Ernährung und Lebensstil haben einen großen Einfluss auf die Fruchtbarkeit und den Verlauf einer Schwangerschaft. Ein Mangel an essentiellen Nährstoffen vor oder während der Schwangerschaft kann zu verminderter Fruchtbarkeit, Störungen der fötalen Entwicklung und Schwangerschaftskomplikationen führen. Dabei ist ein guter Nährstoffstatus während der Schwangerschaft nicht nur für die kurzfristige, sondern auch für die lebenslange Gesundheit des Kindes wichtig.
Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ist die Grundlage für eine gute Schwangerschaft. Jedoch gelingt es in der Praxis oft nicht, die wesentlichen Nährstoffe ausreichend mit der Nahrung aufzunehmen. Spezifische Empfehlungen für eine Supplementierung vor und/oder während der Schwangerschaft gibt es daher bundesweit vom ‘Netzwerk Gesund ins Leben‘ im Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) für Folsäure (Folat), Vitamin D, Jod und die Omega-3-Fettsäure DHA.(1) Dies sind unverzichtbare Nährstoffe für die Gesundheit von Mutter und Kind, die übrigens in Bezug auf die empfohlenen Dosierungen noch mehr Aufmerksamkeit benötigen. Weitere wichtige und sehr nützliche Nährstoffe rund um die Schwangerschaft sind Cholin, die Vitamine A, B12 und K, die Spurenelemente Zink, Kupfer und Selen, Eisen, Kalzium, Magnesium sowie Probiotika.
Dieser Übersichtsartikel behandelt die Bedeutung dieser einzelnen Nährstoffe in den verschiedenen Phasen rund um eine Schwangerschaft.
In jeder Phase einer Schwangerschaft, ob vor der Empfängnis, während der Schwangerschaft oder nach der Geburt, ist die Ernährung von entscheidender Bedeutung. Eine ausgewogene Zufuhr von Makro- und Mikronährstoffen, die für jede Phase spezifisch sind, unterstützt die Gesundheit der (werdenden) Mutter und liefert dem Kind die Bausteine für eine optimale Entwicklung. Defizite (und manchmal auch Überschüsse) von Mikronährstoffen werden mit einem erhöhten Risiko von Fortpflanzungsstörungen in Verbindung gebracht, die von Unfruchtbarkeit über Schwangerschaftskomplikationen (einschließlich Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes) bis hin zu Geburtsfehlern beim Kind reichen.(2)
Die präkonzeptionelle Phase umfasst die Zeit vor der Empfängnis bzw. Befruchtung. Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) fordert bereits in dieser Zeit zu einer gesunden Ernährung und einer gezielten Nahrungsergänzung auf, da eine Schwangerschaft in der Regel erst festgestellt wird, wenn die ersten entscheidenden Wochen bereits vorüber sind. Eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung ist für die Gesundheit der Mutter unerlässlich. Dabei ist wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen, die vor der Empfängnis einen Folat- oder Vitamin-D-Mangel aufwiesen, mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Fehlgeburt erleiden oder ihr Kind mit angeborenen Fehlbildungen zur Welt bringen. Aufgrund der wichtigen Rolle, die Folat unter anderem bei der Vorbeugung von Neuralrohrdefekten in den ersten 4 Wochen nach der Empfängnis spielt, ist eine Nahrungsergänzung (zusätzlich zur normalen Ernährung) äußerst zu empfehlen. Allen Frauen wird empfohlen, mindestens 4 Wochen vor der Empfängnis (idealerweise ab dem Zeitpunkt, an dem die Empfängnisverhütung eingestellt wird) mit einer Folsäureergänzung (400 µg/Tag) zu beginnen. Frauen, die später als 4 Wochen vor der Empfängnis mit der Einnahme von Folsäure beginnen, wird empfohlen, 800 µg/Tag einzunehmen.(1) Zusätzliches Vitamin D ist ebenfalls unentbehrlich, denn oft reicht die Sonnenexposition und damit die endogene Synthese (Eigenproduktion) nicht aus. Daher wird allgemein empfohlen, vor der Empfängnis mit der Supplementierung zu beginnen (20 µg/Tag). Besonderes Augenmerk wird auch auf schädliche Substanzen, wie Tabakrauch und Alkohol, gelegt.(3) Natürlich spielen in dieser Zeit auch Nährstoffe (wie Selen) und (lebensstilbezogene) Faktoren wie z. B. Stress, die die weibliche Fruchtbarkeit beeinflussen, eine Rolle.
Während die präkonzeptionelle Phase genau mit der Empfängnis endet, dauert die perikonzeptionelle Phase länger. Die perikonzeptionelle Phase erstreckt sich von 14 Wochen vor der Empfängnis bis etwa 10 Wochen nach der Empfängnis (erstes Trimester). In diesem Zeitraum finden nicht nur die Empfängnis und die Einnistung statt, sondern auch andere entscheidende Prozesse wie der Aufbau der Plazenta, die frühe Entwicklung des zentralen Nervensystems und die erste Ausbildung von Organen. Der Embryo (ab 6-8 Wochen nach der Empfängnis Fötus genannt) ist in dieser Zeit daher sehr anfällig für Nährstoffdefizite und andere schädliche Einflüsse, die ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten oder Geburtsfehler begründen. Ernährungsempfehlungen, die im Hinblick auf Fruchtbarkeit und Empfängnis begünstigend wirken, gelten grundsätzlich auch für diesen Zeitraum.(2) Die Ratschläge zur Folsäure- und Vitamin-D-Ergänzung gelten in dieser Phase unvermindert weiter: für Folsäure bis zum Ende des ersten Schwangerschaftstrimesters und für Vitamin D während der gesamten Schwangerschaft.(1) Da der Referenzwert für die Jodaufnahme mit der Nahrung in Deutschland offenbar nicht erreicht wird, wird Schwangeren routinemäßig auch eine Jodsupplementierung (100-150 µg/Tag) empfohlen.(1) Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt außerdem, in dieser Zeit auf die folgenden Mikronährstoffe zu achten: Vitamin B12, Magnesium, Eisen und Omega-3-Fettsäuren.(1,4) Bei Omega-3-Fettsäuren und eisenhaltigen Produkten wird empfohlen, mindestens den Referenzwert für die Nährstoffzufuhr einzuhalten (siehe Tabelle 1).(1,4) Wenn es nicht gelingt, die Ernährung zu optimieren, wird in der Schwangerschaft eine Supplementierung mit der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) empfohlen. Es wird empfohlen, ein- bis zweimal pro Woche fetten Fisch zu essen, der reich an Omega-3-Fettsäuren ist, was jedoch für viele Frauen nicht möglich ist. Einerseits enthält Fisch mehr wertvolle Nährstoffe als ein Fischölpräparat, das hauptsächlich DHA enthält, andererseits kann Fisch aber auch mit Quecksilber, PFAS, PCBs oder Dioxinen belastet sein, die dem Kind schaden können. Manchmal kann es daher zweckmäßiger sein, ein (von Verunreinigungen befreites) Ergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren zu verwenden. Vegetariern und Veganern, die durch den Verzicht auf tierische Produkte u. a. mit größerer Wahrscheinlichkeit an Eisen- und/oder Vitamin-B12-Mangel leiden, wird empfohlen, die essentiellen Nährstoffe von einem Arzt kontrollieren zu lassen. Für diese Gruppe wird routinemäßig eine Supplementierung mit Vitamin B12 empfohlen. Bei einer veganen Ernährung sind neben Vitamin B12 besonders auch DHA, Zink, Eiweiß, Eisen, Kalzium und Jod von entscheidender Bedeutung. Je nach Status ist eine Auffüllung durch ein Nahrungsergänzungsmittel erforderlich.(1) Der Vitamin-A-Bedarf während der Schwangerschaft und Stillzeit ist deutlich höher als bei nicht schwangeren Frauen.(5) Daher kann es sinnvoll sein, ein speziell für schwangere Frauen bestimmtes Vitaminpräparat einzunehmen, das eine sichere Dosis Vitamin A (etwa 150 µg) ergänzt durch Beta-Carotin enthält.
