Die WHO zeigt an, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen (“HKE”) in Deutschland an der Spitze der Todesursachen stehen. Diese machen 39% aller Todesfälle aus.(1) Und nach Angaben der British Heart Foundation bedeutet dies 4,3 Millionen Todesfälle pro Jahr in Europa, davon 2 Millionen in der Europäischen Union.(2) In Deutschland sind dies etwa 338.000 Todesfälle pro Jahr. Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 220.000 Menschen einen akuten Herzinfarkt (auch Myokardinfarkt genannt) und 200.000 einen Schlaganfall. Diese Zahlen sind erschreckend. Davon abgesehen sind die Folgen und Ursachen der HKE mit enormen Kosten verbunden. In der EU belaufen sich die Kosten auf 169 Milliarden Euro pro Jahr. Hauptursachen sind Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel, Stress, falsche Ernährung, Diabetes, genetische Veranlagung, Alterung und mangelnde Bewegung.
Wir werden erörtern, was mit orthomolekularen Nährstoffen zur Vorbeugung getan werden kann und welche Verbesserungen bei den verschiedenen HKE-Formen erreicht werden können. Wir gehen hier nicht auf die Anatomie und die umfangreiche Pathophysiologie ein. Diese Informationen können an anderer Stelle eingeholt werden.
Professor Daan Kromhout, der in den Niederlanden sowohl mit der Universität Wageningen als auch mit dem RIVM (Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu, zu Deutsch etwa: Staatliches Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt) verbunden ist, stellte in einem Vortrag anlässlich des Wissenschaftstages der niederländischen Herzstiftung (“Hartstichting”) im Jahr 2004 düstere Prognosen auf. Die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen werde bis 2020 um knapp 50 Prozent zunehmen, erwartete Kromhout.
Das RIVM gibt auf seiner Website (Version 4.8, 14. Juni 2012) an, dass koronare Herzkrankheiten im Zeitraum 2007 bis 2025 um 45% zunehmen werden. Wobei das letztendliche Ausmaß von der Entwicklung der Risikofaktoren in der Bevölkerung, der Diagnostik und der Behandlung der Patienten abhängt.
Atherosklerose: Ansammlung von Fettverbindungen an der Arterienwand, wobei Entzündungen in der Gefäßwand die Grundlage für die Fettablagerung bilden.
Arteriosklerose: Prozess, bei dem die Arterienwände immer steifer, unflexibler und unelastischer werden, oft aufgrund von Verkalkung.
Herzrhythmusstörung: Situation, in der ein unregelmäßiger und manchmal erhöhter oder verringerter Herzschlag auftritt. Beispiele hierfür sind Bradykardie (das Herz schlägt langsamer als 60 Schläge pro Minute), Tachykardie (das Herz schlägt schneller als 100 Schläge pro Minute), Extrasystole (das Herz überspringt einen Schlag, gefolgt von einem kräftigen Schlag) und Vorhofflimmern (die Vorhöfe ziehen sich unregelmäßig zusammen).
Koronare Herzkrankheit: Erkrankung der Koronararterien des Herzens, die teilweise durch Atherosklerose verursacht wird.
Herzinfarkt: Ischämie der Herzmuskelzellen, die bereits 20 Minuten nach dem Einsetzen irreversible Schäden verursacht.
Angina pectoris: tritt bei zunehmendem Verschluss eines oder mehrerer Herzkranzgefäße (>60%) mit Ischämie und Schmerzen (insbesondere in der Brust) bei Anstrengung auf. Mit zunehmender instabiler Angina pectoris steigt das Risiko eines Herzinfarkts.
Herzinsuffizienz (decompensatio cordis): Situation, in der die Pumpfunktion des Herzens langsam nachlässt und das Herz daher nicht mehr in der Lage ist, das Blut ausreichend durch den Körper zu pumpen. In der Altersgruppe der über 80-Jährigen leiden etwa 20% an einer Herzinsuffizienz.
Schlaganfall (TIA/CVA): Hier wird die Blutzufuhr zum Gehirn durch eine Hirnblutung oder einen Hirninfarkt in einem bestimmten Bereich blockiert, was je nach Ausmaß zu schweren Funktionsausfällen führt.
Vaskuläre Demenz: eine akut oder eher schrittweise einsetzende Form der Demenz, die durch das Absterben von Hirngewebe infolge mehrerer Infarkte verursacht wird.
Periphere Gefäßkrankheiten: Diese verursachen Durchblutungsstörungen in Armen und Beinen.
Im Jahr 2003 erschien im “British Medical Journal” ein Artikel von Professor Wald und Professor Law.(4) In diesem Artikel wird die Idee einer Multikomponenten-Pille vorgestellt, die die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 80% reduzieren würde, wenn sie von allen Personen über 55 Jahren und allen Personen mit bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingenommen würde. Diese Pille, die so genannte “Polypill”, sollte aus sechs Substanzen bestehen, deren Wirksamkeit bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits in umfangreichen Untersuchungen nachgewiesen wurde. Dazu gehörten ein Cholesterinsenker wie Simvastatin 40 mg, drei blutdrucksenkende Medikamente (ein Thiaziddiuretikum, ein Betablocker und ein ACE-Hemmer; alle in der Hälfte der normalerweise verschriebenen Dosis), Folsäure 800 µg (zur Senkung des Homocysteins im Serum) und Aspirin 75 mg, das die Thrombozytenaggregation hemmt. Diese Polypill würde damit also auf 4 verschiedene kardiovaskuläre Risikofaktoren abzielen. Anhand einer Meta-Analyse zahlreicher bestehender Studien mit jedem dieser Mittel wurde abgeleitet, welche präventive Wirkung die Kombination dieser 6 Inhaltsstoffe haben würde. Das Auftreten von ischämischen Herzkrankheiten würde um 88% und das Auftreten von Schlaganfällen um 80% zurückgehen, heißt es in diesem Artikel. Diese kombinierte Medikation wäre auch relativ sicher. Nur 8-15% der Anwender würden Nebenwirkungen erleiden, wie aus den verschiedenen Studien mit den einzelnen Bestandteilen der Pille errechnet wurde. Die Forscher schlussfolgerten daraus, dass die Polypill eine sichere Methode ist, um die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der westlichen Welt in großem Umfang zu beeinflussen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erschwinglichkeit der Pille. Da Inhaltsstoffe gewählt wurden, die nicht mehr patentiert sind, würde diese Kombi-Pille viel weniger kosten, als wenn alle Medikamente einzeln verschrieben würden. Dadurch wird die Polypill auch für Menschen in ärmeren Ländern zugänglich, die sich derzeit keine präventiven Herz-Kreislauf-Medikamente leisten können. Außerdem ist die Einnahme einer einzigen Tablette pro Tag für den Patienten viel einfacher als die Einnahme mehrerer einzelner Medikamente, was die Compliance und damit die Wirksamkeit erhöhen würde.
