Die Pantothensäure, das verkannte Genie

Die Pantothensäure ist ein Vitamin. Sie zählt zur Gruppe der B-Vitamine (B5), ist jedoch doch von all diesen eines der unbekannteren Vitamine. Die Pantothensäure ist, wenn man sich näher mit ihr beschäftigt merkt man das, eine äusserst vielseitige und daher faszinierende Substanz. Der Name Pantothensäure leitet sich  von dem griechischen Wort “panthos” ab und das bedeutet soviel wie “überallher”. Damit soll ausgedrückt werden, dass die Pantothensäure überall vorkommt, was insofern auch zutreffend ist, weil sie fast in allen Lebensmitteln enthalten ist. Durch “moderne” und/oder einseitige Ernährung kann es heute durchaus zu einer zu geringen täglichen Aufnahme an Pantothensäure kommen.

Täglicher Bedarf an Pantothensäure

Der tägliche Bedarf des Menschen an Pantothensäure wird in der Literatur meist mit 4-10 mg angegeben. Die Schwankungsbreite der offiziellen Empfehlungen liegt zwischen 3 und 14 mg Pantothensäure. Autor Klaus Oberbeil1  schreibt über die Versorgungslage mit diesem Vitamin: “Es findet sich auch überall, nur nicht in der Mahlzeit, die der durchschnittliche Deutsche täglich auf dem Teller hat. Trotzdem hält sich in Kreisen van Stoffwechselexperten hartnäckig die antiquierte Meinung, Pantothensäure sei kein Mangelproblem und es komme bei uns schon jeder zu diesem Nährstoff.”  Dies deckt sich mit dem Handbuch der Orthomolekularen Medizin (Dietl/Ohlenschläger):2 “die durchschnittliche Zufuhr mit der Nahrung beträgt 2-9 mg/Tag, wobei zahlreiche Personen unter 4 mg/Tag aufnehmen.”

Verluste an Pantothensäure

Bei der Diskussion um eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung an Pantothensäure muss unbedingt berücksichtigt werden, dass ein beträchtlicher Teil der Pantothensäure durch die verschiedenen Zubereitungsarten verloren geht: also durch Kochen und Braten, durch verschiedene Zugaben zur Mahlzeit oder durch andere Substanzen. Diese Verluste ergeben sich aus den Eigenschaften und der Empfindlichkeit dieses Vitamins. Die Pantothensäure ist wasserlöslich, sauerstoffbeständig, aber hitzelabil. Deswegen sollte das Vitamin, als Präparat eingesetzt, nicht über 25° C  gelagert werden. Der Gehalt an Pantothensäure  nimmt bei Erhitzen stark ab, also beim Kochen, Braten und Backen, wie es für viele Lebensmittel üblich ist.

Mangelerscheinungen

Als Mangelerscheinungen werden genannt:
  • Appetitlosigkeit, Inappetenz, Gewichtsabnahme
  • Obstipation (Verstopfung)
  • Ermüdbarkeit, Erschöpfung.
Bei experimentell erzeugtem Pantothensäuremangel mittels eines anti-Vitamins traten die folgenden Symptome auf:
  • Erbrechen
  • Depressionen
  • Müdigkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Kopfschmerzen
  • An neurologische Störungen fanden sich brennende Hautsensationen und neuromotorische Störungen wie Parästhesien der Extremitäten
  • Krämpfe und Reflexstörungen.

Die Bedeutung der Pantothensäure im Stoffwechsel

In der Zelle wird die Pantothensäure in das Coenzym A eingebaut. Viele Coenzyme werden in unserem Organismus in der Zelle aus Vitaminen aufgebaut. Erst durch diese Kombination werden die enzymatischen Reaktionen im Stoffwechsel möglich. Das Coenzym A (CoA) reagiert mit Essigsäure und bringt sie in die aktivierte Form, in die aktivierte Essigsäure. Ein anderer Ausdruck hierfür ist Acetyl-CoA, die chemische Fachsprache. Das Coenzym A hat nun gerade über diese Reaktionen eine zentrale Funktion in unserem Stoffwechsel. Über das Acetyl-CoA laufen viele Syntheseleistungen und andere wesentliche wichtige Funktionen im Stoffwechsel ab. Aus diesen wichtigen Funktionen ergibt sich die Schlüsselstellung der Panthotensäure für unseren Stoffwechsel. Ausführlicher wird dies im Buch “Die Pantothensäure, das verkannte Genie” erläutert.3 So fördert das Coenzym A  die Entgiftung und Ausschleussung von Stoffwechselabbauprodukten und von Medikamenten. Eine Überbelastung dieser Entgiftungsmechanismen vergesellschaftet mit der  Disposition für und ein ‚latenter‘ Pantothensäuremangel könnte ursachlich für die Allergien sein. Die Einnahme von Pantothensäure bewährt sich bei Allergien. Earl Mindell empfehlt in seinem Buch Die Vitamin Bibel: „Wenn Sie allergisch sind, könnten Sie mit Vitamin B5 und Vitamin C Erleichterung finden. Versuchen Sie einmal, mit der Nahrung morgens und abends von beiden 1.000 mg zu sich zu nehmen.“3,4  Die Pantothensäure reduziert nachweislich allergische Reaktionen. Sie hilft oft schnell um die unangenehmen Symptome zu lindern, die mit Heuschnupfen und Empfindlichkeit gegenüber Staub und Pollen verbunden sind. Punktuell hat die Pantothensäure, als Bestandteil des Coenzym A, über die aktivierte Essigsäure, also das Acetyl-CoA, eine äußerst bedeutsame Rolle im Stoffwechsel.
  • Sie mündet in den Zitronensäurezyklus und die Atmungskette und liefert uns damit Energie
  • Sie ist nötig zur Biosynthese der Steroidhormone in der Nebennierenrinde
  • Sie ist beteiligt an der Cholesterinsynthese und hat günstige Wirkungen auf das gute Cholesterin, das HDL-Cholesterin
  • Ist wesentlich für die Entgiftungsfunktion der Leber
  • Baut über das Cholin das Acetylcholin für das Nervensystem auf
  • Ist beteiligt am Aufbau von Bindegewebe und Knorpel
  • Wirkt mit im Zuckerstoffwechsel
  • Sie ist nötig für den Aufbau und die normale Funktion von Haut und Schleimhaut
  • Hat eine wichtige Rolle bei den Regenerationsprozessen, wie der Wundheilung und Epithelisierung (Hautbildung)
  • Wirkt mit in der Abwehr durch Antikörperbildung.