Selbstverständlich wird empfohlen, während der Schwangerschaft nicht zu rauchen, keinen Alkohol zu trinken und nicht mit anderen schädlichen Stoffen in Kontakt zu kommen (Blei im Leitungswasser, dunkelbraun oder schwarz verfärbte Produkte beim Backen) und Hygienemaßnahmen zu ergreifen, um Infektionen mit Listerien und Toxoplasma zu vermeiden. Diese Krankheitserreger können das ungeborene Kind ernsthaft schädigen oder eine Fehlgeburt verursachen, während die schwangere Frau selbst manchmal kaum Symptome zeigt. Besondere Aufmerksamkeit erfordert auch die Verwendung von Medikamenten durch Frauen im gebärfähigen Alter und während der Schwangerschaft, da der Gebrauch hier relativ verbreitet ist (bei bis zu einem Drittel der Schwangerschaften) und sehr schädlich sein kann.(6)
Trotz der allgemeinen Ernährungsempfehlungen und der spezifischen Supplementierungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist eine gesunde Schwangerschaft keine Selbstverständlichkeit. Sogar die Ratschläge zur Folsäureergänzung werden nur unzureichend befolgt: 36 % der schwangeren Frauen gaben an, vor der Empfängnis keine Folsäurepräparate eingenommen zu haben.(3) Defizite an essentiellen Nährstoffen (wie Magnesium, Selen, Zink und Cholin) treten bei einem erheblichen Teil der Frauen auf, die schwanger werden wollen oder schwanger sind, und dies ist mit weniger günstigen Bedingungen für das ungeborene Kind verbunden.(7) Sowohl ein Magnesiummangel als auch ein Selenmangel werden mit einem gestörten Wachstum des Fötus in Verbindung gebracht.(8,9) Und auch Cholin scheint für das richtige pränatale Wachstum und eine gute Entwicklung des Gehirns äußerst wichtig zu sein.(10,11) Die Ergänzung von Nährstoffdefiziten ist in dieser Phase unerlässlich, wobei die Verwendung eines Multivitaminpräparats, das neben Folsäure auch andere B-Vitamine sowie die wichtigen Mineralstoffe und Spurenelemente enthält, wirksamer sein kann als die Einnahme von Folsäure allein.(12)
Tabelle 1: Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für die perikonzeptionelle Phase und die Zeit der Schwangerschaft (1,4)
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Ernährung |
Ergänzung |
Wann? |
Ernährungsweise |
Gesund und abwechslungsreich |
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Perikonzeptionelle Phase und gesamte Schwangerschaft |
Folsäure |
Folathaltige Produkte (Referenzwert: 300 µg/Tag Folat aus der Nahrung vor der Empfängnis; 550 µg/Tag ab der Empfängnis) |
400 µg/Tag† |
4 Wochen vor der Empfängnis – Ende erstes Trimester |
Vitamin D |
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20 µg/Tag# |
Perikonzeptionelle Phase und gesamte Schwangerschaft |
Jod |
Jodhaltige Produkte (Referenzwert: 230 µg/Tag) |
100-150 µg/Tag |
Gesamte Schwangerschaft |
Eisen |
Eisenreiche Ernährung |
Bei einem Eisenmangel* |
Gesamte Schwangerschaft |
Omega-3-Fettsäuren |
Verzehr von fettem Fisch 1-2x/Woche |
200 mg/Tag DHA bei unzureichendem Fischkonsum |
Gesamte Schwangerschaft |
† Zusätzlich zum Referenzwert, der sich auf die erwünschte Zufuhr von Folsäure über die Nahrung bezieht. |
Nach der entscheidenden Anfangsphase, in der sich das Gehirn und das Nervensystem gebildet haben und die erste Organbildung stattgefunden hat, findet in den folgenden Trimestern eine Reihe physiologischer Veränderungen statt, die den Fötus und die Mutter letztlich auf die Geburt vorbereiten. Dieser Zeitraum ist durch das Längenwachstum und die Gewichtszunahme des Fötus gekennzeichnet. Dabei nimmt das Gewicht der Mutter durch die Gewichtszunahme des Fötus, der Plazenta, der Gebärmutter, des Fruchtwassers, des Brustdrüsengewebes, des Blutes und des Fettgewebes erheblich zu.(13) Nährstoffdefizite in dieser Wachstumsphase können zu Wachstumsstörungen (Wachstumsverzögerung) und Anomalien in verschiedenen Organsystemen des Fötus führen. Eine Wachstumsverzögerung ist in der Regel die Folge einer zu kleinen oder schlecht durchbluteten Plazenta oder von Ernährungsmängeln der Mutter. Der Fötus passt sich an die gegebenen Bedingungen an, wodurch Nährstoffmängel in diesem Stadium den Fötus für Erkrankungen im späteren Leben prädisponieren können.
Die Ernährungsempfehlungen, die für die perikonzeptionelle Phase gelten, gelten auch hier. Folsäure wird bis zum Ende des ersten Trimesters empfohlen. Studien zeigen jedoch, dass eine fortgesetzte Supplementierung während der restlichen Dauer der Schwangerschaft von Vorteil ist.(14) Vitamin D und Jod können während der gesamten Schwangerschaft unvermindert eingenommen werden. Darüber hinaus nimmt der Proteinbedarf im mütterlichen und fötalen Gewebe während der Schwangerschaft, insbesondere im dritten Trimester, drastisch zu. Die ausreichende Zufuhr von Proteinen erfordert besondere Aufmerksamkeit.(15) Die DGE empfiehlt im zweiten Trimester 0,9 g/kg Körpergewicht/Tag und im dritten Trimester 1,0 g/kg Körpergewicht/Tag.(4) Außerdem ist hier (wieder) Cholin zu nennen. Aufgrund des schnellen Wachstums von Fötus und Plazenta und der Bedeutung von Cholin für die DNA-Methylierung und die unterstützenden physiologischen Prozesse wird es in besonderem Maße benötigt.(16)
Während der Schwangerschaft besteht das Risiko, dass sich Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes entwickeln, die sich sowohl auf die Gesundheit des Fötus als auch auf die der Mutter negativ auswirken. Präeklampsie ist durch eine Kombination aus Bluthochdruck und Proteinurie (Eiweißverlust im Urin) gekennzeichnet und tritt bei etwa 2,3% der Schwangerschaften auf.(145) Eine gestörte Durchblutung der Plazenta, die zu Gefäßanomalien führt, könnte die Ursache für einen erhöhten maternalen Blutdruck und eine verminderte Nährstoffversorgung des Fötus sein.(7) Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren, Vitamin A, Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E, Vitamin B6, B12 und Folsäure, Kalzium, Magnesium, Selen und Zink sowie eine geringe Proteinreserve sind mit dem erhöhten Risiko einer Präeklampsie verbunden.(7,17) Eine Supplementierung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen kann dann wirksam sein.(18-20)
Schwangerschaftsdiabetes beeinträchtigt durchschnittlich 8,5% der schwangeren Frauen in Deutschland.(21) Er entwickelt sich im zweiten oder dritten Trimester und wird als ein Ungleichgewicht in der Glukose-Homöostase aufgrund einer erhöhten Insulinresistenz definiert. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes leiden aufgrund der erhöhten Produktion freier Radikale unter oxidativem Stress, der zu einem Entzündungszustand beiträgt. Eine Dysregulation der B-Vitamine, die alle eine wichtige Rolle im Glukosestoffwechsel spielen, könnte dafür (teilweise) die Ursache sein.(22) Ein Mangel an Vitamin D wird mit Schwangerschaftsdiabetes in Verbindung gebracht, aber auch über reduzierte Konzentrationen von Vitamin C, Vitamin E, den Vitaminen B1 und B12, Selen und Zink wurde bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes berichtet.(7,23) Eine Supplementierung mit Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren hat sich für die Regulation des Blutzuckerspiegels und der Blutfette bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes als vorteilhaft erwiesen.(24)
Wissenschaftliche Belege für die Zufuhr von Mikronährstoffen während des Stillens/in der Stillzeit sind spärlicher als in der Schwangerschaft. Das Stillen gilt als erfolgreich, wenn das Baby ein angemessenes Gewicht erreicht. Doch auch in dieser Phase ist es wichtig, eine angemessene Versorgung von Mutter und Kind mit Nährstoffen sicherzustellen. Für die meisten Nährstoffe, deren Bedarf während der Schwangerschaft ansteigt, gilt dies auch in der Stillzeit.
In einem kürzlich erschienenen Übersichtsartikel werden die folgenden wichtigen Mikronährstoffe während des Stillens aufgeführt: Kalzium, Magnesium, Zink, Vitamin C, Vitamin D, Vitamin A, Eisen und Folsäure.(13) Diese Nährstoffe unterstützen unter anderem die Produktion hochwertiger Muttermilch, regulieren das Immunsystem, entspannen die Muskeln und tragen zu einer guten Regeneration nach der Entbindung bei. Aber auch eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren (insbesondere DHA) während der Stillzeit ist für die Gehirnentwicklung des Kindes in den ersten 2 Lebensjahren von entscheidender Bedeutung. Wenn die Nährstoffzufuhr unzureichend ist, können sich bei der Mutter unerwünschte Mangelerscheinungen einstellen. Dies wurde für Magnesium, Vitamin B6, Folsäure, Kalzium und Zink berichtet. Die Menge der Vitamine A, D und K sowie der Vitamine C, B1, B6, B12 und Folsäure in der Muttermilch wird durch den Vitaminstatus der Mutter bestimmt. Der Kalzium- und Magnesiumspiegel scheint weniger vom mütterlichen Status abhängig zu sein.(13) Bei den Vitaminen D und K reicht die durchschnittliche Aufnahme über die Muttermilch jedoch oft nicht aus, so dass eine Supplementierung von gestillten Säuglingen empfohlen wird und weithin akzeptiert ist.(4) Vitamin K wird unmittelbar nach der Geburt zur Prophylaxe verabreicht. Darüber hinaus wird allgemein empfohlen, Babys (gestillten und nicht gestillten) von Geburt an zusätzliches Vitamin D zu geben (10 µg/Tag). Auch Säuglingsnahrung enthält aus diesem Grund zusätzliches Vitamin D, aber dazu auch oft verschiedene andere Mikronährstoffe und DHA.