Die erste groß angelegte klinische Studie mit dieser Polypill fand 2009 in Indien statt: die Indian Polycap Study (TIPS).(5) Hier wurden 2053 Teilnehmer im Alter von 45-80 Jahren ohne kardiovaskuläre Erkrankungen, aber mit einem kardiovaskulären Risikofaktor nach dem Zufallsprinzip in 8 verschiedene Gruppen eingeteilt. Davon erhielten 412 Personen täglich eine Polycap (Polypill) bestehend aus Thiazid 12,5 mg (einem Diuretikum), Atenolol 50 mg (einem Betablocker), Ramipril 5 mg (einem ACE-Hemmer), Simvastatin 20 mg (einem Cholesterinsenker) und Aspirin 100 mg (einem Thrombozytenaggregationshemmer). Folsäure wurde in dieser Formulierung weggelassen, da es keine ausreichende wissenschaftliche Absicherung dafür gegeben hat. Die übrigen Personen erhielten Aspirin allein, Blutdrucksenker allein oder ein Statin allein oder Aspirin in Kombination mit Blutdrucksenkern. Nach 12 Wochen wurden der LDL-Cholesterinspiegel, der Blutdruck, die Herzfrequenz und ein Marker für die Blutplättchenfunktion bestimmt. Darüber hinaus wurde das Auftreten von Nebenwirkungen der Polycap im Vergleich zu den anderen Kombinationen oder Einzelmedikamenten untersucht. Ziel der Studie war es natürlich, nachzuweisen, dass die Polycap genauso sicher und wirksam ist wie die einzelnen Komponenten. Was den Blutdruck anbelangt, so war die Absenkung bei der Verwendung der Polycap genauso groß wie bei der Verwendung der drei einzelnen Blutdrucksenker. Die Wirkung von sowohl Polycap als auch der drei Blutdrucksenker in Kombination war deutlich größer als die von nur einem oder zwei Blutdrucksenkern. Die Herzfrequenz der Polycap-Anwender sank um durchschnittlich 7 Schläge pro Minute. Dies entsprach der Abnahme der Herzfrequenz in den anderen Gruppen, die ebenfalls einen Betablocker einnahmen. Die Abnahme des Markers als Maß für das Auftreten von Thrombozyten-Zusammenlagerungen war in der Polycap-Gruppe etwa gleich hoch wie in den anderen Gruppen, die ebenfalls Aspirin einnahmen. Bei der Verwendung der Polycap wurde im Vergleich zu den einzelnen Arzneimitteln keine Zunahme der Nebenwirkungen festgestellt. Allerdings wurde in der Polycap-Gruppe eine geringere Absenkung des LDL-Cholesterinspiegels festgestellt als in der reinen Simvastatin-Gruppe. Dies ist möglicherweise auf eine Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Komponenten in der Polycap zurückzuführen.(6) Es sollten noch weitere große Studien durchgeführt werden, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Polypill besser bewerten zu können.
Eine zweite ähnliche Studie (aus dem Jahr 2010) war die sogenannte UMPIRE-Studie (Use of a Multi-Drug Pill in Reducing Cardiovascular Events). Diese Studie wurde in England, Irland, den Niederlanden und Indien durchgeführt. An dieser Studie nahmen 2000 Patienten teil, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten oder ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen. Zwei Gruppen, die zwei verschiedene Versionen einer Polypill (Red Heart Pill Version 1 und Version 2) einnahmen, wurden mit einer Gruppe verglichen, die auf die übliche Weise mit mehreren Einzelmedikamenten behandelt wurde. Das Hauptziel der Studie bestand darin, herauszufinden, ob sich die Compliance erhöht, wenn die Patienten nur eine Tablette pro Tag einnehmen müssen statt der üblichen Behandlungsmethode mit mehreren Einzeltabletten pro Tag, und ob dies dann zu einem geringeren Risiko für das Auftreten weiterer kardiovaskulärer Probleme in den Gruppen der Polypill-Anwender führen würde.
