Methylsulfonylmethan (MSM), organisch gebundener Schwefel, ist ein Metabolit des Dimethylsulfoxids (DMSO) und kommt von Natur aus in geringen Konzentrationen in den unterschiedlichsten Nahrungsmitteln vor. MSM wird als Nahrungsergänzungsmittel u.a. bei Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Gelenkentzündungen (Rheuma, Osteoarthritis), bei Allergien (z. B. Heuschnupfen, Asthma), Entzündungen, Verstopfung, Krebserkrankungen und parasitären Infektionen verabreicht.(1-4) Es gibt Hinweise darauf, dass unsere Nahrungsmittel unzureichende Mengen an Schwefel enthalten und somit eine Nahrungsergänzung mit MSM sinnvoll ist.(5)
In einem systematischen Review- Artikel wurden randomisierte, plazebokontrollierte Studien nach Wirksamkeit und einer unbedenklichen Verabreichung von schwefelhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln wie MSM und DMSO (Dimethylsulfoxid) bei Osteoarthritis der Knie zusammengefasst.(6) In den Übersichtsartikel wurden zwei plazebokontrollierte Studien mit MSM (mit Dosierungen von 4,5 g bzw. 6 g pro Tag und einer Studienlaufzeit von mindestens drei Monaten) aufgenommen. Beide Studien weisen nach, dass sich durch die Verabreichung von MSM – im Vergleich mit dem Placebo – eine Reduzierung der Schmerzen und der Bewegungseinschränkung durch Gelenkverschleiß erzielen lässt. Die Kombination aus MSM (4,5 g/Tag) und Glucosamin (1500 mg/Tag) reduzierte Schmerzen stärker als die getrennt verabreichten Nahrungsergänzungsmittel. MSM hat weniger Nebenwirkungen als DMSO und erwies sich bei der Behandlung einer Osteoarthritis als wirksamer.
Die Forscher sind der Ansicht, dass es noch zu früh ist, eine definitive Schlussfolgerung in Bezug auf die Wirksamkeit von MSM bei Osteoarthritis der Knie zu ziehen, da die Studien u.a. methodologische Mängel aufweisen. Sie halten es für ratsam, weitere wissenschaftliche Studien über die optimale Dosierung, die (langfristige) Unbedenklichkeit und die gewünschte Therapiedauer durchzuführen. Schließlich liegen eindeutige Hinweise – u.a. aus anderen Studien – vor, dass MSM Gelenkentzündungen hemmt, Schmerzen lindert und degenerativen Gelenkveränderungen vorbeugt. Darüber hinaus besteht ein wachsender Bedarf an sicheren Alternativen für NSAIDs (nichtsteroidale Antirheumatika).
In Tierversuchen wurde die Aufnahme, Verteilung und Ausscheidung von MSM (einmalige orale Dosierung mit 500 mg/ kg) untersucht.(1) Die Studie belegt, dass der Stoff schnell und äußerst wirksam in die Blutbahn aufgenommen wird, und bereits innerhalb von 2 Stunden nach der Einnahme zu einem maximalen Blutwert führt. Seine Halbwertszeit im Blut beträgt 12,2 Stunden. Er verteilt sich nahezu homogen in allen Geweben und Organen, jedoch in einer etwas geringeren Konzentration in Haut und Knochen. Ungefähr 57% des Stoffes werden innerhalb von 24 Stunden und 86% innerhalb von 120 Stunden über den Urin ausgeschieden. Lediglich 3% verlassen den Körper über den Stuhl. Die Studie liefert zusätzliche Beweise für die Unbedenklichkeit des Nahrungsergänzungsmittels MSM und belegt, dass für eine klinische Wirkung bei (chronischen) Gesundheitsproblemen eine regelmäßige Einnahme erforderlich ist.
Ein Tierversuch belegt, dass MSM keine negativen Auswirkungen auf den Nachwuchs von Ratten hat, wenn es schwangeren Ratten über die Nahrung verabreicht wird.(2) Bei Mutter- und Babyratte wurde keine Toxizität aufgezeigt. Die verabreichten (oralen) Dosierungen reichten von 50 bis 1000 mg/kg/Tag. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass der NOAEL (No Observed Adverse Effect Level) für MSM unter diesen Studienbedingungen mindestens 1000 mg/kg/Tag beträgt.
