Abbildung 1: Curcuminoide
Kurkuma (Kurkume, Gelber Ingwer, Gelbwurzel, Safranwurz) ist ein aromatisches Gewürz aus der Wurzel von Curcuma longa, einer Pflanze aus der Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae). Kurkuma verleiht dem Currypulver seine typische tiefgelbe Farbe und hat einen leicht bitteren Geschmack. Neben seiner Rolle bei der Zubereitung und Konservierung von Lebensmitteln wurde Kurkuma als (ayurvedisches und traditionell chinesisches) Heilmittel für eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen empfohlen, darunter Magen-Darm-Probleme, Lebererkrankungen, Arthritis, Sinusitis, Brand- und andere Wunden und Augeninfektionen. Die wichtigsten medizinalen Komponenten in Kurkuma sind die Curcuminoide (fettlösliche Polyphenole). Den größten Teil (etwa 80%) macht Curcumin (Curcumin I, Diferuloylmethan) aus, der Rest besteht aus dem verwandten Curcumin II (Demethoxycurcumin) und Curcumin III (Bisdemethoxycurcumin). Kurkuma enthält 2-5% Curcuminoide, während Nahrungsergänzungsmittel auf Basis von Kurkuma einen viel höheren Gehalt oder ausschließlich Curcumin/Curcuminoide enthalten. Das wissenschaftliche Interesse an Curcumin ist groß: Inzwischen sind über 5200 (meist präklinische) Studien mit ‘Curcumin’ im Titel auf Pub-Med, der Internet-Datenbank für medizinwissenschaftliche Artikel, erschienen.(1) Curcumin hat ein sehr breites Wirkungsspektrum, ist ungiftig und eine vielversprechende Substanz für die Prävention und/oder Behandlung verschiedener chronischer Krankheiten.(2) Die Tatsache, dass bisher relativ wenige klinische Studien mit Curcumin durchgeführt wurden, hat viel mit seiner geringen Bioverfügbarkeit zu tun, die zu enttäuschenden Studienergebnissen führen kann. Bei der Einnahme von Curcumin-Ergänzungsmitteln ist es wichtig, ein Nahrungsergänzungsmittel mit (stark) verbesserter Absorption zu verwenden. Bei einer beabsichtigten Wirkung im Magen-Darm-Trakt und bei äußerlicher Anwendung ist dies möglicherweise weniger wichtig.
Die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Curcumin werden größtenteils durch die Steigerung oder Verringerung (der Genexpression und Aktivität) von Regulationsmolekülen verursacht. Dazu zählen Transkriptionsfaktoren (DNA-bindende Proteine, die die Gentranskription regulieren, darunter NF-kappa-B, Nrf2 und PPAR-gamma), proinflammatorische Zytokine (darunter TNF-alpha und verschiedene Interleukine), Enzyme (darunter die proinflammatorischen Enzyme COX-2, 5-LOX und iNOS), Wachstumsfaktoren und Adhäsionsmoleküle (Proteine, die zwei Strukturen/Moleküle binden, z. B. das vaskuläre Zelladhäsionsmolekül 1 (VCAM-1), das Immunzellen an das Gefäßendothel bindet). Curcumin wirkt auf mehr als 100 verschiedene Regulations- oder Signalmoleküle; eine vereinfachte Übersicht der molekularen Angriffspunkte zeigt Abbildung 2. Curcumin besitzt eine pleiotrope Aktivität: Über mehrere Wirkmechanismen wird eine bestimmte gesundheitliche (z. B. entzündungshemmende oder neuroprotektive) Wirkung erzielt. Eine Studie beschreibt zum Beispiel zehn verschiedene neuroprotektive Wirkungen von Curcumin.(3) Wenn eine ausreichend hohe Gewebekonzentration erreicht wird, kann Curcumin ein breites Spektrum chronischer Krankheiten beeinflussen, vor allem durch Stärkung des antioxidativen Systems, Hemmung von Entzündungen und Immunmodulation.(4)
*Pleiotrop = Eigenschaft, eine bestimmte gesundheitliche Wirkung durch mehrere Wirkmechanismen zu erzielen.