Nach einer Laufzeit von zwei Jahren wurden die Ergebnisse der drei Gruppen verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Einnahme von nur einer Pille pro Tag zu einer bestimmten Uhrzeit tatsächlich einen direkten Einfluss darauf hatte, wie gut die Menschen ihre Medikamente einnahmen. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sank bei den Teilnehmern, die die Polypill einnahmen, um 10%, was jedoch in etwa der Risikominderung in der Gruppe entsprach, die einzelne Pillen einnahm. Kurz gesagt, es scheint, dass sich eine verbesserte Compliance nicht unbedingt auf die Wirksamkeit der Behandlung auswirkt.(7) Ein Cochrane Database Review (2014) listet die Ergebnisse aller Studien auf, die bis zu diesem Zeitpunkt mit dem Konzept einer Polypill zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durchgeführt worden waren. Die von Professor Wald und Professor Law prognostizierte Verringerung der Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 80% scheint noch lange nicht erreicht zu sein. Die tatsächlichen Auswirkungen auf das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen sind noch nicht eindeutig untersucht worden, aber auf der Grundlage einer recht begrenzten Verbesserung der gemessenen Risikofaktoren wie z. B. erhöhter Blutdruck und erhöhte Blutfettwerte dürfte sich die Polypill nicht als das “Ei des Kolumbus” erweisen wie zuvor angenommen.(88)
Die Absicht, das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern zu wollen, ist natürlich zu begrüßen. Es gibt jedoch einige Vorbehalte gegen diesen Cocktail aus regulären Medikamenten, abgesehen davon, dass er in der Praxis nicht so wirksam zu sein scheint wie bisher angenommen. Der größte Nachteil sind natürlich die möglichen Nebenwirkungen, die sich aus der Anwendung ergeben können. Ein weiterer negativer Aspekt ist die körperfremde Eigenschaft. Es handelt sich um Medikamente, die im Körper ihren Weg finden und schließlich entgiftet werden müssen. Werden sie alle benötigt? Wissen wir schon genug über die verschiedenen langfristigen Wechselwirkungen zwischen diesen Medikamenten? Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Polypill in Zukunft zu primärpräventiven Zwecken eingesetzt werden soll, d. h. für Menschen, die noch keine direkten Beschwerden in Richtung Herz-Kreislauf-Erkrankung haben.
Noch etwas zu Aspirin, einem der Bestandteile der Polypill:
In der Zeitschrift Archives of Internal Medicine vom Januar 2012 wurden neun randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit 100 000 Teilnehmern unter die Lupe genommen.(8) Die Ergebnisse einer sechsjährigen Nachbeobachtung zeigten, dass die Einnahme von Aspirin das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen, insbesondere von Myokardinfarkten, um 10% reduzierte. Aber es gab eine 30-prozentige Quote von nicht damit zusammenhängenden Blutungen. Die NNT (Number Needed to Treat = Anzahl der notwendigen Behandlungen) zur Verhinderung von kardiovaskulären Ereignissen bei Personen, die Aspirin einnahmen, betrug 120, verglichen mit 73 Personen, bei denen es zu nicht-trivialen Blutungen kam!
Im Gegensatz zur pharmazeutischen Polypill handelt es sich hierbei um (körpereigene) Nährstoffe, die den Stoffwechsel nicht belasten, sondern eine unterstützende Wirkung haben. Sie haben so gut wie keine Nebenwirkungen. Auch eine solche orthomolekulare Polypill fördert die Therapietreue durch die Kombination von Wirkstoffen in einer einzigen Kapsel.
Einige Substanzen können im Guten wie im Schlechten mit Arzneimitteln interagieren, daher sollte man damit immer vorsichtig sein.
Ideal wäre die Einnahme einer einzigen Kapsel pro Tag (wie beim pharmazeutischen Modell), doch ist dies aufgrund der erforderlichen Dosierung einiger der aus wissenschaftlicher Sicht wichtigsten Nährstoffe nicht immer möglich. Dies gilt vor allem für Vitamin C und Fischöl, da diese etwas höher dosiert werden müssten und somit in dem begrenzten Volumen einer Kapsel auf Kosten anderer Substanzen gehen würden, die ebenfalls gut wirken. Eine orthomolekulare Zusammensetzung kann oft in zwei Richtungen wirken. Einerseits präventiv und pflegend, aber bei bestehenden Beschwerden und Krankheiten oft auch heilend.
Überblick über die wichtigsten Substanzen, die bei HKE eine Rolle spielen, und mögliche Inhaltsstoffe für eine orthomolekulare Polypill:
Die Einnahme eines so genannten Multis (Multivitaminpräparats) empfiehlt sich immer für Risikogruppen, und das sind in der Tat fast alle Menschen, die unter Beschwerden und/oder Krankheiten leiden.(9) Was aber, wenn Sie es präventiv einsetzen wollen? Hat ein Multi denn auch schützende oder heilende Eigenschaften in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Bruce Ames und Kollegen veröffentlichten 2002 einen Artikel(10), in dem sie feststellten, dass ein hochdosiertes Vitaminpräparat mehrere Enzyme mit verminderter Enzymbindungskapazität stimuliert, die für etwa 50 genetische Krankheiten und Polymorphismen verantwortlich gemacht werden, und diese deutlich verbessern kann. Dabei handelt es sich um verschiedene Enzyme, die mit der Energieproduktion (vor allem im Herzen), der Synthese von Kollagen (aus dem unter anderem die Blutgefäße bestehen) und der Umwandlung von z. B. Homocystein zusammenhängen, einem Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn sein Wert erhöht ist. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2010 zeigte einen Zusammenhang zwischen der täglichen Einnahme eines Multis und einem verringerten Herzinfarktrisiko bei Frauen.(11) Eine niederländische Beobachtungsstudie hat gezeigt, dass insbesondere Beta-Carotin aus einem Multivitaminpräparat eine schützende Wirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweist.(12) Eine englische Meta-Analyse mit 15 ausgewählten Kohortenstudien untersuchte die schützende Wirkung von antioxidativ wirkenden Vitaminen (wie sie in einem Multi häufig enthalten sind) bei koronaren Herzerkrankungen. Die Wirksamkeit der Verwendung von Antioxidantien über einen Zeitraum von 8,5 bis 15 Jahren wurde nachgewiesen.(13) Im Gegensatz dazu gab es 2012 einen Übersichtsartikel von Herrn G. Bjelakovic, der auf Grundlage eines Cochrane-Datenbank-Reviews behauptete, dass es eher ein erhöhtes Risiko bei der Einnahme von Vitamin C, Vitamin E und Vitamin A gibt und dass dies die Sterblichkeit um 9-14% erhöht.(14) Insider wissen, dass diese Untersuchung an allen Ecken und Kanten Mängel hat.