In einer italienischen plazebokontrollierten Studie mit 46 an Rosazea erkrankten Patienten wurde untersucht, ob die einmonatige Anwendung einer Creme mit MSM und Mariendistel (Extrakt) eine Verbesserung der Hauterkrankung bewirkt.(7) Rosazea (was rot wie die Rose bedeutet) ist eine verunstaltende Hauterkrankung, die im Gesicht mit starken Hautrötungen (insbesondere auf Wangen und Nase), erweiterten Äderchen (Couperose), Pusteln, Papeln und Pickeln einhergeht. Rosazea tritt vorrangig bei Erwachsenen ab dem 30. Lebensjahr auf und hauptsächlich bei Frauen. Die Ursache ist nicht bekannt. Verschiedene Faktoren (Ernährung, bestimmte Arzneimittel, Witterungseinflüsse, Hautpflegeprodukte, Stress, hormonale Veränderungen) können Rosazea verschlimmern.
Die Anwendung dieser speziellen Creme reduzierte im Test signifikant die Rötung, Pusteln und den Juckreiz und verbesserte insbesondere bei milden Formen der Rosazea die Hydration und Färbung der Haut. Die Mariendistel ist für ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt. Die Forscher vermuten, dass MSM sich bei der Behandlung von Rosazea positiv auswirkt, da es eine entzündungshemmende, schmerzlindernde und antioxidative Wirkung besitzt, die Haut vor schädlichen Sonneneinstrahlungen schützt (Fotoprotektion) und ihre Empfindlichkeit gegenüber eventuellen Allergenen verringert.
Chelatbildner wie EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure) sind Verbindungen, die Schwermetalle binden und (Zell-) Membranen und die Blut-Hirnschranke nur schwer durchdringen, um ihre Wirkung vor Ort entfalten zu können. Forscher haben festgestellt, dass EDTA durch Verabreichung von MSM leichter durch biologische Membranen transportiert wird, und somit eine lokale Chelattherapie möglich macht. Sie wiesen nach, dass EDTA nur in Kombination mit (und nicht ohne) MSM über die Hornhaut des Auges aufgenommen wird. Die Studie legt nahe, dass MSM eingesetzt werden kann, um bestimmte Stoffe/Medikamente zu speziellen Körperstellen zu transportieren.(8)
Wissenschaftler haben den eventuellen Zusammenhang zwischen der Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel und Kräuter und dem Risiko einer Erkrankung an Lungen- und Kolorektalkrebs untersucht.(9) Sie analysierten die Daten von Männern und Frauen zwischen dem 50. und 76. Lebensjahr aus der ‘Vitamins And Lifestyle’-Kohorte. Personen, die in den vorhergehenden zehn Jahren (irgendwann einmal) MSM verwendet hatten – den Forschern lagen keine detaillierten Angaben darüber vor, wie lange, wie oft und in welchen Mengen der Stoff verabreicht wurde -, hatten im Schnitt ein 54% geringeres Risiko, an Dickdarmund Mastdarmkrebs (Kolorektalkrebs) zu erkranken, als Menschen, die nie MSM eingenommen hatten. Die Einnahme von Glucosamin, Chondroitin, Fischöl oder Tüpfel-Johanniskraut wurde ebenfalls mit einem geringeren Risiko auf Kolorektalkrebs assoziiert. Personen, die Knoblauchtabletten eingenommen hatten, hatten hingegen (im Schnitt) ein 35% höheres Risiko, an Kolorektalkrebs zu erkranken. Glucosamin und Chondroitin schützen möglicherweise vor Lungenkrebs. Es bedarf ergänzender Studien, um die gefundenen Zusammenhänge zu bestätigen.