Die fötale Programmierung bezieht sich auf die dauerhaften Auswirkungen, die sowohl Ernährungs- als auch Umweltfaktoren auf die Gesundheit haben können, wenn das ungeborene Kind ihnen in entscheidenden Phasen der fötalen und pränatalen Entwicklung ausgesetzt ist. Mangel- oder Fehlernährung sowie ungünstige Bedingungen während dieser Zeit können zu dauerhaften Veränderungen bestimmter struktureller und physiologischer Stoffwechselfunktionen des Fötus führen, die sich nachhaltig auf das Kind auswirken und es auch noch im Erwachsenenalter beeinträchtigen können.(25)
Eine unzureichende Versorgung mit Makronährstoffen wie hochwertigen Proteinen, Omega-3-Fettsäuren oder Mikronährstoffen kann zu fötaler Unterernährung, Wachstumsverzögerung und einem (zu) niedrigen Geburtsgewicht führen.(26,27) Infolgedessen passt der Fötus seine Stoffwechselprogrammierung an, wodurch sich möglicherweise seine Körperzusammensetzung ändert. Dies scheint ein Risikofaktor für chronische, durch den Lebensstil bedingte Krankheiten im Erwachsenenalter zu sein, so für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, chronische Nierenerkrankungen und Bluthochdruck.(26,28) Ein Magnesiummangel ist mit einem niedrigen Geburtsgewicht und der Entwicklung von Insulinresistenz und Stoffwechselkrankheiten im späteren Leben verbunden.(8) Neuropsychiatrische Störungen und eine beeinträchtigte neurokognitive Entwicklung im späteren Leben können auch auf spezifische Mangelzustände, in diesem Fall in Bezug auf Omega-3-Fettsäuren (insbesondere DHA), Zink und Cholin, zurückzuführen sein.(29-31) Ein Mangel an Selen in der pränatalen Phase sollte ebenfalls vermieden werden, da es aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften unerlässlich ist, um freie Radikale abzufangen, die während der Entwicklung der Plazenta entstehen.(9) Selenmangel wird mit einer Funktionsstörung der Plazenta und einer Störung des fötalen Wachstums in Verbindung gebracht.(32)
Auch andere Lebensstil- und Umweltfaktoren zum Zeitpunkt der Schwangerschaft können beim Fötus zu dauerhaften Veränderungen führen.(25) Das Gehirn des Fötus reagiert empfindlich auf mütterlichen Stress. Bei Stress wird die Übertragung von mütterlichen Glukokortikoiden auf den Fötus normalerweise begrenzt, aber eine längere Exposition gegenüber hohen Kortisolkonzentrationen kann zu einem Anstieg des fötalen Kortisolspiegels führen. Dies korreliert mit einem verzögerten intrauterinen Wachstum und programmierten Veränderungen in der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse), die später im Leben zu Stoffwechselstörungen beitragen können.(33,34) Man schätzt, dass 17 % der psychischen Störungen im Erwachsenenalter ihren Ursprung in der pränatalen Phase haben.(35) Darüber hinaus prädisponiert die pränatale Exposition gegenüber stoffwechselbeeinträchtigenden chemischen Stoffen wie Bisphenol A (BPA), Phthalaten (Weichmachern), Pestiziden und per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) den Fötus für Stoffwechselerkrankungen und Fettleibigkeit im späteren Leben.(26)
Folat, ein Vitamin aus der Vitamin-B-Familie, ist die biologisch aktive Form, die in Lebensmitteln wie (Blatt-)Gemüse, Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten enthalten ist. Folsäure ist die synthetische Form von Folat, die aufgrund ihrer Stabilität häufig in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet wird, aber in der Natur nicht vorkommt und im Körper auch nur schwer in die aktive Form umgewandelt werden kann. Folat ist wichtig für die Produktion lebensnotwendiger Verbindungen wie DNA, RNA, Hormonen, Proteinen, Signalstoffen und Bestandteilen von Zellmembranen und somit von grundlegender Bedeutung für die perikonzeptionelle und fötale Phase. Folat spielt zusammen mit Cholin und unterstützenden Kofaktoren wie den Vitaminen B12, B6, B2 und Zink eine äußerst wichtige Rolle bei der Entwicklung und dem Wachstum des Gehirns. Auch am Proteinstoffwechsel und der Bildung von Hämoglobin ist Folat beteiligt, unter anderem zusammen mit Vitamin B12. Zusammen mit Vitamin B6, Vitamin B12, Betain u.a.m. hält Folat den Homocystein-Stoffwechsel aufrecht. Folat liefert die Methylgruppe, die benötigt wird, um das schädliche Homocystein abzubauen und es in die Aminosäure Methionin umzuwandeln. Folat ist sehr früh in der Schwangerschaft am Verschluss des Neuralrohrs beteiligt und daher wichtig für die Prävention von Neuralrohrdefekten wie Spina bifida (offener Rücken) oder Anencephalie (offener Schädel), die im Allgemeinen innerhalb von 4 Wochen nach der Empfängnis auftreten.(36) Zudem wird ein Folatmangel in der Frühschwangerschaft mit dem Auftreten einer Lippen- und/oder Gaumenspalte und dem Down-Syndrom in Verbindung gebracht.(37) Ein Folatmangel während der Schwangerschaft wird mit einer abnormalen Neuroentwicklung und einer Beeinträchtigung der intellektuellen Fähigkeiten des Kindes verknüpft.(14) Ein Folatmangel wird auch mit Frühgeburt, niedrigem Geburtsgewicht und Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie assoziiert.(38)
Um einen optimalen Folatspiegel zu erreichen, empfiehlt die DGE die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels mit 400 µg Folsäure täglich ab mindestens 4 Wochen vor der Empfängnis (Befruchtung) bis mindestens zum Ende des ersten Trimesters der Schwangerschaft. Frauen, die später als 4 Wochen vor der Empfängnis mit der Einnahme von Folsäure beginnen, wird empfohlen, 800 µg/Tag einzunehmen.(1) Neue Erkenntnisse verschärfen die Empfehlungen zur Nahrungsergänzung in mehrfacher Hinsicht. Einigen Studien zufolge wäre eine Verlängerung des Supplementierungszeitraums auf 12 Wochen vor der Empfängnis notwendig, um eine angemessene Folatkonzentration im Blut zu erreichen.(37,39,40) Dies umso mehr, als der Verzehr von folatreichen Lebensmitteln oft unzureichend ist und die Bioverfügbarkeit von Folaten in der Nahrung schwankt.(41) Eine höhere Dosis (0,8-5 mg/Tag) kann bei Hochrisikogruppen wie Frauen mit bereits bestehendem Diabetes mellitus oder einem früheren Kind mit Neuralrohrdefekt hilfreich sein.(37,42) Die Fortsetzung der Folsäureergänzung während der restlichen Schwangerschaft scheint von Vorteil zu sein. In einer randomisierten Studie verbesserte eine Folsäuresupplementierung (400 µg/Tag) im Vergleich zu einem Placebo die neurokognitive Entwicklung des Kindes, wie im Alter von 11 Jahren festgestellt wurde.(14,4) Eine Folsäuresupplementierung (>600 µg/Tag im ersten Schwangerschaftsmonat) konnte das Risiko von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) bei Kindern aus Risikofamilien (mit Geschwistern, die bereits an ASS erkrankt waren) verringern.(44)
Die Supplementierung mit der aktiven Folat-Form, 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF), hat mehrere Vorteile gegenüber Folsäure.(45) Folsäure ist die synthetische Form, die nur in angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist. Zur Aktivierung muss sie in einem relativ aufwändigen Prozess in 5-MTHF umgewandelt werden. Eine Supplementierung mit 5-MTHF kann etwaige Umwandlungsprobleme umgehen und scheint bei der Erhöhung des 5-MTHF-Plasmaspiegels effektiver zu sein als Folsäure.(46,47) Es erfordert keine Aktivierung über den Stoffwechsel und ist sofort bioverfügbar.(48) Eine Supplementierung mit 5-MTHF ist auch dann vorzuziehen, wenn eine Mutation im MTHFR-Gen vorliegt, die das Enzym Methylentetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR) daran hindert, Folsäure effektiv in aktives Folat umzuwandeln. Mutationen in diesem Gen treten bei einem großen Teil der Bevölkerung auf und werden mit einem niedrigen Folatspiegel und einer Störung des Homocysteinstoffwechsels in Verbindung gebracht. MTHFR-Mutationen erhöhen damit das Risiko von Neuralrohrdefekten.(49) Außerdem reichert sich 5-MTHF nicht im Blut an, was bei Folsäure in bestimmten Fällen einer eingeschränkten Leberfunktion oder bei hohen Dosen und einem kapazitätsbegrenzten, abgesättigten Stoffwechsel der Fall sein kann.(50) Unverstoffwechselte Folsäure kann das Immunsystem und den ungeborenen Fötus schädigen, wenn sie sich im Blutkreislauf anreichert.(37) In einer Längsschnittstudie zum Blut schwangerer Frauen wurden sowohl Folsäure als auch 5-MTHF im mütterlichen Blut und im Nabelschnurblut gefunden. Folsäure war dabei in gleichen Mengen im mütterlichen und im Nabelschnurblut vorhanden, während die Konzentration von 5-MTHF im Nabelschnurblut höher war. Das Vorhandensein mehrerer Folat-Transporter in der Plazenta lässt auf einen aktiven Transport von 5-MTHF von der Mutter zum Fötus schließen, was für Folsäure nicht zutrifft.(51) Eine optimale Verstoffwechselung von Folsäure zu 5-MTHF muss außerdem mit einem normalen Vitamin-B12- und B6-Spiegel einhergehen. Ein Vitamin-B12-Mangel ist bei hohen Folatblutspiegeln ungünstig und führt zu Störungen bei der Umwandlung des schädlichen Homocysteins in Methionin, was das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen erhöht.(37,52) Ein weiteres Problem bei der Supplementierung mit Folsäure ist die Maskierung eines Vitamin-B12-Mangels, wodurch neurologische Komplikationen des Vitamin-B12-Mangels unentdeckt bleiben können. Dies ist bei einer Supplementierung mit 5-MTHF nicht der Fall.(41)
Aufgrund des engen Zusammenspiels zwischen Folsäure und unter anderem den anderen B-Vitaminen ist es ratsam, ein speziell an die Bedürfnisse von Schwangeren angepasstes Multivitaminpräparat zu wählen, in dem neben Folat auch andere Vitamine enthalten sind.