Zumal nicht zwischen natürlichem Vitamin E und Beta-Carotin und ihren synthetischen Varianten unterschieden wird. Und einige der in diesen Übersichtsartikel einbezogenen Studien verwendeten höhere Dosierungen von Antioxidantien, die dann als Prooxidantien wirken können. Dabei wurden diese Daten von früheren Erhebungen dieser Person aus den Jahren 2006 und 2007 übernommen. Insbesondere in einem 2007 in der New York Times veröffentlichten Artikel äußerten sich Wissenschaftler auf Nachfrage abwertend über die Qualität der Meta-Analyse.(15)
In einer 5,2-jährigen prospektiven Studie wurde entweder eine Kombination aus 200 µg Selen und 200 mg Coenzym Q10 oder ein Placebo verabreicht.(16) Die schwedischen Probanden waren zu Beginn der Studie zwischen 70 und 88 Jahre alt. Alle sechs Monate wurden sie per EKG überwacht und es wurde der Blutspiegel von NTproBNP (ein Indikator für Herzinsuffizienz) gemessen. In der Supplementierungsgruppe wurde eine signifikante Verringerung der kardiovaskulären Sterblichkeit im Vergleich zur Placebogruppe festgestellt (6% gegenüber 13%). Bei den halbjährlichen Messungen wurden auch andere positive Auswirkungen festgestellt wie z. B. eine verbesserte Herzfunktion in der Supplementierungsgruppe, die mittels Echokardiographie ermittelt wurde. Darüber hinaus hat ein optimaler Selenspiegel, der bei 7000 Männern und Frauen im Zehennagel gemessen wurde, eine reduzierende Wirkung auf die Entwicklung von Typ-2-Diabetes. Der Zusammenhang zwischen dem Selengehalt im Zehennagel und dem Diabetesrisiko war umgekehrt proportional. Dies wurde nur bei Personen, die Selen-Ergänzungen einnahmen, nicht beobachtet.(17)
In einer Meta-Analyse mit 16 ausgewählten Studien an insgesamt 901 Probanden wurde über 56 Tage eine durchschnittliche Menge von 0,45 bis 4,5 Gramm Omega 3 eingenommen.(18) Es zeigte sich, dass die Verumgruppe im Vergleich zur Placebogruppe einen signifikanten Anstieg der FMD (flow-mediated dilatation), einer endothelabhängigen Gefäßerweiterung, aufwies. Die EIV (endothelium-independant vasodilatation), die endothelunabhängige Vasodilatation, blieb unverändert. Die Wirkung auf die FMD war dosisabhängig: je höher die Dosis, desto stärker die Wirkung auf die FMD. Die positive Wirkung wurde insbesondere bei Herzpatienten oder Personen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt.
Insbesondere eine hohe DHA-Konzentration im Blut schützt vor Vorhofflimmern. Mehr als 3000 Amerikaner über 65 Jahre wurden von 1992 bis 2006 beobachtet. Zu Beginn war bei den Probanden kein Vorhofflimmern vorhanden. In dem genannten Zeitraum wurde dann bei 789 Personen mittels EKG Vorhofflimmern diagnostiziert. Bemerkenswert für die Gesamtgruppe ist, dass Personen mit den höchsten EPA-, DPA- und DHA-Werten im Vergleich zu Personen mit niedrigeren Werten von Omega-3-Fettsäuren ein um signifikante 29% geringeres Risiko für Vorhofflimmern hatten. Das Vorliegen einer Herzinsuffizienz oder eines Myokardinfarkts hatte keinen Einfluss auf die Ergebnisse.(19)
Bei Kleinkindern, die mit einem niedrigen Geburtsgewicht geboren wurden, scheint die Verabreichung von Omega-3-Fettsäuren der Arterienverdickung deutlich entgegenzuwirken.(20) Dies ist von Vorteil, insbesondere wenn man bedenkt, dass ein niedriges Geburtsgewicht (schlechteres Wachstum des Fötus) ein kardiovaskulärer Risikofaktor ist und mit einer Verdickung der Arterienwände assoziiert wird. Die Kinder in der Omega-3-Gruppe erhielten täglich 500 mg Fischöl sowie Margarine und Speiseöl auf Rapsölbasis. Nach 5 Jahren wurde die Dicke der Carotis-Wand gemessen. Interessanterweise gibt es jetzt ein einfaches Testverfahren (per Fingerbeerenpunktion), mit dem der Gehalt an EPA und DHA in den Zellmembranen gemessen werden kann. Das Ergebnis des Tests wird als Omega-3-Index angegeben (dies ist der prozentuale Anteil von EPA und DHA an den gesamten Fettsäuren in der Erythrozytenmembran) In den westlichen Ländern haben die Menschen in der Regel einen Omega-3-Index zwischen 4 und 5%. In Japan sind es etwa 11%. Es hat sich gezeigt, dass für eine optimale Schutzwirkung auf Herz und Blutgefäße ein Omega-3-Index von 8% oder mehr erforderlich ist. Eine Supplementierung mit ausreichend EPA und DHA aus Fischöl erhöht den Omega-3-Index deutlich. Mit dieser Testmethode ist es dem Therapeuten jetzt möglich, den Omega-3-Index zu überwachen und so festzustellen, ob die Therapie wirksam ist.(21)
Trotz der zahlreichen Studien, die eine günstige Wirkung von Vitamin C zur Vorbeugung von Atherosklerose belegen, ist es in der Welt der Schulmedizin noch immer nicht anerkannt, dass dieses Vitamin dabei eine so wichtige Rolle spielt. Der größte Vorbehalt ist, dass keine großen, langfristigen, placebokontrollierten Studien mit Menschen durchgeführt wurden, die nachweislich einen Vitamin-C-Mangel haben. Die Chancen, dass diese Studien durchgeführt werden, sind jedoch aufgrund der hohen Kosten eher gering. Vitamin C ist auch nicht patentierbar, so dass die Beteiligten an der Durchführung einer solchen Studie nicht viel verdienen würden. Darüber hinaus gibt es ethische Bedenken, Menschen mit einem nachgewiesenen Vitamin-C-Mangel und damit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Jahre hinweg bewusst ein Placebo zu verabreichen.