Abbildung 2: Beeinflussung von Regulationsmolekülen durch Curcumin
1. Antioxidative Aktivität und Chelatbildung mit (Schwer-)Metallen
Curcumin ist ein starkes Antioxidans und wirksamer Fänger freier Radikale. Es hemmt die Bildung freier Radikale und schützt biologische Strukturen wie Lipide, Proteine und DNA vor oxidativen Schäden.(5) Oxidativer Stress beschleunigt den Alterungsprozess und erhöht das Risiko für altersbedingte degenerative Erkrankungen wie Krebs, Diabetes mellitus, neurodegenerative Erkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In einem Tiermodell für die Alterung hemmte Curcumin (30 mg/kg) die Bildung von Malondialdehyd und Lipofuszin, oxidativen Alterungsmarkern.(6) Die Induktion von oxidativem Stress und die Hemmung der DNA-Reparatur durch Exposition gegenüber dem giftigen Arsen ist mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert. In einer indischen Studie führte die Supplementierung mit Curcumin bei Probanden, die chronisch Arsen ausgesetzt waren, zu einer Verringerung des oxidativen Stresses und einer Hochregulation von p53-abhängigen DNA-Reparaturenzymen (der Tumorsuppressor p53 ist ein Regulationsmolekül, das das Genom schützt, die Reparatur von DNA-Schäden gewährleistet und Genmutationen verhindert).(7)
Eine wichtige Wirkung von Curcumin ist die Hochregulation (Erhöhung der Aktivität und/oder Menge) des Transkriptionsfaktors Nrf2 (nuclear factor erythroid 2 related factor 2), der als Reaktion auf oxidativen Stress und andere endogene und exogene Stressoren endogene induzierbare Abwehrsysteme aktiviert.(8,9) Nrf2 aktiviert das antioxidative System (einschließlich der Erhöhung der Synthese von Glutathion und antioxidativ wirkenden Enzymen), hemmt Entzündungen (unter anderem durch die Niederregulation von NF-kappa-B und die Erhöhung des entzündungshemmenden IL-10) und aktiviert Phase-II-Detoxifikationsenzyme. Ein dysfunktionales Nrf2-System wird mit chronischen Erkrankungen wie neurodegenerativen Erkrankungen (Alzheimer, Parkinson, ALS, MS), chronischen Nierenerkrankungen (einschließlich diabetischer Nephropathie), Asthma, COPD und Adipositas in Verbindung gebracht.(9,10) Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Aktivierung des antioxidativen Systems durch Nrf2 bei der Parkinson-Krankheit eine stärkere neuroprotektive Wirkung hat als die herkömmliche antioxidative Therapie.(11) Der Alterungsprozess geht mit einer Verschlechterung des Nrf2-Systems einher. Die ergänzende Einnahme von Curcumin könnte durch die Hochregulation von Nrf2 zur Prävention verschiedener altersbedingter degenerativer Erkrankungen beitragen. Außerdem deuten Tierstudien darauf hin, dass die Supplementierung mit Curcumin die Lebenserwartung erhöht.(3,12)
Curcumin schützt (auch durch Chelatbildung, Entzündungshemmung, Verringerung des oxidativen Stresses und Hochregulation von Nrf2) unter anderem vor Neurotoxizität und Hepatotoxizität von (Schwer-)Metallen wie Aluminium, Blei, Quecksilber, Cadmium, Kupfer, Chrom und Eisen.(13-15) In Tierstudien hat sich gezeigt, dass Curcumin vor Cadmium-induzierter vaskulärer Dysfunktion und Hypertonie schützt.(16)
2. Entzündungshemmung und Immunmodulation
Bei vielen chronischen (Entzündungs-)Krankheiten spielt die Überaktivität des Transkriptionsfaktors NF-kappa-B im Krankheitsprozess eine zentrale Rolle, darunter bei Krebs, Atherosklerose, Allergien, entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Hepatitis, Osteoporose, Multipler Sklerose, Alzheimer, AIDS, rheumatoider Arthritis, Psoriasis und COPD.(17) Curcumin beeinflusst diese Krankheiten zum Teil durch die Niederregulation von NF-kappa-B.(18-21)
Durch die Nrf2-Aktivierung bewirkt Curcumin eine starke Hochregulation des induzierbaren Stressproteins HO-1 (Häm-Oxygenase-1), das außer für den Abbau von Häm auch für den Zellschutz, die Reduzierung von oxidativem Stress, die Immunmodulation und die Entzündungshemmung wichtig ist. HO-1 spielt eine zentrale Rolle bei der Beendigung einer akuten Entzündung (Auflösungsphase), damit diese nicht in eine chronische (niedriggradige) Entzündung übergeht. Wissenschaftler vermuten, dass eine Hochregulation von HO-1 bei (niedriggradigen) Entzündungskrankheiten wie Stoffwechselkrankheiten (metabolisches Syndrom, Typ-2-Diabetes, Adipositas), Sepsis, Autoimmunerkrankungen, Allergien und neurodegenerativen Erkrankungen positive Auswirkungen hat.(22-24)
Curcumin hemmt die Expression von iNOS (induzierbare Stickstoffmonoxid-Synthase) in Entzündungszellen, teilweise durch Hochregulation von HO-1 und/oder Niederregulation von NF-kappa-B. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass eine anhaltende Überaktivität von iNOS eine wichtige Rolle bei der Pathogenese von Autoimmunkrankheiten und chronischen Entzündungskrankheiten (Depression, Rheuma, Multiple Sklerose, Sjögren-Syndrom, Typ-1-Diabetes, Asthma, Bronchiektasie, Atherosklerose, entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie, Glomerulonephritis, diabetische Nephropathie, Psoriasis, SLE, systemische Sklerose, Dermatitis, periapikale Parodontitis), von neurodegenerativen Erkrankungen und bei Hirntrauma, Myokardinfarkt, Krebs und der Transplantatabstoßung spielt.(25,26)