Vitamin D stimuliert die Hormonsynthese (Östrogene und Progesteron) und ist für die Entwicklung der Gebärmutter (einschließlich der Gebärmutterschleimhaut) und die Einnistung der Frucht essentiell.(53) Schon früh in der Schwangerschaft gelangt Vitamin D über die Plazenta von der Mutter zum Fötus. Eine ausreichende Menge an Vitamin D zu Beginn der Schwangerschaft ist wichtig für die anfängliche Bildung von Organen und Geweben und die richtige Entwicklung des Immunsystems und der Lunge.(54) Vitamin D vermittelt – wahrscheinlich zum Teil – den Kalziumtransport in der Plazenta und ist zusammen mit Kalzium für das Wachstum und die Mineralisierung des fötalen Skeletts unerlässlich.(53) Die Skelettbildung beginnt in der Embryonalperiode, aber die Hauptphase der Skelettmineralisierung (80 %) liegt im dritten Trimester.
Aufgrund der vielen positiven Wirkungen von Vitamin D in allen Stadien der Schwangerschaft, also auch in der frühen Embryonalentwicklung, ist die Vorbeugung eines Vitamin-D-Mangels bei Frauen, die schwanger werden wollen, äußerst wünschenswert. Die DGE empfiehlt standardmäßig 20 µg/Tag für alle Teile der Bevölkerung ab einem Alter von 1 Jahr, wenn die Sonnenexposition und damit die körpereigene Vitamin-D-Produktion unzureichend ist.(1) Trotz der bestehenden Empfehlungen zur Supplementierung von Vitamin D ist die Prävalenz von Vitamin D-Mangel bei schwangeren Frauen (meist definiert als <50 nmol/l) weltweit in jedem Trimester der Schwangerschaft hoch.(53,55)
Vitamin-D-Defizite können bei Mutter und Fötus zu einer Vielzahl von Komplikationen führen. Ein Vitamin-D-Mangel (<50 nmol/l) bei der Mutter in der Mitte der Schwangerschaft wird mit einer geringeren Knochenmineraldichte beim Kind in Verbindung gebracht.(56) Eine kürzlich veröffentlichte Übersichtsarbeit ergab, dass eine Supplementierung während der Schwangerschaft mit Vitamin D3 (der Cholecalciferol-Form, die bei der Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels im Blut wirksamer zu sein scheint als Vitamin D2) in einer Dosierung von 25-70 µg/Tag mit positiven Veränderungen der Knochenmasse der Nachkommen verbunden war.(53) Darüber hinaus kam eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse zu dem Schluss, dass es einen Zusammenhang zwischen der pränatalen Vitamin-D-Supplementierung der Mutter und einer größeren Körperlänge des Kindes bei der Geburt gibt.(57) Dies wurde vor allem bei hohen Vitamin-D-Dosen (>50 µg/Tag) beobachtet oder wenn die Supplementierung weniger häufig (eine einzige sehr hohe Dosis von bis zu 7,5 mg [300.000 IE]) und zumindest während des zweiten und dritten Trimesters erfolgte. Eine Vitamin-D-Supplementierung während der Schwangerschaft scheint sich günstig auf das Wachstum in den ersten 5 Lebensjahren auszuwirken.
Ein Vitamin-D-Mangel im Nabelschnurblut, aber auch bei den Neugeborenen selbst, ist mit einer höheren Inzidenz von Infektionen der unteren Atemwege im Kindesalter verbunden.(53) Die Supplementierung während der Schwangerschaft ist mit einem geringeren Risiko assoziiert, dass die Kinder später an Asthma erkranken.(54) Niedrige Vitamin-D-Werte werden auch mit einem höheren Risiko für Multiple Sklerose (MS) und Autismus in Verbindung gebracht.(58,59) Dies ist angesichts der Rolle von Vitamin D bei der frühen Entwicklung des Gehirns nicht überraschend. Eine prospektive Studie mit mehr als 2000 spanischen Mutter-Kind-Paaren ergab, dass jeder Anstieg des Vitamin-D3-Plasmaspiegels bei der Mutter um 25 nmol/l zu besseren Ergebnissen bei der sozialen Kompetenz der Kinder führte, was auf einen Einfluss auf die Gehirnentwicklung schließen lässt.(60) In einer anderen Studie (mit einer Nachbeobachtungszeit von 30 Jahren) wurde festgestellt, dass eine Vitamin-D-Supplementierung (50 µg [2000 IE] pro Tag) im ersten Lebensjahr das Risiko eines Typ-1-Diabetes beim Kind verringert.(61)
Ein mütterlicher Vitamin-D-Mangel (<50 nmol/l) im ersten Trimester wird mit Präeklampsie assoziiert.(62) Eine Supplementierung kann das Risiko einer Präeklampsie senken, wobei die Wirkung im Allgemeinen größer ist, wenn die Supplementierung vor der 20. Schwangerschaftswoche begonnen wird.(63) Dabei scheint eine Dosierung von 100 µg (4000 IE) pro Tag notwendig zu sein, wobei es besser ist, Schwangerschaftsergebnisse mit der Konzentration von 25(OH)D (Calcidiol) im Blut in Beziehung zu setzen als mit der Dosierung.(64) Vitamin-D-Defizite werden außerdem mit Insulinresistenz und Schwangerschaftsdiabetes assoziiert. Eine Studie kam zu dem Schluss, dass jeder Anstieg des zirkulierenden 25(OH)D um 10 nmol/l mit einem um 2 % geringeren Risiko für Schwangerschaftsdiabetes verbunden war.(65) Darüber hinaus verringerte sich das Risiko daran zu erkranken beim höchsten 25(OH)D-Serumspiegel im Vergleich zum niedrigsten Serumspiegel um 29 %. Bei Frauen mit vorbestehendem Schwangerschaftsdiabetes verbesserte die Vitamin-D-Supplementierung den HOMA-IR-Wert (Maß für die Insulinempfindlichkeit).(66)
Aufgrund der schwerwiegenden Folgen eines Vitamin-D-Mangels und bestehender Defizite ist es ratsam, Vitamin D vor und während der Schwangerschaft zu supplementieren. Die allgemeine Empfehlung lautet, 20 µg Vitamin D pro Tag zu sich zu nehmen. Wissenschaftliche Studien und Erfahrungen aus der orthomolekularen Medizin zeigen jedoch, dass Schwangere von einer höheren Zufuhr an Vitamin D profitieren, als von der DGE empfohlen wird. Führende internationale Vitamin-D-Experten vertreten die Meinung, dass ein guter Vitamin-D-Status dann vorliegt, wenn der zirkulierende 25(OH)D-Serumspiegel mindestens 75 nmol/l beträgt.(53,57,67) Die Aufrechterhaltung eines solchen Calcidiol-Spiegels erfordert schätzungsweise eine orale Vitamin-D3-Dosis von 25-75 µg/Tag. Um die optimale Dosis zu ermitteln, kann es ratsam sein, den Vitamin-D-Spiegel bestimmen zu lassen. Bei der Auswahl eines Multivitaminpräparats wird empfohlen, besonders auf die Dosierung von Vitamin D zu achten. Oft enthalten diese zu wenig Vitamin D. In diesem Fall kann es notwendig sein, zusätzlich zu dem Multi noch ein gesondertes Vitamin-D-Präparat einzunehmen.
Die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) sind wesentliche Bestandteile von Phospholipiden (wie Phosphatidylcholin und Sphingomyelin) in Zellmembranen. Sie fördern flexible, leicht verformbare, durchlässige Membranen und beeinflussen so die Signalübertragung zwischen Zellen (wichtig u. a. in Neuronen und Herzmuskelzellen). Die Omega-3-Fettsäuren, insbesondere DHA, sind in der pränatalen Phase (insbesondere im dritten Trimester der Schwangerschaft) und in den ersten beiden Lebensjahren also entscheidend für die Bildung, das Wachstum und die Reifung des Gehirns sowie die Entwicklung des Sehvermögens. Während der Schwangerschaft steigt die Plasmakonzentration von Phospholipiden aufgrund der schwangerschaftsbegleitenden Hyperlipidämie um mehr als 50 %.(7) Die Omega-3-Fettsäuren (insbesondere EPA) sind auch Vorläufer von Prostaglandinen, Thromboxanen, Leukotrienen und anderen essentiellen Eicosanoiden und tragen so zur Entwicklung eines starken und ausgewogenen Immunsystems bei.
Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren, insbesondere an DHA, kann dauerhafte (negative) Auswirkungen auf die visuelle, kognitive und motorische Entwicklung eines Kindes haben und die Wahrscheinlichkeit von (späteren) Lern-, Verhaltens- und Stimmungsproblemen erhöhen.(7,13) Ein Mangel wird auch mit negativen Auswirkungen auf die schwangere Frau selbst in Verbindung gebracht. Dazu gehören perinatale und postnatale Depressionen.(68,69) Eine Nahrungsergänzung mit (vor allem) EPA wirkt sich positiv auf die Symptome einer Depression aus. Obwohl EPA nur einen kleinen Teil der Gehirnlipide ausmacht, spielt es eine wichtige Rolle bei der Immunregulation und der Eindämmung von Entzündungen im Gehirn.(69)
Die für schwangere und stillende Frauen empfohlene Menge von 200 mg DHA pro Tag ist möglicherweise viel zu niedrig.(70-72) Hinzu kommt, dass es länger dauert, den Status der essentiellen Fettsäuren bei der Mutter wiederherzustellen, wenn sie stillt. Während der Schwangerschaft transportiert die Plazenta DHA zum Fötus. Wenn die Frau nicht genügend DHA zu sich nimmt, wird ihr eigener DHA-Vorrat herangezogen, um den DHA-Bedarf des Fötus zu decken. Um eine DHA-Depletion bei der Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit zu verhindern, ist eine zusätzliche Zufuhr von DHA (+EPA) erforderlich. Der Omega-3-Index (O3I), d. h. der prozentuale (Gewichts-)Anteil von EPA und DHA an der Gesamtmenge der Fettsäuren in den Zellmembranen der roten Blutkörperchen, ist mit einem Zielwert von 8-11 % ein guter Anhaltspunkt für die Optimierung der DHA-Zufuhr während Schwangerschaft und Stillzeit. Studien haben gezeigt, dass mindestens 750-1000 mg/Tag DHA (+EPA) erforderlich sind, um dies zu erreichen.(72) Die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten Studie deuten darauf hin, dass für ein optimales Gleichgewicht zwischen dem DHA-Status von Mutter und Kind eine Zufuhr von mindestens 650 mg DHA/Tag erforderlich ist.(73) Die Dosierung, die erforderlich ist, um den O3I-Wert in den optimalen Bereich zu bringen, hängt jedoch unter anderem von der Ausgangssituation und der Ernährungsweise ab. Um den Mindestzielwert von 8 % zu erreichen, kann es daher erforderlich sein, eine höhere Erhaltungsdosis beizubehalten. Eine kürzlich durchgeführte US-amerikanische Studie ergab, dass Menschen durchschnittlich 1300 mg EPA/DHA pro Tag benötigen, um einen optimalen O3I aufrechtzuerhalten.(74)
Eine Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren (insbesondere DHA) kann die Schwangerschaftsdauer verlängern und das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen wie Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht, Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes senken.(68,75-78) Mehrere Studien zeigen, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren während der Schwangerschaft mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von Asthma und Allergien beim Kind verbunden ist. Dies galt insbesondere dann, wenn die tägliche Zufuhr mindestens 1200 mg betrug und die Supplementierung während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit fortgesetzt wurde.(79)
Cholin ist ein essentieller Nährstoff, der in allen Phasen der Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielt. Eine ausreichende Zufuhr von Cholin ist unter anderem wichtig für die Synthese von Phospholipiden (Phosphatidylcholin und Sphingomyelin), die eine funktionelle Signalübertragung durch Zellmembranen ermöglichen. Für eine gesunde und gut funktionierende Plazenta während der gesamten Schwangerschaft ist Cholin unerlässlich.(11,80) Auch für die gesunde Entwicklung und Reifung von Gehirn und Nervensystem des Ungeborenen ist es äußerst wichtig. Cholin und Folat wirken synergistisch. Zusammen mit Vitamin D sind sie für das richtige Wachstum des Fötus und eine gute Gehirnentwicklung unerlässlich.(81) Eine geringe Folatzufuhr erhöht den Cholinverbrauch und umgekehrt. Eine ausreichende Zufuhr von Cholin und Folat ist daher unerlässlich. Die Omega-3-Fettsäure DHA verstärkt die Wirkung von Cholin bei der Unterstützung der Gehirnfunktion und der visuellen Entwicklung des Kindes. Außerdem beeinflusst Cholin durch eine (anhaltende) epigenetische Programmierung die Gesundheit und das Risiko, im späteren Leben chronische Krankheiten zu entwickeln (fötale Programmierung).
Ein Cholinmangel während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Spina bifida (Neuralrohrdefekt), LKG (Lippen-, Kiefer- und/oder Gaumenspalte), angeborene Herzfehler oder gesundheitliche Probleme im späteren Leben.(10,11,82) Daher ist eine optimale Zufuhr von Cholin während der Schwangerschaft und Stillzeit von entscheidender Bedeutung. Für schwangere Frauen wurde die angemessene Zufuhr auf 480 mg/Tag und während der Stillzeit auf 520 mg/Tag festgelegt.(70) Die Frage ist jedoch, ob dieser Bedarf auch gedeckt wird.
Darüber hinaus zeigt eine aktuelle Studie, dass dieser für die angemessene Zufuhr gegebene Wert für eine optimale Entwicklung des Gehirns wahrscheinlich nicht ausreicht. Die Einnahme einer fast doppelt so hohen Dosis (930 mg/Tag) im dritten Trimester der Schwangerschaft führte zu einer besseren Informationsverarbeitung bei den Kindern, selbst noch im Alter von 7 Jahren.(31) Eine niederländische Veröffentlichung aus dem Jahr 2023 zeigt, dass eine Cholin-Supplementierung während der Schwangerschaft auch einen positiven Einfluss auf die spätere geistige Gesundheit des Kindes haben kann.(80) Die Einnahme von Cholin während der Schwangerschaft wird mit der Förderung der fötalen Gehirnentwicklung, neuroprotektiven Effekten, der Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit (Gedächtnis, Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und Aufmerksamkeit) und dem Abbau sozialer Hemmungen bei Kindern in Verbindung gebracht. Die Supplementierung mit Cholin erhöhte die Expression mehrerer Gene, die an der Bildung von Blutgefäßen und Kapillaren beteiligt sind.(83) Auch die Entzündungsaktivität war geringer. Außerdem produzierte die Plazenta bei ausreichendem Cholinangebot weniger sFLT-1 (soluble fms-like tyrosine kinase-1), ein Protein, das mit einem höheren Risiko für Plazenta-Funktionsstörungen, fötale Wachstumsverzögerung und Präeklampsie assoziiert ist.
Vitamin A oder Retinol kommt natürlicherweise nur in tierischen Produkten vor, aber der Körper kann es auch aus Provitamin A (Carotinoiden wie z. B. Beta-Carotin) aus pflanzlichen Produkten herstellen. Der Bedarf an diesem fettlöslichen Vitamin steigt mit der Schwangerschaftsdauer an. Eine ausreichende Menge an Vitamin A in der prä- und perikonzeptionellen Phase ist sowohl für die Sehkraft der Mutter als auch für die normale Entwicklung der Augen, des Immunsystems, des Skeletts und anderer Organe des Fötus unerlässlich.(84) Vor allem im dritten Trimester der Schwangerschaft ist der Bedarf an Vitamin A aufgrund des schnellen Wachstums des Fötus erhöht. Ein Vitamin-A-Mangel wird mit fötaler Wachstumsverzögerung und Entwicklungsstörungen in Verbindung gebracht. Im letzten Schwangerschaftsdrittel kann ein Vitamin-A-Mangel bei der Mutter zu Nachtblindheit und Schwangerschaftsdiabetes führen.
Andererseits kann Vitamin A (aber nicht Beta-Carotin) in den ersten 60 Tagen nach der Empfängnis in hohen Dosen teratogen sein.(84) Eine übermäßige Vitamin-A-Zufuhr wird mit angeborenen Fehlbildungen des zentralen Nervensystems und des Herz-Kreislauf-Systems sowie mit spontanen Fehlgeburten in Verbindung gebracht.(84) Da nicht genau bekannt ist, wie hoch der teratogene Schwellenwert von Vitamin A ist, rät die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) Frauen, die schwanger werden wollen, den Verzehr Vitamin-A-reicher Produkte (Innereien und Leberprodukte) auf weniger als 3 Gramm pro Tag zu beschränken.(85) Die empfohlene Menge für schwangere Frauen liegt bei 800 Microgramm Retinolaktivitätsäquivalenten/Tag.(4) Aus Sorge vor den schädlichen Auswirkungen einer übermäßigen Vitamin-A-Aufnahme ziehen es viele schwangere Frauen vor, ihren Vitamin-A-Bedarf mit Beta-Carotin (Provitamin A) zu decken. Die Umwandlung von Beta-Carotin in Vitamin A kann jedoch unzureichend sein. Es kann daher ratsam sein, ein Schwangerschaftspräparat zu wählen, das neben Beta-Carotin auch etwas Vitamin A in einer sicheren Dosierung enthält.