In einer Beobachtungsstudie scheint Vitamin C in einer Dosierung von durchschnittlich 500 mg pro Tag eine gewisse blutdrucksenkende Wirkung von etwa 3-5 mm Hg auf den diastolischen und systolischen Blutdruck zu haben, was in Bezug auf die HKE günstig ist.(22)
Vitamin D findet in letzter Zeit immer mehr Beachtung. Früher ging man davon aus, dass Vitamin D besonders wichtig sei für die Aufnahme von Kalzium in den Körper und für die Erhaltung starker Knochen. Mittlerweile hat die Forschung jedoch gezeigt, dass die meisten Zellen im Körper einen Vitamin-D-Rezeptor besitzen.(23)
Vitamin D ist auch wichtig für ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Die Art und Weise, wie Herz und Blutgefäße durch Vitamin D beeinflusst werden, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. Dies geschieht wahrscheinlich durch die Hemmung des mit der Atherosklerose verbundenen Entzündungsprozesses. Vitamin D hat auch eine positive Wirkung auf den Blutdruck, denn es beeinflusst das Renin-Angiotensin-System.(24) Außerdem verhindert Vitamin D ein übermäßiges Wachstum der Herzmuskelzellen, das mit Herzversagen in Verbindung gebracht wird.
Eine Studie aus dem Jahr 2010 untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krankheiten wie Diabetes, die ihrerseits das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.(25) Verwendet wurden medizinische Daten von mehr als 41.000 Patienten, bei denen der Vitamin-D-Spiegel mindestens einmal gemessen worden war. Bei 63% dieser Personen wurde ein Vitamin-D-Mangel festgestellt. Es zeigte sich, dass ein Vitamin-D-Mangel stark mit dem Auftreten von Diabetes, Bluthochdruck, Hyperlipidämie und peripheren Arterienerkrankungen verbunden ist. Außerdem gab es einen sehr deutlichen Zusammenhang mit Koronarerkrankungen, Herzinfarkt, Herzversagen, Schlaganfall und Sterbefällen. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Ergebnisse sehr starke Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und kardiovaskulärer Gesundheit liefern. Und da es relativ einfach ist, einen Vitamin-D-Mangel in der Bevölkerung zu messen und zu beheben, ist es nach Ansicht der Forscher von entscheidender Bedeutung, dass bald weitere Studien durchgeführt werden, um die Auswirkungen einer Vitamin-D-Supplementierung zu evaluieren.
Auf der 59. Jahreskonferenz des American College of Cardiology berichtete Dr. Tami Bair über zwei Studien. Die erste Studie an 9491 Personen mit einem Vitamin-D-Spiegel von weniger als 75 nmol/L (der als zu niedrig gilt) ergab nach einem Jahr, dass ein optimaler Vitamin-D-Spiegel das Risiko von Gefäßerkrankungen um 30% verringert. Der gleiche Prozentsatz wird mit Statinen und Antihypertensiva erreicht!(26) Eine andere Studie derselben Forscher ergab: Je höher der Vitamin-D-Spiegel, desto geringer das kardiovaskuläre Risiko. Eine Konzentration von 107 nmol/L wird als optimal angesehen.(27)
Die Verkalkung der Arterienwände ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung von Gefäßproblemen. Die Verkalkung findet in der Tunica intima (innere Schicht) der Gefäßwand statt. Die Verkalkung der Gefäßwand ist ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht. Das Ausmaß, in dem dies geschieht, bestimmt auch den Verlauf und die Schwere der Erkrankung. Vitamin K2 wird mit der Fähigkeit in Verbindung gebracht, Kalziumablagerungen (z. B. in Gefäßwänden, Knorpeln, Herz-, Lungen- und Nierengewebe) zu verhindern, zu verringern oder (teilweise) aufzulösen. Kein bisher entwickeltes Medikament konnte diese Eigenschaft vorweisen. Vitamin K2 werden insgesamt immer mehr wichtige Aufgaben im Körper zugesprochen. Bislang wissen wir, dass es am Aufbau und Erhalt der Knochen beteiligt ist. Außerdem ist es wichtig für die Aktivierung bestimmter Proteine und dadurch an der Blutgerinnung beteiligt. Auch über den Zusammenhang zwischen Vitamin K2 und Arteriosklerose (durch Verkalkung der Gefäßwände) gibt es inzwischen immer mehr Erkenntnisse.(28,29)
Am arteriosklerotischen Prozess sind Vitamin-K-abhängige Proteine beteiligt. Das MGP (Matrix-Gla-Protein) spielt dabei eine besonders wichtige Rolle. Es hat sich gezeigt, dass dieses MGP der Verkalkung von Weichteilen, Gefäßwänden und insbesondere von Herzklappen entgegenwirkt, wo es synthetisiert wird. Diese Synthese erfolgt durch Endothelzellen an der Innenseite der Gefäßwand und durch die Tunica media (Mittelwand). Es wird dann in die extrazelluläre Matrix (lockeres Bindegewebe) abgegeben. Die Verkalkung findet genau im lockeren Bindegewebe statt und dehnt sich dann mit der Zeit aus. Dadurch kommt es zu einer Zunahme von inaktivem MGP. Inaktives MGP ist untercarboxyliert. Gerade Vitamin K2 erhöht die Produktion von aktivem MGP (ausreichend carboxyliert) und hemmt einen Kalzifizierungsstimulator in Form von BMP2 (Bone Morphogenetic Protein-2). Eine ausreichende Zufuhr von Vitamin K2 ist wahrscheinlich für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Bedeutung.(30-33)