Curcumin ist ein PPAR-gamma-Agonist. Die Hochregulation des Transkriptionsfaktors PPAR-gamma (Peroxisom-Proliferator-aktivierter Rezeptor-gamma) und die gesteigerte Expression von PPAR-gamma-Rezeptoren durch Curcumin führt zu signifikanten entzündungshemmenden Wirkungen – unter anderem durch die Niederregulation von NF-kappa-B. Die Aktivierung von PPAR-gamma ist bei Augenkrankheiten wie diabetischer Retinopathie, Glaukom und altersbedingter Makuladegeneration von Vorteil. PPAR-gamma hemmt die Aktivität von Mikroglia und Glia, den wichtigsten Immunzellen, die an Augenentzündungen beteiligt sind.(91) Die Hochregulation von PPAR-gamma durch Curcumin wurde in präklinischen Studien auch mit der Hemmung der Hypertonie-assoziierten Herzfibrose, der Hemmung der kolorektalen Karzinogenese, dem Schutz von Nervenzellen bei durch zerebrale Ischämie induzierten Entzündungen, der Hemmung der Nierenfibrose, der Hemmung der durch Diabetes bedingten Leberfibrose und mit entzündungshemmenden Wirkungen bei Adipositas, Diabetes mellitus und metabolischem Syndrom in Verbindung gebracht.(27-32) Die Aktivierung von PPAR-gamma ist ein therapeutischer Angriffspunkt bei Mukoviszidose und systemischer Sklerose.( 33,34)
3. Antimutagene und antikarzinogene Aktivität
Zahlreiche In-vitro- und Tierstudien haben gezeigt, dass Curcumin alle Erscheinungsformen von Krebs (Entstehung, Wachstum, Angiogenese, Metastasierung) hemmt und gegen verschiedene Krebsarten wirksam ist (Leukämie, Lymphom, Multiples Myelom, Melanom, Darmkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Lungenkrebs, Leberkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Prostatakrebs, Gebärmutterkrebs, Gebärmutterhals, Eierstockkrebs, Blasenkrebs).(35,36) Curcumin moduliert eine große Zahl von Regulationsmolekülen in den verschiedenen Krebsstadien.(35-37) Abbildung 3 zeigt, dass Curcumin Transkriptionsfaktoren (darunter STAT3, AP-1, NF-kappa-B) hemmt, die die Umwandlung normaler Zellen in Tumorzellen unterstützen, und Tumorsuppressorgene aktiviert, die die Bildung von Krebszellen verhindern. Curcumin hemmt die Proliferation von Tumorzellen, indem es unter anderem die Überexpression von Onkogenen (Gene, die an der Entstehung von Krebs beteiligt sind), von HER2 (humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2, ein Protein, das eine wichtige Rolle beim Wachstum und der Teilung von Zellen spielt), von Wachstumsfaktoren und von Cyclin D1 (ein an der Zellteilung beteiligtes Protein) hemmt. Durch die Hemmung von VEGF (vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor) wirkt Curcumin auch der Angiogenese (Neubildung von Blutgefäßen) entgegen. Die Niederregulation u. a. von MMP (Matrix-Metalloproteinase), COX-2, TNF-alpha, Adhäsionsmolekülen (darunter VCAM und ICAM) und Chemokinen hemmt das Wachstum in das umgebende Gewebe und die Metastasierung.(35)
Figuur 3. Curcumine gaat de tumorvorming en -progressie tegen (35)
Hinderlich für therapeutische Anwendungen sind die geringe Absorption von Curcumin nach oraler Einnahme, die kurze Halbwertszeit und die geringe Verteilung in den Körpergeweben. In Tierstudien wurden gesundheitliche Wirkungen bei Curcumin-Dosen von 50 bis 500 mg/kg/Tag festgestellt. In Studien am Menschen (Krebs, Alzheimer, Psoriasis, Mukoviszidose) sind Dosen von bis zu 4 Gramm Curcumin pro Tag üblich. Dosierungen von bis zu 8-12 Gramm/Tag (getestet u. a. bei Krebs, Rheuma, Augenkrankheiten, AIDS und postoperativen Zuständen) werden im Allgemeinen gut vertragen, stoßen aber aufgrund der großen Menge bei den Anwendern auf erheblichen Widerstand.(39-44) Etwaige Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Durchfall oder Hautausschlag sind nicht dosisabhängig.(45) Auch wenn Curcumin in kleinen (mikromolaren) Konzentrationen wirksam ist, gelangt selbst bei hohen oralen Dosen (4-12 Gramm pro Tag) wahrscheinlich nur wenig Curcumin in den Körper.(42,46,47) Das fettlösliche Curcumin ist schlecht wasserlöslich, instabil und wird im Darm und in der Leber schnell inaktiviert (durch Glucuronid- oder Sulfatkonjugation) und anschließend ausgeschieden.(47) Wissenschaftler arbeiten intensiv daran, die Bioverfügbarkeit von Curcumin zu verbessern, indem sie es beispielsweise mit Piperin oder Phosphatidylcholin kombinieren.(49)