Therapeutische Anwendungsmöglichkeiten der Pantothensäure

Die therapeutische Anwendungsbreite für die Pantothensäure ergibt sich einesteils aus ihrer vielfältigen Funktion im Stoffwechsel, anderseits aus experimentellen Anwendungen eines Anti-Vitamins, um damit Mangelsymptome der Pantothensäure zu erzeugen. Folgende Einsatzgebiete finden sich in der medizinsichen Standardliteratur, die sich ausführlicher mit der  Pantothensäure beschäftigt, immer wieder:
  • Entzündliche und degenerative Veränderungen der Schleimhäute, wie akute und chronische Katarrhe der Nasennebenhöhlen, der oberen Luftwege wie Pharyngitis und Laryngitis und an den Bronchien; Entzündungsprozesse und Funktionsstörungen des Epithels der Hohlorgane wie Magenschleimhautentzündung und Motilitätsstörungen des Darmes (Bewegungsstörungen)
  • Degeneration der Leberzellen (Mit Fettinfiltration, Fettleber und Hepatopathien)
  • Unterstützung der Entgiftung bei Medikamenten
  • Herabsetzung der Resistenz (Infektanfälligkeit und Antikörpermangel oder Reduzierung der gamma-Globuline)
  • Neurologische Beschwerden wie Parästhesien (Sensilibitätsstörungen) an Händen und Füßen und Burning-feet-Syndrom: schmerzhafte Empfindungsstörungen der Füße, Brennen der Füße. Dies findet sich vor allem in Gegenden mit Mangelernährung (Südost-Asien, 2. Weltkrieg).
Alle Mangelsymptome verschwanden nach der Gabe von hohen Pantothensäuredosen wieder völlig.5

Dosierung

Die therapeutischen Dosen für Panthotensäurepräparate  liegen nach Literaturangaben bei 40-200 mg täglich6 , vereinzelt wird ach eine Dosis bis 1.000 mg genannt.7 Es werden sogar therapeutische Dosen bis zu 5g pro Tag angegeben, “beispielsweise bei Verbrennungen (Sonnenbrand), Darmatonie, Analfissuren, Brustrhagaden.” 8

Unbedenklichkeit

In der gesamten Literatur, sei es die medizinische Standardliteratur oder die Literatur für Nicht-Mediziner, heißt es, daß dieses Vitamin völlig untoxisch ist. Es sind hier keinerlei Hypervitaminosen bekannt, wie sie bei den fettlöslichen Vitaminen vorkommen können, da diese Speicherbar sind. “Von der wasserlöslichen Vitaminen des vitamin-B-Komplexes (Vitamin B1, B2, B3 und B6) die aufgrund ihrer ähnlichen Wirkung als Co-Fermente in eine Gruppe zusammengefaßt werden, sind keine Hypervitaminosen bekannt. Siekönnen im Organismus weder gespeichert noch angereichert werden. Überdosen werden durch die Nieren sofort ausgeschieden.”9

Andere B-Vitamine

Neben einem Patothensäuremangel besteht oft auch ein Mangel an den anderen B-Vitaminen, was sich besonders auswirkt, weil diese alle im Stoffwechsel ineinandergreifen.

Literaturhinweise

  1. Oberbeil, Klaus. Fit durch Vitamine. 7. Auflage 1994, Südwest Verlag München
  2. Dietsl, Hans / Ohlenschlägr, Gerhard. Handbuch der Orthomolekularen Medizin. 1. Auflage , Karl F. Haug Verlag
  3. Leypold, Renate. Die Pantothensäure, das verkannte Genie, ISBN 3-00-005317-4
  4. Mindell Earl. Die Vitamin Bibel, ISBN: 978-3453066502, Heyne Verlag (April 1999)
  5. Bayer, Wolfgang / Schmidt, Karlheinz: Vitamine in Prävention und Therapie, Hippokrates, Stuttgart 1991
  6. Overzier, Claus: Systematik der Inneren Medizin, 7. Auflage, Thieme, Stuttgart 1983
  7. Schettler, Gotthard: Innere Medizin, 4. Auflage, Thieme, Stuttgart 1976
  8. Biesalski, HK / Schrezenmeir, J / Weber, P/ Weiß, H: Vitamine, Thieme, Stuttgart 1997
  9. Kuemmerle, Helmut P u. Goossens, Nico: Klinik und Therapie der Nebenwirkungen, 3. Auflage, Thieme, Stuttgart 1984
Auszug aus dem Buch Die Pantothensäure, das verkannte Genie von Frau Renate Leypold, ISBN 3-00-005317-4. Mit Genehmigung publiziert. Die Pantothensaeure, das verkannte Genie © 2013, 2017 Foundation OrthoKnowledge
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