Vitamin K1 scheint eine Schutzwirkung zu haben, wenn es mit anderen Nährstoffen kombiniert wird. In einer drei Jahre dauernden klinischen Studie mit 108 postmenopausalen Frauen führte die Nahrungsergänzung mit Vitamin K1 (1 mg/Tag) in Kombination mit Vitamin D (8 µg/Tag), Calcium, Zink und Magnesium zu einer signifikant geringeren Verkalkung der Halsschlagader.(34)
In den westlichen Ländern beträgt die Gesamteinnahme von Vitamin K aus der Nahrung etwa 100-150 µg/Tag, und schon eine zusätzliche Supplementierung mit einer relativ kleinen Dosis MK-7 wirkt sich erheblich auf den Carboxylierungsgrad Vitamin-K-abhängiger Enzyme im Blut aus. Vitamin K2 (MK-7) ist bedeutend effektiver als Vitamin K1, wenn es um die Erhöhung des Plasmaspiegels von Vitamin K und die Carboxylierung von Osteokalzin und MGP geht.(35)
An der Universität Maastricht wurde bei 36 Erwachsenen mit Hypertonie mithilfe der Computertomographie die Kalziumablagerung in Aorta (Bauch), Halsschlagader und den Koronararterien gemessen; daraus wurde der arterielle Gesamtkalzium-Score berechnet. In der Studie wurde eine signifikant positive Assoziation zwischen dem arteriellen Gesamtkalzium-Score, dem Serumspiegel an uncarboxyliertem MGP (ucMGP) und einem niedrigen Vitamin-K-Status nachgewiesen. An der Bildung von MGP ist Vitamin D beteiligt, während Vitamin K2 für die Aktivierung von MGP sorgt. Für eine optimale Aktivität von MGP in der Gefäßwand sind beide Vitamine erforderlich.(36)
Angesichts der Wirkung von Vitamin K2 auf die Blutgerinnung stellt sich sofort die Frage, ob Personen, die bestimmte gerinnungshemmende Mittel (insbesondere Cumarinderivate wie Acenocoumarol) einnehmen, Vitamin K2 einnehmen sollten. Leider hat die Forschung gezeigt, dass selbst sehr niedrige K2-Dosen die Wirksamkeit von Gerinnungshemmern dieser Art beeinträchtigen. Eine kombinierte Anwendung wird daher nicht empfohlen.(89)
Q10 ist an der oxidativen Phosphorylierung und an der Bildung von Adenosintriphosphat (ATP) beteiligt. Q10 hat außerdem die Eigenschaft, freie Radikale einzufangen, es kann eine Reihe bereits oxidierter Vitamine reduzieren und ist ein Membranstabilisator. Es gibt mehr als 40 gut durchgeführte kontrollierte Studien mit Daten über die klinische Wirkung von Q10 bei HKE, die einen Nutzen für die Probanden zeigen (Verbesserung der Lebensqualität, weniger Krankenhauseinweisungen). Darüber hinaus zeigen diese Studien eine Verbesserung der objektiven Kenngrößen (z. B. erhöhte linksventrikuläre Ejektionsfraktion und verbesserter Schlagvolumenindex).(38) Eine Metaanalyse(39) zeigt, dass Q10 bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz als adjuvante Therapie eine positive Wirkung hat.
Statine hemmen die natürliche Synthese von Q10, und bei Patienten, die eine Statintherapie erhielten, wurde ein verminderter Q10-Spiegel nachgewiesen.(40) Ein zu niedriger CoQ10-Spiegel kann zu einem erhöhten Myopathie-Risiko führen.(41-43)
Eine Ischämie kann zum Absterben von Herzmuskelzellen führen, wie es bei einem Herzinfarkt der Fall ist. Die Reoxygenierung von Gewebe wird als Reperfusion bezeichnet, diese geht mit stark ansteigendem oxidativen Stress einher, der auf die extrem erhöhte Menge an Sauerstoffradikalen im sich nach Möglichkeit erholenden ischämischen Gewebe zurückzuführen ist. Dies geschieht nicht nur bei und nach einem Herzinfarkt, sondern auch bei und nach einer Thrombose und nach einer Herzoperation. Dadurch werden nicht nur die Gewebeschäden verschlimmert, sondern auch Kontraktilitäts- und Herzrhythmusstörungen verursacht, die wiederum zu weiteren Komplikationen führen können.
Mehrere Studien zeigen, dass eine (Vor-)Behandlung mit Q10 die Reperfusionsschäden erheblich reduzieren und dazu beitragen kann, Komplikationen zu vermeiden.(44,45) Darüber hinaus scheint eine Q10-Supplementierung (120 mg täglich) nach einem Herzinfarkt das Risiko eines zweiten Infarkts oder eines Herztodes zu verringern.(46) Eine Q10-Supplementierung scheint auch bei stabiler Angina pectoris sicher und wirksam zu sein: Verringerung der Anzahl der Anfälle sowie eine höhere Herzkapazität und Belastbarkeit, was die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessert.(47)
Wissenschaftler untersuchten 32 Patienten mit Herzinsuffizienz, die normale Magnesiumwerte aufwiesen.(48) Die eine Hälfte erhielt 5 Wochen lang täglich 300 mg Magnesiumcitrat, die andere Hälfte nicht. In der Magnesiumgruppe stieg die Magnesiumkonzentration im Serum und in den intrazellulären Räumen an und in der Folge verbesserte sich im Vergleich zur Placebogruppe auch die HRV (Heart Rate Variability, Herzfrequenzvariabilität). Gerade wenn die Werte normal erscheinen, kann die Verabreichung von Magnesium bei Patienten mit Herzinsuffizienz (bei denen ebenfalls häufig ein Mangel festgestellt wird) Verbesserungen bringen.