Eine neue, patentierte Methode, die die Wirksamkeit der Curcumin-Supplementierung erheblich verbessert, ist die Bereitstellung von Curcumin in Form von SLCP (Solid Lipid Curcumin Particles). Untersuchungen am Menschen haben gezeigt, dass diese (Lipid-)Form von ungebundenem Curcumin bis zu 65-mal besser absorbierbar und bis zu 285-mal besser bioverfügbar ist als normales Curcumin, so dass eine viel niedrigere Dosierung möglich ist.(48) SLCP gelangt nach der oralen Aufnahme über die Lymphe (in Chylomikronen) und nicht wie üblich über das Pfortaderblut in den Körper und ist vor der Inaktivierung im Darm und in der Leber geschützt, so dass mehr Curcumin in Blut und Gewebe aufgenommen wird. Im Gegensatz zu gewöhnlichem (konjugiertem) Curcumin kann SLCP die Blut-Hirn-Schranke überwinden, sorgt für eine ausreichend hohe Gewebekonzentration und zeigt signifikante neuroprotektive Effekte.(50) In einer Humanstudie mit gesunden älteren Menschen erwies sich die Supplementierung mit SLCP (400 mg/Tag mit 80 mg Curcumin) für Kognition und Stimmung als vorteilhaft.(51) In einer zweiten Studie mit gesunden Erwachsenen (40-60 Jahre) führte die Supplementierung mit SLCP (mit 80 mg Curcumin/Tag über 4 Wochen) zu einer Senkung der Blutspiegel von Triglyceriden und Amyloid-beta (Biomarker der Gehirnalterung), ALT (Alanin-Aminotransferase, Marker für Leberschäden) und ICAM (ein Adhäsionsmolekül, das mit Atherosklerose in Verbindung gebracht wird) und zu einer Steigerung der antioxidativen Kapazität und der NO-Synthese (Stickstoffmonoxid, Indikator für eine verbesserte Endothelfunktion).(52) SLCP benötigt wahrscheinlich eine (viel) niedrigere Dosis als andere Curcuminpräparate, die in wissenschaftlichen Studien verwendet wurden. Dabei ist der NOAEL (no observed adverse effect level) für SLCP höher als 720 mg/ kg/Tag.(51,53)
Wissenschaftler gehen davon aus, dass Curcumin bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt werden kann (siehe Übersicht). Dies beruht auf den nachgewiesenen gesundheitlichen Wirkungen und den zugrundeliegenden Wirkmechanismen sowie auf den Ergebnissen vieler Tierstudien und einiger Studien am Menschen. In Humanstudien wurden positive Ergebnisse mit Curcumin unter anderem bei Krebs, Diabetes mellitus, Schuppenflechte, rheumatoider Arthritis, Arthrose, Augenerkrankungen und Morbus Crohn berichtet.(54)
Nervensystem: chronischer Stress, Depressionen, altersbedingter kognitiver Abbau, neurodegenerative Erkrankungen (einschließlich Alzheimer, Parkinson, Multiple Sklerose, ALS, Huntington), Hirn- und Rückenmarksverletzungen, hepatische und/oder urämische Enzephalopathie, Epilepsie, komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS), Spätdyskinesie, diabetische Neuropathie/Enzephalopathie; Immunsystem: Krebs (Vorbeugung und Behandlung, Verbesserung der Lebensqualität), Allergien (Asthma, Hautallergie, allergische Bindehautentzündung), Autoimmunkrankheiten (einschließlich Typ-1-Diabetes, Sklerodermie), Infektionen (Malaria, Infektion mit Helicobacter pylori, Herpes simplex Typ 1 und 2, Influenza-Virus, HIV), oraler Lichen planus; Augen: (diabetischer) Katarakt, diabetische Retinopathie, chronische anteriore Uveitis, zentrale seröse Chorioretinopathie (CSCR), idiopathische orbitale Entzündung (Pseudotumor orbitae), Glaukom, altersbedingte Makuladegeneration, Syndrom des trockenen Auges; Atemwege: Sinusitis, Asthma, COPD, Mukoviszidose, Lungenentzündung, Lungenfibrose; Herz und Blutgefäße: Atherosklerose, Thrombose (auch Prävention), Kardiomyopathie, Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt, Angina pectoris, Herzhypertrophie (in Verbindung mit Bluthochdruck), Schlaganfall, Bluthochdruck, Aortenaneurysma, erhöhte Arteriensteifigkeit; Urogenitalsystem: Nierenerkrankungen (einschließlich diabetischer Nephropathie, Lupus-Nephritis), Nierentransplantation, Dysmenorrhoe, chronische bakterielle Prostatitis, Endometriose; Endokrines System: Diabetes mellitus (auch Prävention), Metabolisches Syndrom, Adipositas, Hypothyreose; Bewegungsapparat: Arthrose, rheumatoide Arthritis, postmenopausale Osteoporose, Muskelschwund (auch Prävention), Muskeltrauma, Tendinitis, Fibromyalgie, Gicht; Haut: Wunden, Entzündungen, diabetische Geschwüre, Psoriasis, Vorbeugung der Narbenbildung (äußerliche Anwendung), Akne, Vitiligo, Strahlenwunden; Leber/Gallenblase: Fettleber, Hepatitis, Zirrhose, Unterstützung der Entgiftung und Schutz der Leber vor Toxinschäden, Vorbeugung von Gallensteinen, Gallenwegsdyskinesie; Magen-Darm-Trakt: Dyspepsie, Ulcus pepticum (verschiedene Ursachen), Gastritis, entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Reizdarmsyndrom (RDS), Pankreatitis, Kolitis; Sonstiges: Fieber, Unterstützung der postoperativen Genesung, postoperative Schmerzen, Schwermetallbelastung, toxische Belastung (siehe Wechselwirkungen), Strahlungsschutz, ß-Thalassämie. |
Übersicht: Vorgeschlagene Indikationen für die Supplementierung mit Curcumin (4,39,55-63)