Vitamin B12 (in den biologisch aktiven Formen Methylcobalamin und Adenosylcobalamin) ist entscheidend für die ordnungsgemäße Zellteilung, die DNA-Synthese, die Produktion roter Blutkörperchen, eine gute Entwicklung des Nervensystems und ein optimales fötales Wachstum.(86) Vitamin B12 wirkt beim Homocystein-Stoffwechsel eng mit Folat und anderen B-Vitaminen zusammen. Ein Vitamin-B12-Mangel kann zu erhöhten Werten des schädlichen Homocysteins führen, das mit Unfruchtbarkeit, Frühgeburten und Neuralrohrdefekten in Verbindung gebracht wird.(87,88)
Vitamin B12-Mangel ist mit einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftsdiabetes assoziiert.(89) Eine Erhöhung des Vitamin-B12-Spiegels reduzierte das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes um 23 %. Es wird vorgeschlagen, die Vitamin-B12-Zufuhr während der Schwangerschaft zu erhöhen, um das Risiko für diese Komplikationen zu verringern.(90) Vermutet wird auch, dass Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft und Stillzeit einen niedrigen Vitamin-B12-Status (aber einen normalen Folatstatus) hatten, später aufgrund der fötalen Programmierung eher zu Übergewicht, metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes neigen.(91,92) Vitamin-B12-Mangel scheint besonders problematisch zu sein, wenn er mit einem hohen Folatspiegel einhergeht.(52,93,94) Die Einhaltung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Vitamin B12 und Folat scheint unerlässlich zu sein. Vegetarier und Veganer sind dem erhöhten Risiko eines Vitamin-B12-Mangels mit all seinen Folgen ausgesetzt.(95) Die DGE empfiehlt schwangeren Frauen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, die Einnahme eines Vitamin-B12-Präparats. Außerdem wird empfohlen, einen Arzt zu konsultieren und bei Bedarf auf Nahrungsergänzungsmittel überzugehen.(1,4)
Vitamin K ist für eine optimale Blutgerinnung, den Knochenstoffwechsel und den Erhalt der Geschmeidigkeit von Blutgefäßen und anderen Geweben unerlässlich. Vitamin K1 (Phyllochinon) aktiviert die Gerinnungsproteine und erfüllt insbesondere die Funktionen, die für den Verlauf einer ordnungsgemäßen Blutgerinnung erforderlich sind. Die andere Form, Vitamin K2 (Menachinon), aktiviert kalziumbindende Proteine, die dazu beitragen, Blutgefäße und andere weiche Gewebe flexibel und elastisch zu halten, sowie Knochenproteine, die zusammen mit Vitamin D für gesundes und mineralisiertes Knochengewebe sorgen.(96) Ein Vitamin-K-Mangel kann ein erhebliches Risiko für die Gesundheit von Mutter und Fötus darstellen.(97) Die Einnahme von Medikamenten wie Antiepileptika und bestimmten blutgerinnungshemmenden Medikamenten (so genannte Vitamin-K-Antagonisten) durch schwangere Frauen kann zu einem Vitamin-K-Mangel bei der Mutter führen und beim Fötus Fehlbildungen des zentralen Nervensystems hervorrufen, die eine geistige Behinderung zur Folge haben.(97) Diese Ergebnisse zeigen, dass Vitamin K möglicherweise eine Rolle bei der Gehirnentwicklung in der pränatalen Phase spielt. Neugeborene haben von Natur aus einen niedrigen Vitamin-K-Status, da Vitamin K die Plazenta kaum oder gar nicht passieren kann. Daher baut das ungeborene Kind keine eigenen Reserven auf. Dazu kommt, dass Neugeborene noch nicht genügend Darmbakterien haben, um selbst Vitamin K zu produzieren. Vitamin-K-Mangel kann bei Neugeborenen Blutungen verursachen.(97) Aus diesem Grund werden sie sofort nach der Geburt mit Vitamin K1 versorgt (2 mg oral). Eine zweite und dritte Dosis wird dann während der Kindervorsorgeuntersuchung U2 (zwischen Tag 3 und 10) und U3 (zwischen der vierten und fünften Woche) verabreicht.(98,99)
Es wird derzeit noch nicht empfohlen, Neugeborenen Vitamin K2 als Ersatz für Vitamin K1 zu geben.
Die empfohlene Menge an Vitamin K für eine schwangere Frau beträgt 70 Microgramm/Tag.(70) Dieser Wert beruht hauptsächlich auf der Menge an Vitamin K1, die für eine optimale Blutgerinnung benötigt wird. Dabei werden jedoch alle anderen Funktionen von Vitamin K außer Acht gelassen. Für Vitamin K2 gibt es keine gesonderte Empfehlung. Die Supplementierung mit Vitamin K wirkte sich auf die Blutungen nach der Geburt aus. Die Häufigkeit der Blutungen nach der Geburt war in der Gruppe der Frauen, die kein Vitamin K einnahmen, höher (45 % gegenüber 12 %).(97) In einer anderen Studie wirkte sich die Vitamin-K1-Supplementierung vor allem auf die Erhöhung des Vitamin-K-Status im mütterlichen Blutkreislauf aus, und es gab keine Auswirkungen auf die Blutungen.(100)
Das Antioxidans Selen ist ein essentielles Spurenelement und während der Schwangerschaft von großer Bedeutung.(101) Selen spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Fötus, insbesondere beim Wachstum und den endokrinen Stoffwechselfunktionen.(9) Selen ist zusammen mit Jod ebenfalls wichtig für die ordnungsgemäße Funktion der Schilddrüse.(102)
Ein Selenmangel kann zu einer Anhäufung von freien Radikalen in der Plazenta führen und so eine Plazenta-Insuffizienz verursachen. Er kann auch für Komplikationen während der Schwangerschaft verantwortlich sein wie z. B. Präeklampsie, Frühgeburt, Schwangerschaftsdiabetes, intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR) und ein für die Schwangerschaftsdauer zu geringes Gewicht.(146) Der Selenbedarf während der Schwangerschaft beträgt 70 Mircrogramm/Tag und ist in der Stillzeit sogar noch höher (85 Microgramm/Tag).(70) Bei nicht weniger als 88,7 % der schwangeren Frauen in einer niederländischen Kohorte (n=201) wurde diese empfohlene Menge nicht erreicht.(101) Bei 61 % der schwangeren Frauen lag ein kombinierter unzureichender Jod- und Selenstatus vor.
Die Beseitigung eines Selenmangels durch Nahrungsergänzungsmittel hat sich unter anderem bei Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes bewährt. Eine Selen-Supplementierung (200 Microgramm/Tag) verbesserte bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes den Zuckerstoffwechsel. Selen senkte den Nüchtern-Plasmaglukosespiegel, den Seruminsulinspiegel und die Insulinresistenz (HOMA-Index). Es führte auch zu einer Verringerung des hs-CRP-Werts [high-sensitive CRP] und des Malondialdehyds im Plasma (Marker für die Lipidperoxidation).(146) Eine In-vitro-Studie zeigt, dass Selen möglicherweise auch Entzündungen und damit verbundenen oxidativen Stress bei Schwangerschaftsdiabetes und Fettleibigkeit der Mutter verhindert.(103)
Während der Schwangerschaft benötigen Frauen ausreichend Eisen, um die Bildung von Zellen und Geweben zu unterstützen. Eisen fördert die normale Bildung von roten Blutkörperchen und von Hämoglobin. Durch die steigende Zahl der Erythrozyten für den Fötus, für die Plazenta und als Puffer für den Blutverlust während der Geburt besteht ein erhöhter Bedarf an Eisen.(7) Eisen trägt auch zu einer normalen kognitiven Funktion des Kindes bei.(104) Der Eisenbedarf steigt mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft.(105)
Eisenmangel ist der weltweit am häufigsten auftretende Mangel an Mikronährstoffen. Blutarmut in der Schwangerschaft wird daher am häufigsten durch Eisenmangel verursacht (Eisenmangelanämie) und stellt bei einem erheblichen Teil der Schwangerschaften eine Komplikation dar (etwas mehr als 40 % weltweit und 25 % in Europa).(105,106) Eisenmangel während der fötalen Entwicklung kann das Wachstum und die Funktion mehrerer wichtiger Organsysteme, darunter das Herz-Kreislauf-System, beeinträchtigen und zu einem niedrigen Geburtsgewicht und neurologischen Anomalien führen.(106) Mangelsituationen gehen auch mit einem Entzündungszustand einher. Und mütterlicher Eisenmangel während der Schwangerschaft wird mit einer verminderten Lungenfunktion beim heranwachsenden Kind in Verbindung gebracht.(107)
Die DGE rät, während der Schwangerschaft ausreichend eisenhaltige Lebensmittel über eine ausgewogene Ernährung zu sich zu nehmen.(1) In der Praxis werden Frauen, die zusätzliche Eisengaben benötigen, auf individueller Ebene durch regelmäßiges Anämie-Monitoring mittels Hämoglobinbestimmung ausfindig gemacht. Eine Eisenergänzung ist sehr wünschenswert, insbesondere bei schwangeren Frauen, die wenig oder keine tierischen Produkte verzehren. Während der gesamten Schwangerschaft wird die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels empfohlen, das 25-30 mg Eisen enthält (60-120 mg/Tag bei nachgewiesener Eisenmangelanämie), vorzugsweise in Form von Eisenbisglycinat, das besser resorbierbar ist und weniger zu Magen-Darm-Beschwerden führt.(148) Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen. Die Supplementierung mit Eisen sollte jedoch sorgfältig abgewogen werden, da sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig für die schwangere Frau und den Fötus schädlich sein kann.(105) Eine Anreicherung von Eisen ist unerwünscht, da sie zu einer erhöhten Viskosität des Blutes und der Bildung toxischer Radikale führen kann.(105) Dies kann zu einer Insulinresistenz führen und Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie, Plazentadysfunktion und eine Frühgeburt zur Folge haben. Es wird daher empfohlen, vor Beginn der Eisenergänzung den Ferritinspiegel im Serum messen zu lassen und auf dieser Grundlage die Eisendosis zu bestimmen.