Anhand eines Fragebogens wurde die Magnesiumaufnahme von fast 4000 postmenopausalen Frauen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren ermittelt.(49) Anschließend wurden verschiedene Biomarker für Entzündungen im Blut gemessen, nämlich CRP, IL-6, TNF-alpha-R2, lösliches interzelluläres Adhäsionsmolekül-1 (s-ICAM-1), lösliches vaskuläres Zelladhäsionsmolekül-1 (sVCAM-1) und E-Selektin. Eine höhere Magnesiumzufuhr führte zu einem signifikant besseren Ergebnis bei den untersuchten Entzündungsmarkern sowie zu einer verminderten Entzündungssituation und einer besseren Endothelfunktion bei diesen Frauen.
Eine Meta-Analyse von mehr als 10 Studien hat gezeigt, dass Folsäure die Entwicklung der Atherosklerose hemmt, insbesondere bei Menschen mit Nierenerkrankungen und einem erhöhten kardiovaskulären Risiko.(50) Dosen von 2,5 bis 5mg Folsäure führten zu einer signifikanten Verringerung der Intima-Media-Dicke (IMD). Bei gesunden Personen oder Personen mit leicht erhöhtem Homocystein gab es keine Veränderungen. Folsäure senkt den Homocysteinspiegel um durchschnittlich 25%. Eine zusätzliche Dosis Vitamin B12 (0,5 mg pro Tag) sorgt für eine weitere Absenkung um 7%. Ebenfalls eine Rolle, wenn auch in etwas geringerem Maße, spielt Vitamin B6.(51) Da nicht jeder Mensch die synthetische Form der Folsäure (Pteroylmonoglutaminsäure) gut verstoffwechseln kann, ist es wichtig, die aktive, körpereigene Form 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF) zu wählen.(90,91)
Wir kennen die Beriberi-Krankheit als Mangelkrankheit bei einem Thiaminmangel. Wir kennen auch die feuchte Beriberi, bei der es sich um eine Herzinsuffizienz aufgrund von Vitamin B1-Mangel handelt. Zu den Symptomen dieser Form gehören Flüssigkeitsansammlungen um das Herz herum, erhöhte Herzfrequenz, Atembeschwerden und Ödeme (und Schwellungen). Die typischen Symptome einer Herzinsuffizienz. Diese Form der Mangelerkrankung wird bei der Diagnose oft übersehen!
Diuretika können zu einer erhöhten Ausscheidung von Vitamin B1 (Thiamin) führen, was sich direkt nachteilig auf die Herz-Kreislauf-Funktion auswirkt. In einer Pilotstudie mit Herzinsuffizienz wurde Thiamin mit 300 mg supplementiert – mit dem Ergebnis, dass sich die Herzfunktion bei Patienten, die Diuretika einnahmen, verbesserte.(52-54) Laut Angaben der EFSA dürfen wir auch anführen, dass Thiamin dazu beiträgt, den Energiezustand zu verbessern, indem es Müdigkeit und Erschöpfung entgegenwirkt.(55)
Weniger bekannt ist, dass die Einnahme von Metformin bei Diabetes einen Vitamin-B12-Mangel aufgrund von Malabsorption verursachen kann. Um diesen Mangel festzustellen, wird normalerweise eine Serum-B12-Probe genommen (Fingerbeerenpunktion). Keine zuverlässige Methode, denn 50% der Patienten mit einem funktionalen Mangel haben normale Serumwerte!(56) Die Labormessung des MMA-Spiegels (Methylmalonsäure) im Blut ist eine Methode, die mehr Sicherheit bietet, aber viel teurer ist, weshalb sie meist nicht gewählt wird. Eine Messung des Homocysteins wäre zwar erschwinglich, aber sie unterscheidet nicht zwischen einem B6-, Folsäure- oder B12-Mangel. Wie bereits erläutert, ist die Bedeutung von Vitamin B12 in Bezug auf HKE eng mit der Folsäure verknüpft, weshalb es besser wäre, beide zu supplementieren.