In Tierstudien hat Curcumin unter anderem eine neuroprotektive Wirkung bei Alzheimer, Parkinson, Schlaganfall, Spätdyskinesie, Epilepsie, Hirntrauma, Alkoholismus und diabetischer Neuropathie gezeigt.(3,41,56,64-69) Es gibt auch Hinweise darauf, dass Curcumin die Charcot-Marie-Tooth-Krankheit und die Huntington-Krankheit beeinflussen kann.(3) Die Neuroprotektion wird unter anderem durch die Verringerung von oxidativem Stress und Neuroinflammation (die Hochregulation von Nrf2, HO-1 und PPAR-gamma sind hier wichtige Wirkmechanismen), die Chelatisierung von Schwermetallen, die Modulation von Neurotransmittersystemen (Serotonin, Dopamin, GABA und Glutamat) und die Erhöhung von BDNF (Brain Derived Neurotrophic Factor, ein Neurotrophin, das die Bildung neuer Neuronen stimuliert) erreicht.(3,9,64) Mehrere präklinische Studien deuten auf eine neuroprotektive Wirkung von Curcumin bei der Parkinsonschen Krankheit hin. Curcumin schützt vor den endogenen Neurotoxinen Salsolinol und alpha-Synuclein (die bei der Pathogenese von Parkinson eine Rolle spielen) und schützt vor dopaminerger Neurodegeneration, indem es eine mitochondriale Dysfunktion verhindert. Die mitochondriale Dysfunktion wird durch die Hemmung der Überexpression von JNK (c-Jun-N-terminale Kinasen), die zu den MAP-Kinasen zählen, verhindert. MAPKs sind Mitogen-aktivierte Proteinkinasen, Signalmoleküle, die durch Stressoren wie proinflammatorische Zytokine aktiviert werden und Zellfunktionen wie Zellteilung, Genexpression, Zelldifferenzierung und Apoptose regulieren.(70,71,72)
Curcumin ist eine vielversprechende Substanz zur Vorbeugung und Behandlung des altersbedingten kognitiven Verfalls und der Alzheimer-Krankheit.(73) In-vitro- und Tierstudien haben gezeigt, dass Curcumin den Krankheitsprozess der Alzheimer-Krankheit hemmt, unter anderem durch Schutz vor oxidativen Schäden, Hemmung von Entzündungen, Schutz vor der Neurotoxizität des Amyloid-beta (A-beta)-Proteins, Hemmung der Bildung und Aggregation von A-beta und Stimulierung des Abbaus und der Beseitigung von A-beta-Plaques (Curcumin bindet hierbei an Amyloid-beta).(45,73-76) Es wird angenommen, dass Faktoren wie die Senkung des Cholesterinspiegels, die Hemmung der Blutplättchenaggregation und die Chelatisierung von Eisen und Aluminium ebenfalls zur Schutzwirkung von Curcumin beitragen.(77) Darüber hinaus wirkt Curcumin dem Verlust von Synaptophysin entgegen, einem (präsynaptischen) Membranprotein, das für die normale Neurotransmission unerlässlich ist und bei kognitivem Verfall und Demenz reduziert ist.(74) Tiermodelle für die Alzheimer-Krankheit bestätigen, dass Curcumin den kognitiven Abbau aufhält. Signifikante Effekte werden dabei mit Curcumin in einer Menge erzielt, die – auf den Menschen übertragen – 1,5 Gramm (normales Curcumin) pro Tag entspricht. Sehr hohe Curcumin-Dosen scheinen daher für eine relevante neuroprotektive Aktivität nicht notwendig zu sein. Einige wenige Humanstudien über die Wirksamkeit von Curcumin (1-4 Gramm/Tag über 6 Monate) bei der Alzheimer-Krankheit wurden abgeschlossen, ihre Ergebnisse sind jedoch negativ oder nicht schlüssig.(45,73,78) Dies ist wahrscheinlich teilweise auf die geringe Bioverfügbarkeit der verwendeten Curcuminpräparate zurückzuführen.(45) Darüber hinaus ist es denkbar, dass Curcumin zur Vorbeugung von Demenz und in den frühen Stadien der Krankheit geeignet ist, aber bei fortgeschrittener Demenz weniger Wirkung zeigt. Derzeit läuft eine Phase-2-Studie über die Wirksamkeit von SLCP bei Alzheimer-Patienten (Supplementierung mit 4 oder 6 Gramm SLCP mit 800 oder 1200 mg Curcumin pro Tag).(74) Eine klinische Studie mit gesunden älteren Menschen deutet darauf hin, dass eine Supplementierung mit SLCP zur Aufnahme einer relevanten Menge Curcumin im Gehirn führt. Sechzig gesunde Senioren (60-85 Jahre) nahmen 4 Wochen lang SLCP (400 mg/Tag mit 80 mg Curcumin) oder Placebo ein.(51) Eine Stunde nach der Einnahme von Curcumin stellten die Forscher im Vergleich zu Placebo signifikante Verbesserungen der Konzentration und des Arbeitsgedächtnisses fest. Die tägliche Einnahme von SLCP führte zu einer signifikanten Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses und der Stimmung (die Probanden waren widerstandsfähiger gegen psychischen Stress); und der Gesamt- und der LDL-Cholesterinspiegel sanken ebenfalls signifikant.(51)
Curcumin hat eine antidepressive Wirkung in mehreren Tiermodellen für Depressionen, unter anderem durch die Hemmung der Neuroinflammation, die Verringerung des oxidativen Stresses, die Beeinflussung des Stressregulationssystems (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse) und die Modulation von Neurotransmittersystemen (Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, GABA, Glutamat), die an der Depression beteiligt sind.(34,35,38,80,83,98) Curcumin bewirkt einen dosisabhängigen Anstieg von BDNF (Brain Derived Neurotrophic Factor) mit einer Zunahme der Neurogenese im Hippocampus und im frontalen Cortex.