Placebo.(125) Im Vergleich zur Placebogruppe waren die Symptome in der Probiotikum-Gruppe nach 4 Wochen signifikant reduziert und Candida albicans war signifikant weniger häufig im Vaginalausfluss nachweisbar. Die Laktobazillen GR-1 und RC-14 töten Hefen wie Candida albicans ab und hemmen die Anheftung von Candida albicans an das Vaginalepithel.(1)
Harnwegsinfektionen sind häufig und betreffen in 80-90 % der Fälle Frauen. Die meisten Harnwegsinfektionen werden von Bakterien verursacht, die aus dem Darm und der Vagina durch die Harnröhre in die Blase und unter Umständen bis in die Nieren aufsteigen. Der Haupterreger ist Escherichia coli.(127) Eine gute Blasenentleerung und eine gesunde Vaginalflora (die hauptsächlich aus Laktobazillen besteht) sind für die Prävention von Harnwegsinfektionen wichtig. Faktoren, die die Vaginal- und Darmflora negativ beeinflussen (Antibiotika-Einsatz, Östrogenabfall in der Postmenopause), erhöhen das Risiko von Harnwegsinfektionen.(75,127) Ein Artikel aus dem Jahr 2006 im allgemeinmedizinischen niederländischen Fachblatt Nederlands Tijdschrift voor Geneeskunde zur nicht-antibiotischen Prophylaxe rezidivierender Harnwegsinfektionen bezeichnet Probiotika mit GR-1 und RC-14 als vielversprechend.(127) GR-1 und RC-14 sind gut imstande, den Darm und die Vagina zu besiedeln, sich an das Epithel der Vagina und der Harnwege anzuheften und die Anheftung und Vermehrung pathogener Mikroorganismen zu hemmen.(127,128) Studien haben gezeigt, dass GR-1 und RC-14 nach oraler Einnahme aus der Vagina kultiviert werden können.(127,129,130) In placebokontrollierten Studien mit gesunden prämenopausalen Frauen verbesserte die Supplementierung mit GR-1 und RC-14 die Vaginalflora und reduzierte signifikant potentiell pathogene Bakterien und Hefen.(123,127)
Es lohnt sich, ein Probiotikum mit GR-1 und RC-14 anstelle eines prophylaktischen Antibiotikums in Betracht zu ziehen, um das Wiederauftreten von Harnwegsinfektionen zu verhindern.(118,133) Um eine klinische Wirkung zu erzielen, ist GR-1/RC-14 in einer Menge von mindestens 1 Mrd. CFU pro Tag erforderlich.(118,121) Eine niederländische Studie aus dem Jahr 2012 verglich die Wirksamkeit von GR-1 und RC-14 (zweimal täglich 1 Mrd. CFU über einen Zeitraum von 12 Monaten) mit Antibiotika (Trimethoprim-Sulfamethoxazol, 480 mg/Tag über einen Zeitraum von 12 Monaten) zur Vorbeugung von wiederkehrenden Harnwegsinfektionen bei 252 postmenopausalen Frauen.(131) Obwohl die Probiotika um 13,8 % weniger wirksam waren als die Antibiotika, bewirkten sie zahlenmäßig immer noch eine mehr als 50-prozentige Reduzierung der Harnwegsinfektionen. Der Vorteil von Probiotika ist, dass sie keine Antibiotikaresistenz fördern, was die Antibiotika in der Studie aber taten. Darüber hinaus beeinträchtigen Antibiotika die Darmflora.