An Pferden wurde untersucht, ob eine Nahrungsergänzung mit den Antioxidantien MSM und Vitamin C einen trainingsinduzierten oxidativen Stress und Entzündungen aufgrund von Springübungen reduziert.(3) Vierundzwanzig Pferde, die an einem fünfwöchigen, spanischen Springwettbewerb teilnahmen, wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Eine Kontrollgruppe, eine Gruppe, die täglich Vitamin C (5 mg/ kg) erhielt, sowie eine Gruppe, der täglich dieselbe Dosis Vitamin C und zusätzlich je 8 mg/kg MSM pro Tag verabreicht wurde. MSM hemmte signifikant die trainingsinduzierte Zunahme von Lipid-Peroxidation, Stickstoffoxid und Kohlenmonoxid (CO) und signifikant die Senkung des Glutathion- Spiegels (siehe Abbildung 1) und die Senkung der Aktivitäten von antioxidativ wirksamen Enzymen (Glutathion- Peroxidase, Glutathion-Transferase, Glutathion-Reduktase). Vitamine C potenzierte die Wirkung von MSM.
Im Jahr 2009 veröffentlichte In-vitro und In-vivo-Studien belegen, dass MSM stark entzündungshemmende Eigenschaften besitzt, und zeigen den Wirkungsmechanismus dieser Aktivität auf.(4) Die In-vitro-Studie zeigt, dass MSM die von LPS (Lipopolysaccharid) induzierte Entzündungsreaktion in Makrophagen signifikant hemmt. Dabei senkt der Stoff signifikant die Freisetzung der Entzündungsmediatoren Stickstoffoxid (NO) und Prostaglandin E2 durch aktivierte Makrophagen, indem er die Expression von iNOS (inducible nitric oxide synthase) und COX-2 (Cyclooxygenase-2) unterdrückt. Darüber hinaus hemmt er die LPS-induzierte Ausschüttung des entzündungsfördernden Zytokins IL-6 (Interleukin-6) und von TNF-alpha (Tumornekrosefaktor-alpha). Anhand der Studie lässt sich ableiten, dass MSM u.a. aufgrund der Herunterregulation von NF-kappa B in den aktivierten Makrophagen eine entzündungshemmende Aktivität entfaltet. NF-kappa B (nuclear factor kappa B) ist ein Transkriptionsfaktor, der eine zentrale Rolle in der Entzündungsreaktion spielt und die Expression von Genen reguliert, die entzündungsfördernde Zytokine, Adhäsionsmoleküle, Chemokine, Wachstumsfaktoren und Enzyme wie iNOS und COX-2 kodieren.
Mit einem ergänzenden Tierversuch (an einem durch 12-O-Tetradecanoylphorbol- 13-acetat [TPA] im Ohr induzierten Ödem) wurde die entzündungshemmende Wirkung von MSM bestätigt. Dabei fällt auf, dass es den Plasmaspiegel des IL-6 (im Ohrgewebe und Blutplasma) stark absenkt. Die Forscher ziehen die Möglichkeit in Betracht, dass der Stoff Einfluss auf chronische degenerative Entzündungserkrankungen hat (z. B. Arterienverkalkung, Rheuma, Diabetes und Krebserkrankungen), die durch einen erhöhten Plasmaspiegel von IL-6 gekennzeichnet sind.
Die Osteoarthritis ist eine Krankheit, bei der es zu Entzündungen und degenerativen Veränderungen des Gelenkknorpels und des subkutanen Knochengewebes kommt. In In-vitro-Studien wurde die Wirkung unterschiedlicher MSM-Dosierungen auf gesunde menschliche Knorpelzellen (Chondrozyten) und auf menschliche Chondrozyten, die aus von Osteoarthritis befallenen Gelenken stammten (Oberschenkelknochen, Schienbein), untersucht.(10) Die verabreichten Dosierungen entsprachen einer oralen Dosis bis 30 g/Tag. Als wichtigste Knorpel schützende Wirkung von MSM erwies sich die Reduzierung der Expression der entzündungsfördernden Cytokine (TNF-alpha, IL-1). Diese Reduzierung konnte ausschließlich mit Chondrozyten erzielt werden, die Gelenken mit einer milden Form der Osteoarthritis (Grad II) entnommen wurden, und mit einer oralen Dosierung von 6 g MSM/Tag. MSM zeigte keinen (anabolen) Einfluss auf die Bildung von Proteoglykanen, Kollagene und Aggrekane (Bestandteile der Knorpelmatrix) durch gesunde oder angegriffene Chondrozyten. Diese Studie kommt zu der Schlussfolgerung, dass MSM den Gelenkknorpel insbesondere im Anfangsstadium einer Osteoarthritis schützen kann, indem es die Expression der Entzündungsmediatoren unterdrückt.