(34,38) Aus Humanstudien ist bekannt, dass der BDNF-Serumspiegel bei depressiven Patienten reduziert ist und sich während der Behandlung mit Antidepressiva normalisiert. Chronischer Stress spielt bei der Entwicklung von Depressionen oft eine wichtige Rolle. Tierstudien zeigen, dass Curcumin die mentale und physische Stressresistenz erhöht (adaptogene Wirkung) und den durch chronischen Stress hervorgerufenen Zuständen des kognitiven Verfalls und der Depression auch dadurch entgegenwirkt, dass es den Glukosestoffwechsel im Gehirn verbessert, das proinflammatorische Enzym iNOS hemmt und BDNF, Synaptophysin und 5-HT1A-Rezeptoren (Serotonin-1A-Rezeptoren) erhöht.(25,81,83,85-88) Eine 6-wöchige Humanstudie aus dem Jahr 2014 mit 60 Probanden liefert den ersten klinischen Beweis, dass Curcumin bei der Behandlung von depressiven Störungen wirksam und sicher ist.(89) Die Behandlung mit einem Curcumin-Ergänzungsmittel mit erhöhter Absorption (2x 500 mg/Tag) war bei depressiven Störungen ebenso wirksam wie das Standard-Antidepressivum Fluoxetin (20 mg/Tag), gemessen mit der HAMD17 (Hamilton Depression Rating Scale, 17 Items).(89) Die Bioverfügbarkeit von Curcumin in dieser Form ist schätzungsweise 7 Mal höher als die von normalem Curcumin.(90) Der Prozentsatz der Responder (Personen, die von der Behandlung profitierten) war in beiden Gruppen ähnlich (Curcumin 62,5%, Fluoxetin 64,7%).(89)
Präklinische und einige klinische Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse von (oral verabreichtem) Curcumin bei verschiedenen chronischen Augenerkrankungen wie chronischer anteriorer Uveitis, diabetischer Retinopathie, Glaukom, altersbedingter Makuladegeneration, (diabetischem) Katarakt, proliferativer Vitroretinopathie (im Zusammenhang mit Netzhautablösung), allergischer Konjunktivitis, Syndrom des trockenen Auges und Sehnervenentzündung (demyelinisierende Entzündungskrankheit in Verbindung mit Multipler Sklerose).(91-95) Entzündungen spielen bei vielen Augenkrankheiten eine wichtige Rolle. Dazu gehören auch Augenkrankheiten, bei denen man zunächst nicht an eine Entzündungskrankheit dachte, wie z. B. Glaukom, altersbedingte Makuladegeneration, retinale Ischämie und diabetische Retinopathie.(94) In zwei klinischen Studien führte die Einnahme von Curcumin (3×375 mg/Tag bzw. 2×120 mg/Tag) bei insgesamt 154 Probanden mit chronischer anteriorer Uveitis zu einer signifikanten Verbesserung des Augenleidens.(92,93) In der ersten Studie stellten die Forscher fest, dass Curcumin genauso gut wirkt wie Kortikosteroide (die Standardtherapie für diese Augenerkrankung) und dass es aufgrund der fehlenden Nebenwirkungen eine gute Alternative zu Kortikosteroiden sein könnte. In der zweiten Studie wurde zusätzlich zur Standardtherapie ein Curcumin-Präparat mit erhöhter Absorption (Curcumin-Phosphatidylcholin-Komplex mit etwa 20-fach höherer Bioverfügbarkeit) verwendet. Die Augenbeschwerden gingen bei mehr als 80% der Probanden nach einigen Wochen der Curcumin-Supplementierung zurück. Nach 12 Monaten war die Zahl der Exazerbationen der anterioren Uveitis von 275 (in den 12 Monaten vor der Curcumin-Supplementierung) auf 36 zurückgegangen.(93) Die Einnahme von Curcumin (3×375 mg/Tag über 6-22 Monate) führte bei 5 Probanden mit idiopathischer Orbitalentzündung zu einer stetigen Verringerung des Entzündungsprozesses; bei 4 von 5 Probanden kam es zu einer vollständigen Heilung.(94) Der Curcumin-Phosphatidylcholin-Komplex (in einer Dosis von 1200 mg/Tag mit 240 mg Curcumin) wurde bei 12 Probanden (18 Augen) mit chronischer zentraler seröser Chorioretinopathie (CSCR) getestet.(91) Bei dieser Erkrankung tritt Flüssigkeit aus der Aderhaut (“Choroidea”) in die Makula (den zentralen Teil der Netzhaut) aus und es entsteht eine Schwellung unter der Netzhaut. Nach einer 6-monatigen Curcumin-Supplementierung hatte sich die Sehschärfe der getesteten Augen verbessert (bei 61%) oder war stabil geblieben (bei 39%); eine Verringerung der (neuro)retinalen Schwellung wurde bei 78% der Augen festgestellt.(91)
In den letzten Jahren wurde die Wirkung von Curcumin bei Menschen mit Krebs (u. a. Multiples Myelom, Osteosarkom, Dickdarm-, Prostata-, Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs) zunehmend untersucht. Dabei handelt es sich meist um Phase-1-Studien mit kleinen Patientengruppen, in denen die Bioverfügbarkeit von Curcumin und die Sicherheit der Nahrungsergänzung geprüft und erste Nachweise für die Wirksamkeit gesucht werden. Es ist möglich, dass Curcumin besonders wirksam gegen Krebs im Magen-Darm-Trakt ist, weil hier leichter höhere Gewebekonzentrationen zu erreichen sind, es sei denn, man entscheidet sich für Curcumin mit erhöhter Absorption oder die intravenöse Verabreichung von Curcumin (in Lipidform).(96) Curcumin kann die Wirksamkeit regulärer Behandlungen verbessern, aber auch deren Nebenwirkungen abmildern. In einer Pilotstudie nahmen 40 Männer mit Prostatakrebs, die eine Strahlentherapie erhielten, ein Curcumin-Präparat mit verbesserter Absorption (3 g/Tag) oder ein Placebo ein.(89) Die Curcumin-Gruppe hatte nach drei Monaten signifikant weniger strahlenbehandlungsbedingte Harnwegsbeschwerden als die Placebo-Gruppe.(98) In einer anderen Studie führte die Einnahme von Curcumin (6 Gramm/Tag) zu einem Rückgang der Radiodermatitis bei Brustkrebspatientinnen.(99) Curcumin kann auch zur Krebsprävention beitragen. Bei 5 Patienten mit familiärer adenomatöser Polyposis, einer Erbkrankheit mit gutartigen Polypen im Dickdarm und einem stark erhöhten Dickdarmkrebs-Risiko, führte die Supplementierung mit Curcumin (3×480 mg/Tag) und Quercetin (3×20 mg/Tag) über 6 Monate zu einem signifikanten Rückgang (Anzahl, Größe) der Polypen.(99)