Einer Gruppe von 58 Probanden mit Bluthochdruck wurden 12 Wochen lang 100 mg Proanthocyanidine (aus Seekiefer-Rinde) zusammen mit Nifedipin verabreicht.(57) Nach diesem Zeitraum konnte die Dosis reduziert werden. Endothelin-1 wurde abgesenkt und führte zu einer Verbesserung der endothelialen Funktion. Diese Studie unterstützt die gleichzeitige Einnahme von Proanthocyanidinen (OPCs) bei Patienten mit leichtem Bluthochdruck. Verschiedene andere Studien zeigen, dass Proanthocyanidine (OPCs) aus Seekiefer-Rinde das Gefäßgewebe entspannen können, die Aktivität des Angiotensin-Converting-Enzyms hemmen (blutdrucksenkend), die kapillare Durchblutung und die chronische Veneninsuffizienz verbessern und den oxidativen Stress reduzieren.(58-60)
Bei 23 Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit, die zusätzlich zu ihrer normalen Medikation 8 Wochen lang täglich 200 mg Proanthocyanidine (aus Seekiefer-Rinde) einnahmen, gefolgt von Placebo oder umgekehrt, beobachteten die Forscher, dass sich die Endothelfunktion verbesserte (Verbesserung der FMD, gemessen in der Arteria brachialis mit hochauflösendem Ultraschall) und der oxidative Stress verringert wurde.(61)
Eine Funktionsstörung des Gefäßendothels (durch Abnahme der Stickstoffmonoxid-Bildung in der Gefäßwand) ist mit einer weniger guten Gefäßerweiterung (Vasodilatation), einer Erhöhung des Blutdrucks, Zunahme der Arteriosklerose und einem höheren Thromboserisiko assoziiert. In einer placebokontrollierten Pilotstudie (ISLAND-Studie) wurde nachgewiesen, dass Alpha-Liponsäure (300 mg/Tag über einen Zeitraum von 4 Wochen) bei Personen mit metabolischem Syndrom die endothelabhängige Vasodilatation verbessert. Hierbei sank der Serumspiegel des Zytokins IL-6 (Interleukin-6) signifikant um 15%.(66) IL-6 fördert Entzündungen und Atherosklerose und reguliert die Expression anderer proinflammatorischer Zytokine wie IL-1 und TNF-alpha. Alpha-Liponsäure verbessert die Synthese von Stickstoffmonoxid in der Gefäßwand, und eine Supplementierung mit Alpha-Liponsäure (in Kombination mit Acetyl-L-Carnitin) kann dazu beitragen, den systolischen Blutdruck bei Menschen mit Bluthochdruck und/oder metabolischem Syndrom zu senken.(67) In einer placebokontrollierten Humanstudie führte intravenös verabreichte Alpha-Liponsäure bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes zu einer signifikanten Verbesserung der endothelabhängigen Gefäßerweiterung.(68)
Alpha-Liponsäure wirkt sich günstig auf den Triglyzeridspiegel aus. In einer Tierstudie aus dem Jahr 2011 wurde gezeigt, dass Alpha-Liponsäure das Herz durch antioxidative, antiapoptotische und entzündungshemmende Mechanismen vor Ischämie-Reperfusionsschäden (Angina pectoris, Myokardinfarkt) schützt.(69)
Die Carnitinausscheidung über den Urin ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz erhöht.(70) In mehreren randomisierten klinischen Studien wurde die Wirkung einer zusätzlichen Verabreichung von L-Carnitin neben der Standardtherapie bei Herzinsuffizienz untersucht – mit gemischten Ergebnissen.(71-73) Mancini et al. berichteten über eine signifikante Verbesserung der maximalen Belastungszeit und der Ejektionsfraktion bei 60 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz der NYHA-Funktionsklasse II oder III, die nach der Randomisierung 180 Tage lang Propionyl-L-Carnitin (500 mg dreimal täglich) oder Placebo erhielten.(74).
Bei Dialysepatienten, die Statine einnehmen, hat sich gezeigt, dass Coenzym Q10, L-Carnitin und die Kombination dieser beiden Wirkstoffe den Lipoprotein(a)-Spiegel senken.(75)
L-Carnitin in einer Dosis von 6 Gramm pro Tag scheint auch eine deutliche antiarrhythmische Wirkung zu haben.(76)
Eine tägliche Dosis von 1500 mg L-Carnitin und in einer anderen Studie 1500 mg Propionyl-L-Carnitin scheint bei Patienten mit leichter Herzinsuffizienz und diastolischer Dysfunktion unterstützend zu wirken. Viele kardiologisch wichtige Parameter verbessern sich, aber auch klinisch ist der Effekt deutlich: Die Dyspnoe wird merklich reduziert.(77-79)
In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie an 155 Patienten mit Claudicatio intermittens hat sich die Gehstrecke ohne Claudicatio-Symptome nach einer 6-monatigen Propionyl-L-Carnitin-Supplementierung (2 Gramm pro Tag) deutlich verlängert. Auch die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit verbesserte sich.(80)
L-Carnitin ist eine echte Aminosäure, die das Gehirn und das Herz unterstützt. L-Carnitin in Form von Acetyl-L-Carnitin (ALC) wurde verwendet, um die Hirndurchblutung bei 10 männlichen Patienten mit zerebraler Ischämie zu untersuchen. Bei intravenöser Verabreichung von 1500 mg wurden deutliche Wirkungen festgestellt.(81) ALC verbessert den Fettsäuretransport für die ATP-Produktion in den Mitochondrien der Muskel- und Herzzellen und unterstützt den Schutz vor Schäden durch freie Radikale in diesen Geweben.(82) Tierstudien zeigen, dass die Verabreichung von ALC dazu beiträgt, den altersbedingten Anstieg von Cardiolipin (ein wichtiger Bestandteil der inneren Membran des Mitochondriums; er macht etwa 20% von deren Lipidanteil aus) in den Mitochondrien des Herzgewebes zu verringern.(83)
In der Forschung wird ALC dem L-Carnitin vorgezogen, da es im Dünndarm besser aufgenommen wird, die Blut-Hirn-Schranke besser überwindet und somit leichter in das Gehirngewebe gelangt.(84)
Rotschimmelreis enthält Monacolin K (Lovastatin oder Mevinolin), das die HMG-CoA-Reduktion hemmt, sowie weitere Substanzen mit günstigen Wirkungen. Rotschimmelreis wird zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels verwendet.(85)
In einer 12-wöchigen placebokontrollierten US-Studie an 83 ansonsten gesunden Probanden mit Hyperlipidämie(86) wurden 2,4 g Rotschimmelreis pro Tag verabreicht. Seine Einnahme führte im Vergleich zu Placebo zu einer signifikanten Senkung des Gesamtcholesterins um 16%, des LDL-Cholesterins um 22% und der Gesamttriglyzeride um 7%. Rotschimmelreis könnte als natürlicher HMG-CoA-Reduktase-Hemmer angesehen werden. Insbesondere bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Statinen wird Rotschimmelreis häufig als wirksamer Ersatz eingesetzt, vorzugsweise in Kombination mit Q10 und Vitamin D.