Lactoferrin, ein eisenbindendes Glykoprotein, das natürlicherweise in der Milch vorkommt, hat sich bei der Behandlung einer Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft ebenfalls als wirksam erwiesen. Lactoferrin normalisiert die Eisenhomöostase, indem es unter anderem die Eisenaufnahme verbessert. In einer klinischen Studie führte die Einnahme von Lactoferrin (zu 30 % mit Eisen gesättigt) in einer Dosis von 200 mg/Tag bei schwangeren Frauen zu einer Vermehrung der roten Blutkörperchen, des Hämoglobins und zu einer Verbesserung des Serumeisenspiegels.(108) Der Serumspiegel von IL-6 (ein entzündungsförderndes Zytokin, das außerdem mit Anämie in Verbindung gebracht wird) sank dabei.(109,110) Dabei erwies sich Lactoferrin (100 mg zweimal täglich über einen Zeitraum von 30 Tagen, gesättigt mit nur 70-84 Microgramm elementarem Eisen) als wirksamer als eine Standardbehandlung mit Eisensulfat (329 mg einmal täglich, entsprechend 105 mg elementarem Eisen).(110) Auch das Risiko einer Frühgeburt (<37 Wochen) war bei Frauen, die Lactoferrin einnahmen, geringer.(111) Die entzündungshemmende Wirkung von Lactoferrin und die Rolle, die es bei der Aufrechterhaltung der Homöostase der Vaginalflora spielen könnte, werden in Tiermodellen und In-vitro-Studien untersucht.(112) Denn vaginale Infektionen sind ein Risikofaktor für Frühgeburten.
Zusammen mit Selen ist Jod für die Synthese von Schilddrüsenhormonen unerlässlich.(102) Während der Schwangerschaft sind die Produktion von Schilddrüsenhormonen und der Jodbedarf um etwa 50 % erhöht, um eine optimale Entwicklung des zentralen Nervensystems des Ungeborenen (Gehirn und Rückenmark) und eine ordnungsgemäße Funktion der Schilddrüse bei Mutter und Kind zu gewährleisten.(102) Jod ist ein Spurenelement, das vom Körper nur in sehr geringen Mengen benötigt wird, aber von dem ein erheblicher Teil der Schwangeren in den europäischen Ländern immer noch zu wenig zu sich nimmt.(101)
Da es einige Zeit dauern kann, bis ein zu niedriger Jodstatus auf das gewünschte Niveau gebracht wird, empfiehlt die DGE dafür zu sorgen, dass die Frau bereits vor der Schwangerschaft über die Nahrung optimal mit Jod versorgt ist.(4) Weil dies vor und während der Schwangerschaft oft strukturell nicht gelingt, empfiehlt die DGE die Einnahme eines Ergänzungsmittels (100-150 Microgramm/Tag). Die Forschung zeigt, dass Frauen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, aufgrund der geringen Jodzufuhr über ihre Nahrung ein höheres Risiko haben, während der Schwangerschaft einen Jodmangel zu entwickeln.(113)
Ein schwerer Jodmangel der Mutter während der Schwangerschaft kann zu Entwicklungsstörungen beim Kind führen (darunter zur kongenitalen Hypothyreose, einer angeborenen Störung der Schilddrüse mit Schilddrüsenunterfunktion, die eine mentale Retardierung und Wachstumsverzögerung zur Folge hat). Aber selbst wenn es sich nur um einen leichten Mangel handelt, kann er noch negative Folgen für das ungeborene Kind haben.(102) Bei der Mutter kann ein Jodmangel eine klinische oder subklinische Hypothyreose verursachen.(101) Eine subklinische Hypothyreose im ersten Trimester der Schwangerschaft kann sich negativ auf die neurologische Entwicklung des Kindes auswirken.(102) Jodmangel wird auch mit Schwangerschaftskomplikationen wie Frühgeburten, Fehlbildungen und perinataler Sterblichkeit assoziiert.(102)
Da eine zu geringe Jodzufuhr häufig ist und man nie genau weiß, wie viel Jod man mit der Nahrung aufnimmt, ist es ratsam, zusätzlich zu einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung vor und während der Schwangerschaft ein Jodpräparat mit mindestens 150 Microgramm/Tag einzunehmen. Dies kann in Form eines Multivitaminpräparats für Schwangere geschehen, das neben Jod auch andere wichtige Nährstoffe enthält. Achten Sie bei der Auswahl eines Nahrungsergänzungsmittels genau auf die enthaltene Jodmenge. Nicht alle Pränatal-Präparate liefern eine ausreichende Menge von mindestens 150 Microgramm Jod.(114)
Kalzium ist ein Mineralstoff, der für das Wachstum und die richtige Knochenbildung bei Kindern wichtig ist. Der Bedarf in der Schwangerschaft und Stillzeit steigt auf etwa 1000-2000 mg pro Tag an. Während der Schwangerschaft wird die Kalziumaufnahme im Darm erhöht und Kalzium wird aktiv über die Plazenta zum Fötus transportiert, um das Skelett des Fötus zu mineralisieren. Ein guter Vitamin-D-Status ist dazu übrigens unerlässlich. Eine unzureichende Kalziumzufuhr kann zum Knochenabbau bei der Mutter, zu einer verzögerten Knochenreifung beim Fötus und zu einer geringeren Knochendichte und schlechteren Zahnqualität in der späteren Kindheit führen.(115)
Eine ausreichende Kalziumzufuhr senkt das Risiko von Bluthochdruck, Frühgeburt, Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes.(116) Eine Kalzium-Ergänzung während der Schwangerschaft (2000 mg pro Tag) ab dem zweiten Trimester wirkt sich vorteilhaft auf den Blutdruck des Kindes aus (um 5 mmHg niedrigerer systolischer Blutdruck im Alter von zwei Jahren), möglicherweise durch eine fötale Programmierung des Blutdrucks.(117) Eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse deutet auf eine hemmende Wirkung von Kalzium auf das Risiko von Präeklampsie, Frühgeburt und Bluthochdruck bei Müttern hin.(118) Bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Kalzium-Präparate in einer Dosierung von 2 g/Tag eingenommen hatten, trat im Alter von 12 Jahren weniger Karies auf als bei den Kindern, deren Mütter ein Placebo erhielten.(119) Wie sich eine Kalzium-Supplementierung auf die Knochengesundheit von Mutter und Kind auswirkt, ist noch unklar.(115)
Ein guter Zinkstatus ist wichtig für die prä- und postnatale Entwicklung eines Kindes. Der Zinkbedarf während der Schwangerschaft ist um 2-4 mg (möglicherweise um bis zu 5-10 mg) pro Tag höher als normal.(120) Ein Zinkmangel während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Wachstumsverzögerungen, kongenitale Anomalien, fötale Sterblichkeit, niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburt und neonatale Infektionen.(120)
Präeklampsie (Schwangerschaftshypertonie) ist wahrscheinlich zum Teil auf oxidativen Stress und einen reduzierten Antioxidantienstatus zurückzuführen. Ein Zinkmangel kann dabei eine Rolle spielen. Meta-Analysen zeigen, dass der Zinkstatus bei Frauen mit Präeklampsie deutlich niedriger ist als bei gesunden Schwangeren.(121,122) Die Einnahme von Zink (in Dosen von 1 mg bis 62 mg/Tag) während der Schwangerschaft reduzierte laut einer großen übergreifenden Meta-Analyse insbesondere das Risiko von Frühgeburten.(123) Eine Zinksupplementierung (mindestens 25 mg/Tag) war auch mit einem höheren Geburtsgewicht assoziiert.(124)
Während der Schwangerschaft steigt auch der Bedarf an dem essentiellen Spurenelement Kupfer auf etwa 1 mg/Tag.(125) Aber auch stillende Frauen benötigen mehr Kupfer (1,3 mg/Tag).(126) Kupfer ist ein wesentlicher Co-Faktor von Enzymen, die bei der Bekämpfung von oxidativem Stress während der Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielen. Ohne diesen Schutzmechanismus kann oxidativer Stress zu Präeklampsie, fötaler Wachstumsverzögerung und Fehlgeburt führen.(126) Kupfermangel ist aufgrund der hohen Verfügbarkeit dieses Elements in der Nahrung selten. Fötale Zellen sind jedoch anfällig für Kupferdefizite, die zu einer Beeinträchtigung der fötalen Gehirnentwicklung führen können. Dabei ist auch das Gleichgewicht zwischen Kupfer und Eisen wichtig.(126) Eine Meta-Analyse zeigte einen Zusammenhang zwischen reduzierten Kupferwerten zu Beginn der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für schwangerschaftsinduzierten Bluthochdruck.(127) Ein Überschuss an Kupfer ist zwar selten, aber schädlich und führt zur Bildung von freien Radikalen.(125)