Curcumin hemmt Atherosklerose. Tierstudien haben gezeigt, dass Curcumin die Endothelfunktion verbessert, die Thrombozytenaggregation hemmt, den LDL-Cholesterinspiegel senkt, den HDL-Cholesterinspiegel erhöht, LDL vor Oxidation schützt und Gefäßentzündungen hemmt.(35) Curcumin bewirkt eine Niederregulation der MMPs (Matrix-Metalloproteinasen; diese Enzyme sind am Abbau der extrazellulären Matrix beteiligt) und eine Hochregulation der TIMPs (Tissue Inhibitor of Metalloproteinases, Gewebeinhibitoren der Metalloproteinasen). Ein Ungleichgewicht dieser Regulationsmoleküle wurde mit verschiedenen Krankheiten wie Atherosklerose, Krebs, Arthritis und Endometriose in Verbindung gebracht.(100) In einer Humanstudie führte die Einnahme von Curcumin (500 mg/Tag) zu einer Senkung des LDL-Cholesterins um 12%, einem Anstieg des HDL-Cholesterins um 29% und einem Rückgang der Lipidperoxidation um 33%.(35,101) Eine Dosis von 150 mg Curcumin pro Tag reichte in einer anderen Humanstudie aus, um die Endothelfunktion zu verbessern und die Lipidperoxidation sowie die Blutspiegel proinflammatorischer Zytokine (TNF-alpha, IL-6, Endothelin-1) zu senken.(54) Der Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP) ist ein starker Prädiktor und unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Meta-Analyse von Humanstudien kommt zu dem Schluss, dass eine Supplementierung mit Curcumin (mit verbesserter Absorption) über mindestens 4 Wochen mit einer signifikanten Senkung des CRP-Spiegels verbunden ist.(102) Curcumin hat in Tiermodellen für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz kardioprotektive Wirkungen, unter anderem dadurch, dass es der Herzhypertrophie, Entzündungen, Ischämie-Reperfusionsschäden und Fibrose entgegenwirkt.(103-105).
Eine Pilotstudie am Menschen (Dauer 8 Wochen) zeigt, dass Curcumin (2×500 mg/Tag) besser gegen rheumatoide Arthritis hilft (signifikanter Rückgang der Krankheitsaktivität, weniger Schmerzen und weniger empfindliche und geschwollene Gelenke, signifikanter Rückgang des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein) als das Schmerzmittel Diclofenac (2×50 mg/Tag). Ein wichtiger Wirkmechanismus von Curcumin ist die Hemmung der Synthese und Expression des proinflammatorischen Zytokins TNF-alpha, das im Krankheitsprozess eine zentrale Rolle spielt.(21,128) Darüber hinaus hemmt Curcumin die durch TH17-Zellen (T-Helfer-Lymphozyten Typ 17) mediierte Entzündung, die für Rheuma und andere Autoimmunkrankheiten charakteristisch ist.(107,108) Bei Arthrose führt eine geringgradige Entzündung zum Abbau von Gelenkknorpel; Curcumin schützt den Knorpel und hemmt den Entzündungsprozess.(109,110) In einer Humanstudie führte eine Curcumin-Supplementierung (200 mg/Tag) zu einem signifikanten Rückgang der Gelenkschmerzen und einer signifikanten Verbesserung der Gelenkfunktion, während die Entzündungsmarker im Blut (darunter IL-1-beta, IL-6, VCAM-1, Erythrozytensedimentationsrate) signifikant abnahmen.(111)
Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Curcumin dem Verlust von Muskelmasse, der durch Immobilität, Alterung, Krebs, AIDS, Sepsis, Diabetes, Urämie, kongestive Herzinsuffizienz, akute quadriplegische Myopathie, neurogene Atrophie und COPD verursacht wird, entgegenwirkt.(112,113) Die Schulmedizin hat dagegen keine Mittel. Der beschleunigte Muskelabbau bei katabolen/entzündlichen Erkrankungen wird in erster Linie durch eine Hochregulation des UPP-Systems (‘ubiquitin proteasome pathway’) im Muskelgewebe verursacht, dem wichtigsten intrazellulären System für den Proteinabbau. In Tierstudien wurde festgestellt, dass Curcumin die Hochregulation des UPP-Systems (und damit den Muskelschwund) durch Hemmung von p38 (einer MAPK) hemmt.(112) Bei bettlägerigen oder immobilen Menschen nehmen Muskelkraft und Muskelmasse ab, was zum Teil auf die Abnahme der Aktivität von Grp94 (Glukose-reguliertes Protein 94 kDa) im Muskelgewebe zurückzuführen ist. Eine Supplementierung mit Curcumin erhält das Grp94-Niveau bei (längerer) Inaktivität aufrecht.(113) Curcumin fördert die Genesung nach einem Muskeltrauma. In einer Tierstudie beschleunigte Curcumin die Regeneration von Muskelgewebe (Myogenese) nach einem Trauma, indem es die Proliferation und Differenzierung von Muskelzellen erhöhte.(35)