Der Bedarf an Magnesium nimmt während der Schwangerschaft zu, aber die Mehrheit der schwangeren Frauen nimmt nicht genug Magnesium zu sich, um diesen erhöhten Bedarf zu decken.(126) Magnesium spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Blutdrucks. Es entspannt die Blutgefäße und bewirkt eine Vasodilatation, was zu einem verringerten Gefäßwiderstand und einer Senkung des Blutdrucks führt. Magnesiummangel während der Schwangerschaft wird daher mit Bluthochdruck bei der Mutter, Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie und eingeschränktem Wachstum des Fötus sowie Frühgeburten in Verbindung gebracht.(8) Magnesiummangel wird auch mit der Entwicklung von Insulinresistenz und Stoffwechselkrankheiten im späteren Leben assoziiert (fötale Programmierung).(8)
Hinsichtlich der Einnahme von Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere gibt es keine speziellen Empfehlungen offizieller Stellen. Mehrere Studien zeigen, dass eine Magnesiumergänzung in der Schwangerschaft von Vorteil sein kann. Eine Meta-Analyse hat gezeigt, dass eine Magnesium-Supplementierung (in verschiedenen Formen und Dosierungen) dazu beiträgt, das Risiko einer Frühgeburt zu verringern.(128) Eine Magnesium-Supplementierung hat auch positive Auswirkungen in Bezug auf die intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR), die Eklampsie (ein Insult, meist in Kombination mit Präeklampsie) und die Präeklampsie.(129) Magnesiumsulfat, das Frauen mit Präeklampsie verabreicht wurde, konnte das Risiko einer Eklampsie sogar mehr als halbieren und führt damit wahrscheinlich auch zu einer Verringerung des mütterlichen Sterberisikos.(130) Eine Meta-Analyse zeigt auch, dass eine Magnesiumsupplementierung (200-250 mg/Tag über einen Zeitraum von 6 Wochen, u. a. in Form von Magnesiumoxid, oder 363 mg/Tag aus der Nahrung über einen Zeitraum von 4 Wochen) eine positive Wirkung auf die Insulinempfindlichkeit und den oxidativen Stress bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes hat.(131)
Das Darmmikrobiom der Mutter ist für die Entwicklung des Fötus und die ersten 1000 Lebenstage des Kindes entscheidend.(132) Bisher ging man davon aus, dass der Fötus in eine sterile Umgebung (Gebärmutter) kommt und dass die Mikroben das Neugeborene erst während der Geburt besiedeln. Doch immer mehr Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Besiedlung des Fötus durch das mütterliche Mikrobiom bereits in der Gebärmutter beginnt.(133) Mikroben können bereits während der Schwangerschaft das Fruchtwasser, die Nabelschnur und die Plazenta besiedeln. Während der Schwangerschaft nimmt auch die mikrobielle Translokation im Darm der Mutter zu. Die Förderung eines Darmmikrobioms mit einer großen Vielfalt an Darmbakterien, die miteinander in Symbiose leben, ist nicht nur für die Gesundheit der Mutter selbst, sondern auch für die ihres ungeborenen Kindes wichtig. Eine Darmdysbiose ist unerwünscht und wird mit negativen Auswirkungen auf das Wachstum des Fötus und den Verlauf der Schwangerschaft in Verbindung gebracht. So wurden Infektionen bei der Mutter und Entzündungen der Plazenta durch Mikroben mit Wachstumsdefiziten in der Gebärmutter in Zusammenhang gebracht.(134) Und eine verminderte Vielfalt des mütterlichen Darmmikrobioms und eine geringere Präsenz der nützlichen Bakterien Bifidobacterium und Streptococcus werden mit Frühgeburten assoziiert.(132,135)
Außerdem interferiert das Darmmikrobiom mit den Mikroorganismen in der Vagina. Tatsächlich stammen die Laktobazillen, die Hauptbestandteile eines gesunden vaginalen Mikrobioms, aus dem Darm. Die Zusammensetzung des vaginalen Mikrobioms ist wichtig für eine gesunde Schwangerschaft.(136) Bei der Geburt werden günstige Bakterien über das vaginale Mikrobiom auf das Baby übertragen. Es hat sich herausgestellt, dass das Mikrobiom eines Neugeborenen mit den Mikroben aus der Vagina, dem Stuhl oder von der Haut der Mutter übereinstimmt. Bei Kindern, die per Kaiserschnitt geboren werden, nisten sich weniger gute, von der Mutter stammende Bakterien im Darm ein. In der Regel sind weniger günstige Bakterien wie Bifidobakterien und Bacteroides vorhanden und häufiger das ungünstige Clostridium difficile.(137) Die richtige Besiedlung mit Darmbakterien in jungen Jahren trägt zu einer normalen Darmphysiologie und -funktion während des gesamten Lebens bei.
Probiotika sind Präparate mit lebenden Mikroorganismen, die – auch während der Schwangerschaft – ein gesundes Darmmilieu fördern.(132) Dies ist wichtig für das Kind, das während der Geburt mit den (günstigen und ungünstigen) Mikroorganismen der Mutter in Berührung kommt. Meist handelt es sich um Milchsäurebakterien der Gattung Lactobacillus oder Bifidobacterium. Zu den wichtigen probiotischen Bakterienstämmen gehören Lactobacillus rhamnosus GG, LGG, Lactobacillus acidophilus, LA-5 und Bifidobacterium, BB-12 (B. lactis). Eine Supplementierung mit diesen Stämmen wird mit einer Verringerung des Risikos für ein atopisches Ekzem beim Kind assoziiert, indem Immunreaktionen auf bestimmte Allergene verhindert werden.(138,139) In einer klinischen Studie entwickelten Babys von Müttern, die während der Schwangerschaft ein probiotisches Ergänzungsmittel mit LGG, BB-12 und LA-5 eingenommen hatten, in den ersten zwei Lebensjahren seltener ein atopisches Ekzem als Babys von Müttern, die ein Placebo eingenommen hatten.(140) In einer Studie verbesserte die Supplementierung mit BB-12 (10 Mrd. CFU/Tag) und LGG (10 Mrd. CFU/Tag) signifikant die Blutzuckerregulation während der Schwangerschaft; dies ist für ein optimales fötales Wachstum wichtig und reduziert das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen.(141) Probiotika (die Laktobazillen allein oder Laktobazillen mit Bifidobacterium spp. enthalten) verbessern außerdem die Insulinsensitivität und verringern so das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes.(139) In einer Studie verringerte sich das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes signifikant, wenn Frauen ab dem ersten Trimester der Schwangerschaft ein Nahrungsergänzungsmittel mit BB-12 und LGG einnahmen.(142)
Ein großer Teil der schwangeren Frauen läuft Gefahr, nicht genügend Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen.(143) Aber nicht für jede schwangere oder stillende Frau sind die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ausgegebenen Empfehlungen ausreichend. Mehrere Studien haben gezeigt, dass es zur Vermeidung von Nährstoffmängeln effektiver ist, ein Multivitaminpräparat zu supplementieren als nur ein einzelnes Vitamin- oder Mineralstoffpräparat.(143,144) Folat zum Beispiel wirkt eng mit anderen B-Vitaminen zusammen. Daher ist es ratsam, ein Schwangerschafts-Multi zu wählen, in dem neben Folat auch andere Vitamine und unterstützende Spurenelemente enthalten sind.(12)
Eine neuere Studie zeigt, dass viele Multivitaminpräparate für Schwangere nicht alle notwendigen Vitamine enthalten, und auch deren Menge ist oft zu gering.(144) Oft enthalten sie nicht genügend Vitamin D und Jod, so dass es notwendig sein kann, zusätzlich zu dem Multi auch noch Einzelpräparate einzunehmen.(114) Außerdem enthält ein gutes Multi für Schwangere auch eine gehörige Dosis Cholin. Für eine ausreichend hohe Kalziumzufuhr ist es jedoch oft notwendig, neben einem Multi ein separates Kalziumpräparat einzunehmen, da die erforderliche Kalziumdosis einfach nicht mehr in eine Tablette oder Kapsel hineinpasst, die auch großzügige Dosen anderer Vitamine und Mineralstoffe enthält. Auch für die wichtige Omega-3-Fettsäure DHA ist es besser, sie als separate hochdosierte Ergänzung einzunehmen.