Bei Fettleibigkeit kann Curcumin zur Gewichtsreduktion und zur Vorbeugung von Krankheiten beitragen, die mit Fettleibigkeit zusammenhängen, darunter das metabolische Syndrom, Typ-2-Diabetes, NASH (nicht-alkoholische Steatohepatitis) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzrhythmusstörungen eingeschlossen).(114) Durch Niederregulation von mit Fettleibigkeit assoziierten inflammatorischen Signalmolekülen, darunter NF-kappa-B und die Adipokine TNF-alpha, IL-6, Resistin, Leptin und MCP-1 (Monozyten-chemotaktisches Protein-1), und Hochregulation von entzündungshemmenden Signalmolekülen (darunter Adiponektin, Nrf2 und PPAR-gamma) reduziert Curcumin Insulinresistenz, Hyperglykämie und Hyperlipidämie. Curcumin senkt das Risiko, dass sich aus einem Prädiabetes (gekennzeichnet durch erhöhte Nüchternglukosewerte, gestörte Glukosetoleranz und erhöhte HbA1c-Werte) ein Typ-2-Diabetes entwickelt. Dies wurde in einer placebokontrollierten Humanstudie (mit 240 Teilnehmern) nachgewiesen, in der 16,4% der Probanden, die ein Placebo einnahmen, nach neun Monaten Typ-2-Diabetes entwickelt hatten, während dies bei keinem der Probanden in der Curcumin-Gruppe (1,5 Gramm Curcumin pro Tag) der Fall war.(115) Aus präklinischen Studien ist bekannt, dass Curcumin antidiabetische Wirkungen hat, unter anderem durch den Schutz der insulinproduzierenden Betazellen vor Entzündungen und oxidativen Schäden (durch die Hochregulation von Nrf2 und HO-1) und die Unterstützung der Betazellenfunktion.(114,115) 1972 wurde erstmals nachgewiesen, dass Curcumin den Blutzuckerspiegel bei Menschen mit Diabetes mellitus senken kann.(114) Bei Diabetikern kann Curcumin dazu beitragen, Diabetes-Komplikationen wie Kardiomyopathie, Retinopathie, Katarakte, Geschwüre, Nephropathie, Neuropathie und Enzephalopathie vorzubeugen.(114,116,117) Eine Humanstudie aus dem Jahr 2014 deutet darauf hin, dass Curcumin der verstärkten Atherosklerose bei Diabetikern (Typ 2) entgegenwirkt und das erhöhte Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert.(116) Die Einnahme von Curcumin (1,5 g/Tag) über einen Zeitraum von 6 Monaten führte zu einem Anstieg des entzündungshemmenden Adiponektins und einem Rückgang des entzündungsfördernden Leptins; ein Ungleichgewicht dieser Adipokine fördert die Atherosklerose. Andere mit Atherosklerose assoziierte Faktoren (abdominale Adipositas, erhöhter Triglyzerid- und Harnsäurespiegel, Insulinresistenz) verbesserten sich ebenfalls. Die Supplementierung mit Curcumin führte zu einer Verringerung der arteriellen Steifigkeit, einem Surrogatmarker für Atherosklerose, der eine starke Korrelation mit kardiovaskulären Erkrankungen und dem Sterberisiko zeigt.(116)
Die äußerliche Anwendung von Curcumin beschleunigt die Wundheilung, teilweise durch antioxidative Aktivität und Hochregulation von TGF-beta-1 (transformierender Wachstumsfaktor Beta 1, ein wichtiges Zytokin für die Wundheilung).(35) Curcumin verbessert die Bildung von Granulationsgewebe, die Kollageneinlagerung, die Remodellierung und die Wundkontraktion und schützt vor Wundinfektionen.(118) In einer placebokontrollierten Studie mit 60 Probanden mit leichter bis mittelschwerer Psoriasis vulgaris (Psoriasis Area and Severity Index (PASI) Score < 10) führte eine Curcumin-Supplementierung (2 g/Tag mit 20% Curcumin für 12 Wochen; Curcumin als Nanopartikel aus Liposomen) zusätzlich zur Verwendung einer Kortikosteroid-Salbe zu einer signifikant stärkeren Verbesserung der Hauterkrankung als die Verwendung der Kortikosteroid-Salbe allein.(119) Der Serumspiegel des proinflammatorischen Zytokins IL-22 sank in der Curcumin-Gruppe um 50%, während er in der Kontrollgruppe gleich blieb. Die Wirksamkeit von Curcumin bei Psoriasis wird zurückgeführt auf die entzündungshemmende Wirkung (teilweise durch die Verringerung der Aktivität von TH22-Zellen, einer Subpopulation der T-Lymphozyten, die wie TH17-Zellen bei Psoriasis überaktiv sind), die Hemmung der Angiogenese und der Proliferation von Keratinozyten sowie die Verringerung der Aktivität der Phosphorylase-Kinase (die Überaktivität dieses Enzyms spielt im Krankheitsprozess eine wichtige Rolle).(119)
Mehrere klinische Studien haben gezeigt, dass die ergänzende Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) mit Curcumin sinnvoll und gut verträglich ist.(43,45) Curcumin lindert die Darmbeschwerden und senkt krankheitsassoziierte Entzündungsmarker wie Myeloperoxidase, COX-1, COX-2, LOX, TNF-alpha, IFN-gamma, iNOS und NF-kappa-B.(120-122) Bei Patienten mit Colitis ulcerosa führte eine zusätzliche Behandlung mit Curcumin (2 x 1 Gramm/Tag über 6 Monate) zu einem signifikanten Rückgang der Krankheitsaktivität und einem geringeren Risiko von Krankheitsschüben.(123) Vermutlich hemmt Curcumin den Entzündungsprozess zum Teil durch die Hemmung der Aktivität des TRPV1 (‘transient receptor potential vanilloid-1 receptor’), der bei Darmentzündungen und Schmerzen eine wichtige Rolle spielt.(124)